Ich sehe graue Mauern
Verlassene Gebäude
Gesichter ohne Leben
Und Augen ohne Freude
Ich sehe keine Tiefe
Alles ist mir fremd
Seh niemanden wie mich
Seh´ keinen, der mich kennt
Du sagst:
Ich sehe Licht sich brechen
In diesem Augenblick
Ich bin auf einer Reise
Auf die mein Blick mich schickt
Ich sehe blauen Himmel
Auch hinter Regenwolken
Mein Blick fixiert die Ferne
Mein Körper wird ihm folgen
Ich sehe kein Stück Holz
Ich sehe lieber Bäume
Ich seh´ nicht deine Zweifel
Ich sehe deine Träume
Der Traum ist nur ein Sklave
Und liegt bald tot im Staub
Und mag er noch so singen
Im Leben bleib ich taub
Ich höre alles dumpf
Von außen, wie von innen.
Doch dürste ich nach Stille
Umzingeln mich die Stimmen
Du sagst:
Ja, ich höre Stimmen
Doch ich höre zu
Ich lausche mich selbst sprechen
So lerne ich dazu
Und schließ´ ich meine Augen
Treibe ich auf Klang
Töne bilden Äste
Die Melodie den Stamm
Ich höre grünes Licht
Vor schwarzem Hintergrund
Ich höre Freunde lachen
Was sonst noch dröhnt, verstummt
Ich höre mich nach draußen
Allein in meinem Zelt
Musik ist für mich Freiheit
Mein Ohr das Tor zu Welt
Die Freiheit ist ein falscher Freund
Gerade sie will binden
Und hat sie dich erst festgekettet
Wird sie sich dir entwinden
Sie ließ mich lange dursten
Nur so kann sie mich brechen
Mein Mund schmeckt nach Erschöpfung
Gebrochenen Versprechen
Du sagst:
Genügsamkeit ist harte Kost
Man muss sie langsam kauen
Ich höre auf mein Bauchgefühl,
Mein Kopf muss sie verdauen
Ich würze mir das Leben
Mit einer Prise Lachen
Mit einem Löffel Neugier
Und einem Schuss Erwachen
Ich schmecke frischen Fahrtwind
Und tausend neue Farben
Das Leben ist ein Festmahl
Kein Stein in meinem Magen
Ich schmecke intensiver
Mit jedem Zug auf Lunge
Ich muss das Glück nicht suchen
Es liegt mir auf der Zunge
Das Glück ist längst ein alter Mann
Die Beine sind ihm schwer
Und welchen Weg ich auch beschreite
Er kommt nicht hinterher
So folg´ ich meiner eig´nen Route
Gebaut auf meinem Spürsinn
Doch ich rieche nur Verzettlung,
Vergangenheit und Irrsinn
Du sagst:
Und ich witter Morgenluft
Ich riech´ das Salz des Meeres
Ich bin Schüler dieses Fachs
Meine Nase lehrt es
Ich rieche Mandarinenschalen
Und bin wieder Kind
Ich rieche alte Weihnachtslieder
In Marzipan und Zimt
Ich rieche meine Jugendliebe
Im Lagerfeuerrauch
Ich fülle mich mit Schnappschussblitzen
Und atme wieder aus
Erinnerung ist nur der Schleier
Vor der Fratze des Vergessens
Sie lächelt nur, um mich zu lähmen,
Gefühle zu erpressen
Doch ich fühle nichts
Bin kurz vor dem Erschlaffen
Mein Geist träumt längst in Ketten
Vom Fliegen und Erschaffen
Du sagst:
Jeder Mensch ist kreativ.
Uns´re Gaben wurzeln tief
Weit außerhalb des Körpers
Musik und Kunst schwingt in der Luft
Und pendelst du dich darauf ein
Wird sie für dich auch hörbar
Denn es ist nicht dein Verstand
Der Worte schreibt, dir Bilder zeigt
Es ist das Leben
Das durch dich
In neuen Worten
Die Unendlichkeit beschreibt.
Das Werk. Der Baum. Die Frucht.
Das Alles bist du nicht
Du bist nicht der Schöpfer
Doch was du bist
Ist
Licht
Das auf den zarten Trieb der keimt
Jeden Tag von neuem scheint
Befreie deine Sicht
Und was du bist ist Wasser
Fließe, lass dich gehen
Was du bist ist Mensch
Du musst die Saat selbst sähen
Und was du bist
Ist Boden
Verwurzelt, metertief
Und du bist auch der Zauber,
Der in der Erde schlief
Was du bist ist Ernte,
Der Lohn des langen Wartens
Der Schweiß in deinen Händen
Die Dankbarkeit des Gartens
Du bist der gedeckte Tisch
Das Loch in deinem Bauch
Der Appetit und der Genuss
Das alles bist du auch
Und ja, du bist die Stimme
Die dich bestärkt zu gehen
Die Hand, die dich emporhebt
Um wieder aufzustehen
Der Mundwinkel im Höhenflug
Das Leuchten in den Augen
Im Morgengrau die Nadelwälder
Die frische Luft aufsaugen
Das Morgenrot der Sonne
Das Blau der letzten Stunde
Die Farbe in der Landschaft
Das Jahr und die Sekunde
Die Vibration des Universums
Das Farbspektrum des Lichts
Du bist viel mehr als ein Vergleich
Kein Vers dieses Gedichts
Du bist du.
Und diese Worte nur
Ein Blick aus weiter Ferne
Denn viele seh´n nur Dunkelheit
Doch du
Blickst in die Sterne