„Hallo“, sagte sie zu ihm und es wurde wieder still. „Tschüss“, sagte er zu ihr und es wurde wieder still. Ie Stille konnte nichts durchbrechen, nicht die Atemgeräuschen, die die Beide machten und auch nicht die Bahngeräuschen die von draußen hereinkamen. Auch die Waschmaschienengeräusche aus der Küche, oder die Zeitschaltuhrengeräusche von den Zeitschaltuhren, die in der ganzen Wohnung verteilt waren, konnten die Stille durchbrechen, denn die Stille war in den Köpfen der Beiden anwesend und nicht in dem Raum, den Beide miteinander teilten. „Es hat keinen Sinn“, dachte sie sich und verließ wieder das Zimmer. „Es hat keinen Sinn“, allein dieser trübe Gedanke durchbrach die Stille in ihrem Kopf für einen Moment und ließ sie dann noch unglücklicher zurück, als sie zuvor gewesen war. „Es hat keinen Sinn“, dachte er sich als er ihre Hausschuhe auf den Fliesen sich von ihm entfernen hörte. „Es hat keinen Sinn“, war das Einzige, das die Stille in seinem Kopf durchbrach und dieser trübselige Gedanke ließ ihn noch trauriger zurück, als er zuvor eh schon gewesen war. Es gab Momente in dem Leben eines Menschen, in denen man nicht viel tun konnte als sie auszuhalten. Zu jedem, von so einem Moment, gab es mit Sicherheit einen Spruch, der einem sagte, dass man glücklich sein sollte, dass man weiter machen sollte, dass man jede Sekunde genießen sollte, doch manchmal musste mann die Sekunden einfach nur aushalten, vor allem, wenn man darauf wartete, dass ein anderer Mensch seine Sekunden ausgehalten hatte und bereit war weiter zu machen. Auf diese Bereitwilligkeit eines anderen zu warten gehörte wohl mit zu den schlimmsten Dingen, auf die man während seines Lebens warten musste, oder konnte. Natürlich war es eine freiwillige Entscheidung auf jemand anderen zu warte, aber wenn dieser einem etwas bedeutete, dann tat man es, jenes wusste sie, denn sie tat es schon zwei Jahre. Zwei Jahre wartete sie immer mal wieder darauf, dass er bereit war weiter zu machen, bereit war, wieder mit ihr zu sprechen, sich zu einem Kompromiss durchzuringen, vielleicht sogar nachzugeben, wenn es gut für sie lief. Manchmal kam ihr dann der Gedanke in den Sinn, das es keinen Sinn mehr hatte, doch dann ertrug sie einfach die Stille, versuchte nicht einmal mehr gegen sie anzukämpfen und wartete einfach darauf, dass er zu ihr kam. „Es hat keinen Sinn mehr“, war ein Gedanke der ihr immer wieder leid tat, sobald sie ihn gedacht hatte. Sie wusste nämlich in die Stille, nach diesem Gedanken hinein, dass es doch einen hatte, das es der einzige wirkliche Sinn zu sein schien, warum sie auf der Welt war und das es auch gut war, dass er es war. Zu warten auf den Menschen von dem sie wollte, dass er zu ihr kam, um mit ihr über Streitigkeiten zu reden, war ein guter Sinn und sie tat es gerne, denn er würde kommen. „Es hatte sehr wohl einen Sinn“, dachte er in die Stille nach dem ersten Gedanken. Sie wollte etwas, er wollte etwas, beide kämpften für das was sie wollten, es hatte also einen Sinn. Der Sinn, warum sie beide miteinander kämpften war, dass es der einzige Weg war, dass beide dem anderen in der Beziehung den Respekt zeigen konnten den sie für einander empfanden. Wenn er sie nicht respektieren würde, dann würde er nicht mit ihr streiten, dann wäre es ihm egal was sie wollte, dann wäre er schon vor langer Zeit verschwunden. Wenn er ihre Meinung nicht respektieren würde, würde er ihr nicht sagen, was er tun wollte, dann würde er es einfach machen. Wenn er ihre Anwesenheit nicht respektiert würde, dann wäre es ihm egal, dass sie nicht da sein konnte, wo er sie gerne bei sich haben wollte, nur weil sie etwas anderes machen wollte. Die Streitigkeit hatte also einen Sinn und alles andere, das mit ihr zu tun hatte auch. Sie gab den Dingen einen Sinn und ihm tat leid, dass er daran gezweifelt hatte und er wollte nie wieder daran zweifeln, sondern sich noch über tausend kleine und große Dinge mit ihr streiten, die vielleicht keine Sinn hatten, doch dadurch einen ergaben und es würde gut werden, was sie zusammen entschieden und es würde auch gut werden, wenn es erst schlecht sein würde, denn es würde immer wieder einen Sinn ergeben, weil sie es mit ihm zusammen getan hätte und alles andere war unwichtig. Die Kälte des Fliesenbodens unter seinen Socken konnte nichts an der Hitze seines Gesichte ändern, die ihm bei diesen Gedanken in den Kopf gestiegen war. Er hatte das Wohnzimmer erreicht und seine Augen blicken in die ihren und es ergab alles wieder einen Sinn, er konnte ihn sehen. Er konnte ihn sogar fühlen, als sie aufstand und ihn umarmte, ihren Kopf an seine Brust legte und es war, als würde sein Herzschlag ihr zuschreien, dass es einen Sinn gehabt hatte, dass er vor zwei Jahren aus der Bahn gesprungen war um ihr ihren Regenschirm hinterher zu bringen und sie durch ihn nicht nass zum Vorstellungsgespräch gekommen war, für den Job, der nun ihre Miete bezahlte.