Trennungen sind eine unschöne Sache. Vermutlich geht auch jeder ein bisschen damit anders um. Während die einen sich mit neuen Eroberungen über den ehemaligen Partner hinwegtrösten, ertränken sich die anderen im Selbstmitleid. So wie ich. Im Grunde genommen tue ich nichts anderes als dazusitzen, nachzudenken und den Minuten beim Verstreichen zuzuschauen. Als Autor/in kann so eine Trennung wohl auch irgendwo eine Begebenheit sein, die zum Schreiben motiviert. Das kann gut sein, wenn man auf Anhieb die richtigen Worte findet - um wahlweise die ganze Beziehung in den Dreck zu ziehen oder sehnsuchtsvoll auf die vergangene Zeit zurückzublicken -, aber auch schlecht, wenn man eben diese Worte nicht findet und sich langsam aber sicher immer mehr Frustration über diese blöde Trennung, diese blöde Schriftstellerei, dieses blöde, sinnlose Leben anhäuft. Manchmal durchlebt man diese zwei Zustände auch im Wechsel und ich weiß ehrlich gesagt nicht, welcher mir lieber ist.
Bei meiner letzten Trennung habe ich schon während des Trennungsvorganges darüber nachgedacht, welches schriftstellerisches Potential sich dahinter verbirgt. Das kommt jetzt ziemlich herzlos rüber, aber Schriftsteller/innen sind schließlich auch bloß Menschen. Denn sein wir mal ehrlich: Wann sonst hat man so viele negative Emotionen in sich konzentriert, bereit herauszubrechen und alles von einem Schleier der Trostlosigkeit überziehen zu lassen? Bei mir geht das dann allerdings so weit, dass ich mir einbilde, dass mir selbst mein Essen mitleidige Blicke zuwirft und sich die Couch hinter meinem Rücken über die Dauerbelagerung beschwert. (Als ich das Ganze dann einigermaßen verarbeitet und lyrisch oder in sonst einer literarischen Form ausgeschlachtet hatte, habe ich dann vielleicht doch ein bisschen an meinem Verstand gezweifelt. Aber wie gesagt: Trennungen sind eben - um mich des eingangs gebrauchten Euphemismus nochmal zu bedienen - eine unschöne Sache.)
Manchmal ist es wirklich schön, eine rege Phantasie zu haben - besonders beim Schreiben von Romanen zum Beispiel. Aber nach Trennungen stürzt mich das immer in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Wenn ich also nicht gerade am Stalken bin, denke ich darüber nach, wie es meiner abgelegten Liebschaft so geht. Wenn ich dann allerdings höre, dass der- oder diejenige scheinbar absolut kein Problem mit der ganzen Situation hat, spinne ich mir schon gern zusammen, die ganze Zeit belogen worden zu sein; nicht wichtig gewesen zu sein. Dann bin ich wenigstens nicht mehr traurig, sondern einfach irgendwie sauer. Aber das verfliegt meistens genauso schnell, wie es gekommen ist.
Trotz all dieser Umstände bin ich glücklich, in solch schwierigen Lebenslagen Papier und Stift in die Hand nehmen und mir den Frust von der Seele schreiben zu können. Doch Schreiben erhält nicht am Leben. Schreiben bedeutet, das Todesurteil zu unterzeichnen und jeglichen Schmerz zu betäuben, Erinnerungen an diese eine Person den Bach hinunterzuwerfen, sie im weitesten Sinne zu kommerzialisieren. Aber es ist eben meine Art, mit Trennungen umzugehen.
Natürlich gilt das oben beschriebene keineswegs für alle Autoren - das will ich mir um Gottes Willen nicht anmaßen. Es ist nur mal wieder der Versuch, in Worte zu fassen, was mein Herz noch nicht zu begreifen vermag: Ich bin wieder single.