Snapes Strafe
Ich konnte es nicht fassen, dieser Draco war so, so… unmöglich. Jetzt lief ich hier durch die Schule, unten ohne, danke!
Wie hatte er es überhaupt geschafft, seine Hand so zu verrenken? Er wirkte neben mir ganz entspannt, vielleicht mit einem Zauber? Auch egal, denn jetzt hatte ich nicht mal Zeit in den Turm zu kommen, da mich Ron unbarmherzig zum Abendessen zog. Ich sage es mal so, man sollte sich nicht zwischen Ron und einen gut gefüllten Teller stellen, da entwickelte er Fantasie, Strategie und Geschick! Und so zerrte er mich gnadenlos, beständig über Malfoy schimpfend, zum Essen und ich konnte sehr genau spüren, dass ich unten rum nackt war und schimpfte in Gedanken mit Ron über besagte Person.
Toll, jetzt saß ich hier und aß, da ich wusste, der Abend würde anstrengend werden, und durfte den selbstzufriedenen Ausdruck und das gehässige Grinsen von Draco erkennen, der sehr genau wusste, dass ich keine Zeit gehabt hatte mich wieder herzurichten. Er schien es zu genießen, dieses Wissen zu haben und ich warf ihm einen versucht gleichgültigen Blick zu. Was ihn süffisant auflachen ließ, oh, diese Arroganz.
„Hermione?“, sprach mich Ginny an und meine Aufmerksamkeit ruckte zu ihr.
„Ja, Ginny?“, blickte ich höflich hoch.
„Kannst du mir mal sagen, was das gestern sollte? Zu wem bist du gegangen, das war ja mehr als merkwürdig?“, fragte sie da enorm neugierig und war von ihrer Gruppe begeisterter Zuhörer umgeben. Ich saß zu Harrys linker Hand und dieser war gerade auf seiner anderen Seite zu Ron gelehnt und unterhielt sich mit diesem.
„Ähm, weg. Ich denke nicht, dass dich das was angeht!“, erklärte ich ihr recht süßlich, Mann, Ginny konnte so nerven, ich verstand sie nicht so genau, oder halt, ich verstand es schon, zum Teil, sie wusste nie, woran sie bei mir war. Und sie schien sich ständig zu fragen, wollte ich was von Harry, wollte Harry was von mir? Oder wollte ich was von Ron, oder dieser von mir? Tja, liebe Ginny, Fragen über Fragen, auf die du von mir keine Antworten bekommen würdest.
Ich fand ihr Gebaren zum Teil lächerlich, jeder wusste, dass sie es vom ersten Blick an auf Harry abgesehen und diesen als ihren Schwarm auserkoren hatte. Aber ich weiß nicht, ihre Art nun mit ihrer Schwärmerei umzugehen, sagte mir nicht so zu, sie hängte sich an Jungs, die als Ersatz für Harry dienen sollten, da dieser ihr Interesse nicht erwiderte.
Aber sie kaschierte ihre Absicht, Harry damit eifersüchtig machen zu wollen, sehr schlecht, zumindest in meinen Augen.
Sie war ein witziges, aufgewecktes Mädchen, aber mehr halt auch nicht. Ich sah weder die Genialität der Twins in ihr noch etwas anderes, sie war ein bisschen wild, so wie Alicia und Angelina, aber hatte auch durchaus was von Lav oder Pav… aber halt nichts Außergewöhnliches, außer vielleicht Mollys aufbrausendes Temperament aber sonst, nichts!
Ach nein, halt und ihrer Verbissenheit, sich Harry unter den Nagel zu reißen und das mochte ich gar nicht, ich wusste nicht, mochte sie ihn wirklich um seiner selbst willen oder wegen seines Ruhms, seines Geldes? Sah sie in ihm den Jungen-der-lebte, oder einfach nur Harry?
Und da war ich mir halt unsicher, ich wusste am besten, was wir Frauen doch für Miststücke sein konnten! Aber ehrlich, anders als bei Cho, die sich mit der Entscheidung nicht leicht tat, wusste ich bei dieser zumindest, auch wenn sie nicht zu Harry passte, dass sie sehr wohl versuchte, den Menschen Harry zu sehen, sonst würde sie viel offensiver in diese Beziehung gehen, der Harry ja nicht abgeneigt gegenüberstand.
Aber bei Ginny wusste ich auch, dass sie, sollte Harry ihr auch nur den kleinsten Hinweis geben, dass er sie wollte, sie sich ihm sofort und vollkommen an den Hals schmeißen und die Beine soweit spreizen würde, dass Harry höchstwahrscheinlich Angst und Bange werden würde.
Und so wurde ich mit ihr nicht wirklich warm.
„Also, so würde ich das nicht sehen, wir sind ein Haus und du bist spätnachts abgehauen und als du wiederkamst, sahst du gar nicht gut aus und… Harry… auch nicht, wer setzt ihm so zu?“, glitzerten ihre braunen Augen sensationslüstern.
„Ginny, wenn du es nicht weißt, werde ich es dir auch nicht sagen, frag Harry!“, bot ich ihr diplomatisch an.
„Aber Hermione, du bist Vertrauensschüler, du musst ein Vorbild sein!“, erregte sie sich, mich auf meine Aufgaben hinzuweisen.
„Ginny, ich denke nicht, dass mein bisheriges Verhalten und die Erfüllung meiner Pflichten, eine Beschwerde rechtfertigen würden!“, meinte ich recht frostig, da ich meine Arbeiten stets gewissenhaft erfüllte.
„Klar, sagt ja keiner, aber warum… bist du auf einmal so eng mit meinen Brüdern, ich hab dich noch nicht oft mit ihnen gesehen?“, bohrte sie weiter nach und das mit den Twins schien ihr gar nicht zu passen.
Ich schob mir schnell mal einen Bissen in den Mund, erschwerte das Antworten, Mann, dieses enervierende, kleine Biest, jetzt konnte ich Snape ein bisschen verstehen… waren alle Kinder so nervig?
„Und ich sorge mich auch um Harry, was hatte er gestern?“, drang sie weiter in mich. Ja, da näherten wir uns ihrem wichtigsten Anliegen, aber Harry schien es jetzt mitbekommen zu haben, dass ich von Ginny in die Mangel genommen wurde und stoppte seine Unterhaltung mit Ron.
„Ginny, lass Hermione in Ruhe, das alles braucht dich nicht zu interessieren, das ist eine Sache zwischen Ron, Hermione und mir!“, meinte Harry sehr kühl, aber auch sehr bestimmt. Wow, seine Laune schien nach den heutigen Erkenntnissen in den Keller gerauscht zu sein, konnte ich verstehen. Warum machten Dumbledore und der Orden so ein Getöse um Prophezeiungen und erzählten uns nichts, behandelten uns wie Kleinkinder und nicht wie Jugendliche, die durchaus in der Lage waren zuzuhören und mitzudenken?
Ich fand es die falsche Taktik, aber hatte ich nicht schon gesagt, dass ich Dumbledore oft nicht verstand?
„Aber Harry… Hermione kann doch nicht einfach so tun als gehöre ihr das Haus und es interessiert nicht nur mich, sondern uns alle, was ihr so treibt! Wir können helfen!“, wandte sie sich selbstbewusst an Harry und warf ihr glattes, langes, rotglänzendes Haar über ihre Schulter und überhörte die abweisende Tonlage in Harrys Stimme.
„Ginny, ich sehe das anders, das geht niemanden etwas an! Und danke für dein Angebot, aber wir brauchen keine Hilfe!“, schnappte er leicht angesäuert, ja, er war super drauf heute.
„Aber… aber Harry, das ist doch alles,… warum bist du so abweisend?“, kam es betroffen von ihr, aber Harry war heute nicht in der Laune, den immer sanften, immer verständnisvollen zu mimen, den gab es heute nicht. Dass der Dark Lord immer mehr ein Teil von seinem Geist wurde, würde wohl jeden miesepetrig machen. Aber ich fand´s toll, dass er Ginny so klar die Grenzen aufzeigte, da war ich dann doch Frau.
„Ginny, lass stecken. Wir wissen, was wir tun, das ist nichts für kleine Mädchen!“, erklärte Ron von oben herab. Ich presste fest meine Lippen aufeinander, um ein lautes Lachen zu unterdrücken. Ron war herrlich, einfach zum Schießen, ich meine, Ginny lief bis zu den Ohren dunkelrot an, was sich gefährlich mit ihren Haaren biss, selbst Harrys Augen glitzerten verdächtig und ich fand Ron gerade einfach göttlich!
Wie er Ginny vor allen brüskiert hatte, da hatte sie versucht, die Rädelsführerin der meuternden Gryffindors zu werden und uns auszuhorchen und da kam Ron und schoss ihr derart lapidar vor den Bug, was er von ihr dachte und Harry widersprach nicht, als sie als kleines Kind abgestempelt wurde. Stattdessen versuchte er krampfhaft, nicht zu lachen und ich sah vielleicht minimal hämisch aus. Manchmal, wenn man es am wenigsten erwartete, war Ron genial.
Ich unterbrach dieses peinliche Zwischenspiel für Ginny, der mal wieder deutlich vor Augen geführt wurde, dass Harry keine romantischen Gefühle für sie hegte, stand auf und sagte: „Ich bin dann mal weg…“, beugte mich zwischen Ron und Harry, flüsterte sehr leise: „Wartet bloß nicht auf mich. Ich denke, nach gestern wird er mich erst um vier Uhr in der Früh wieder entlassen!“
„Ja, ich denke, das ist nicht mal unwahrscheinlich! Er ist ein Sadist“, kicherte Ron mitleidig und auch Harry nickte traurig und ich dachte bei mir; wenn du wüsstest!
„Aber ich mach mir Sorgen, was ist wenn etwas passiert?“, fragte Harry besorgt. Ich rollte die Augen, konnte aber ihre Sorge verstehen, immerhin ging es hier um Snape.
„Wenn was wäre, könnte ich die Galleone heiß werden lassen!“, bot ich an.
„Genial, Hermione, genial“, war Ron begeistert und Harry nickte zustimmend.
„Ja, das ist gut, so machen wir es, dann viel Vergnügen!“, lachte er plötzlich gemein und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, sichtlich froh, nicht selbst zu Snape zu müssen.
Ich stand nun vor der hölzernen Tür, die ich gestern aufgesprengt hatte und starrte sie widerwillig an. Ich war noch kurz im Turm gewesen, hatte meine Taschen getauscht und mir endlich wieder ein Höschen angezogen. So überlegte ich nun, wie ich ihm gegenübertreten sollte. Ich meine, mein Schlag hatte gesessen, aber ich war mir nicht so sicher, ob der Professor solche Tiefschläge so leicht verzieh?
Ich dachte, wohl eher nicht, daher konnte ich mein Herz in der Brust hart schlagen fühlen.
Und so trat ich beherzt hin und klopfte kurz, wir hatten einen Termin und Feigheit wollte ich mir nicht nachsagen lassen.
„Miss Granger, ich habe gar nicht gehört, dass Sie sich bemerkbar gemacht haben?“, kam es zuckersüß von Snape, der hinter seinem Tisch saß, seine Ausstrahlung war sehr düster und beeindruckend.
„Sir, ich habe geklopft, ich dachte, ich darf eintreten!“, ging ich betont beherrscht auf ihn zu, gab mich sehr cool.
„Sie sollten nicht so viel denken!“, meinte er maliziös.
„Natürlich nicht, Sir!“, schluck, dachte ich mir, das wird gleich noch schlimmer.
„Nun, dann kommen Sie“, forderte er und erhob sich gewohnt selbstsicher und geschmeidig, als er auf seine Privaträume zuging, aber auch er zeigte sich erstaunlich ruhig und gelassen.
Hallo, war das Snape? Wo war der Anschiss, was spielte er hier? War das seine Masche, mich zu verunsichern? Wenn ja, funktionierte sie zu meinem Leidwesen, da ich damit gerechnet hätte, dass er gestern Nacht als erstes ansprechen würde, aber so…! Sein Verhalten verunsicherte mich sehr.
Und so folgte ich ihm in sein Wohnzimmer und sah ihn erwartungsvoll an, wo sollten wir trainieren?
„Da können Sie sich umziehen, wenn Sie fertig sind, gehen Sie durch diese Tür!“, wies er auf die letzte Tür hinten. Von seinem Wohnzimmer gingen genau drei sichtbare Türen ab, da ja sonst alle Wände nur Bücherregale zierten.
„Sir!“, war das Einzige, was ich mich zu sagen traute und ging zu der Tür, trat hindurch und wäre am liebsten wieder auf der Stelle umgekehrt!
Ich stand in seinem Schlafzimmer, im Schlafzimmer meines Professors. Okay, jetzt war ich mir sicher, das war seine bitterböse Taktik, mich aus der Bahn zu werfen, die Rache von Snape hatte schon lange begonnen, nur viel subtiler als erwartet.
Ich stand in dem großzügigen Raum, der nur die nötigsten Gegenstände aus edlen, dunklen Hölzern enthielt, diese aber waren aufs Aufwändigste gedrillt und gedrechselt, wie zum Beispiel ein wahrlich riesiges, pompöses Bett, das mit einer schwarzen Satinbettwäsche bezogen war.
Hatte ich jemals wissen wollen, wie mein werter Herr Professor schlief? Nein, das wollte ich nicht! Aber die Demütigung sollte heute wohl komplett sein, hatten es die Schlangen darauf angelegt, mich unter der Gürtellinie zu treffen?
Und so schnaufte ich verbittert auf, bitte, war mir doch egal, sollte er sich vorstellen, wie ich mich in seiner Privatsphäre umzog, war mir sowas von egal, musste mir egal sein. Und so legte ich schnell die Klamotten ab und zog die Trainingskleidung an, ein kurzes Shirt und eine bequeme Hose, ich war ja gespannt, was er tragen würde? Nicht denken, sehen, versprach ich mir.
Meine Haare band ich mir straff aus dem Gesicht, fasste sie zu einem Dutt zusammen, ich wollte ihm nicht noch einmal so eine Angriffsfläche bieten und dass ich ihm noch einmal in sein Gemächt würde treten können, glaubte ich auch nicht, da würde ich mir wohl was anderes einfallen lassen müssen.
Ich nahm meinen Mut zusammen, von dem ich ja reichlich zur Verfügung hatte und trat flott durch die Tür und versuchte, nicht erstaunt auszusehen, aber wofür gab es Magie? Der Raum war groß, erstaunlich groß und leer, nur eine große, schwarze Matte lag da und darauf stand ein hochaufgerichteter, stolzer Mann mit hinter seinem Rücken verschränkten Armen und blickte mir mit einem süffisanten Lächeln entgegen.
„Miss Granger… ich dachte schon, Sie hätten es sich gemütlich gemacht, so lange wie Sie gebraucht haben!“, hauchte er seidig, was mir beinahe eine Gänsehaut bescherte, während ich mir die Doppeldeutigkeit seiner Worte vor Augen führte.
Gleichzeitig konnte ich aber auch nur starren, ja gut, ich hatte ihn schon ganz anders gesehen, beziehungsweise ich kannte sein intimstes Körperteil, aber so hatte ich ihn noch nie gesehen, so dass ich auf seine bissige Bemerkung gar nicht reagieren konnte.
Er stand vor mir, komplett in schwarz, was nun wirklich nicht verwunderte, aber er trug ein halblanges Shirt, das bei der Mitte seiner Oberarme aufhörte und ich sah seinen Bizeps, wow, er war jetzt kein Bodybuilder aber hey, das sah trotzdem gut aus. Er sah so sehr viel stärker aus und ich wusste, er war stark, aber jetzt sah ich es auch. Aber das Schockierendste war, er hatte seine Haare zusammengebunden, was ihm ein vollkommen anderes Äußeres bescherte. Ich musste mich zusammennehmen, um nicht den Kopf vor Ungläubigkeit zu schütteln.
Ich riss mich mit äußerster Willensanstrengung am Riemen und ging auf ihn zu, nur nicht zeigen, dass er dich gerade auf mehrfache Weise aus der Fassung brachte.
„Ihr Schlafzimmer war faszinierend, Sir, in so einem Bett muss es sich gut schlafen lassen!“, provozierte ich und schlug mir gedanklich sofort ärgerlich auf die Stirn, warum, warum musste ich bei Snape immer wieder diese Aussetzer haben, warum musste ich ihn reizen, mit so einem blöden Spruch? Ich meine, es zeugte nicht von meiner Intelligenz, in seiner Anwesenheit die Wörter Bett, Schlafzimmer usw. in den Mund zu nehmen!
„Miss Granger, es freut mich, dass Ihnen meine privaten Gemächer zusagen! Wenn Sie möchten, könnten Sie es ja mal ausprobieren, wie es sich liegt!“, schnarrte er mir selbstgefällig entgegen, während er zeigte, dass ihn meine Wörter nicht aus dem Konzept gebracht hatten.
„Ich denke nicht, dass dies Dracos Zustimmung finden würde, Sir!“, parierte ich sofort.
„Müssen Sie sich hinter meinem Patensohn verstecken? Angst?“, grinste er doch hämisch und bösartig.
„Vor Ihnen, Sir? Nein, nie!“, hob ich ihm mein Kinn arrogant entgegen.
„Dann ist es mit Ihrer Brillanz nicht so weit her wie gedacht!“, meinte er da sehr spöttisch.
„Ich denke aber auch, Professor, man sollte nie seine Ängste zeigen, oder?“
„Auch wieder wahr!“, gab er mir doch recht, was mich glatt aus dem Konzept brachte, aber bevor ich reagieren konnte winkte er mich zu sich.
„Kommen Sie näher, Sie haben es geschafft, dass ich nun das Vergnügen haben werde, Sie zu unterrichten… Sie haben keine Gnade zu erwarten!“, beschied er eisig und maß mich mit abwertendem Blick.
„Hätte ich von Ihnen auch nie erwartet, Sir!“, zeigte ich mich kalt und nickte ihm nur knapp zu.
„Gut, solange Sie sich keine falschen Hoffnungen machen“, zuckte er gleichgültig die Schultern.
„Wir beginnen! Alles ist erlaubt, jeder kann machen was er will, ich muss einen Überblick über Ihr Können und Ihre Fähigkeiten gewinnen!“, führte er weiter sehr geschäftsmäßig aus.
„Zu Befehl, Sir!“, stimmte ich zu und stellte mich sehr gerade hin.
„Nun denn, auf geht’s!“, forderte er endgültig.
Und schon standen wir uns entschlossen gegenüber, beide ruhig, beide gelassen. Ruhe bewahren war die oberste Regel, wer in Hektik verfiel hatte von vornherein verloren, schnelle, fließende Bewegungen waren perfekt, sollten sie aber unsicher und nervös werden, würden sie mich in einen Nachteil bringen, denn ich dachte nicht, dass er in einem Kampf die Kontrolle verlor.
Er stand lässig, aber lauernd vor mir, nur seine so dunklen Augen huschten hin und her, ansonsten verharrte er reglos, wow, da wurde einem schon anders! Auch zeigte er mir durch das halblange Shirt sein Dark Mark ganz ungeniert und stand trotzdem entspannt da. Als er meinen Blick bemerkte, hob er nur spöttisch die Braue.
Und dann ging er auf mich los, so schnell, so blitzschnell wie ich gar nicht blinzeln konnte und so leise wie ein Lufthauch und wollte mir einen Tritt auf mein rechtes Schienbein geben, das ich etwas weiter vorne stehen hatte. Ich war aber auch schnell geworden in den letzten Monaten meines Trainings und so schaffte ich es knapp, mich aus der Gefahrenzone mit einem beherzten Sprung zurückzuziehen.
Er versuchte nun, mich an der Vorderseite meines Hemds zu erwischen, was ihm auch gelang. Er zog mich nah zu sich, während ich versuchte, mit meinen Handkanten gezielte Schläge auf seine Halsschlagader zu setzen, was auch gelang, aber er ließ sich davon nicht sonderlich beeindrucken und riss mich, indem er sich nach hinten warf, unbarmherzig mit sich und brachte mich damit aus dem Gleichgewicht. So dass ich, wenig gewollt, nach vorne und auf ihn zu fiel. In einer fließenden Bewegung setzte er seinen Fuß auf mein Schambein und da wusste ich, ich war in eine Falle gegangen und nun gefangen und er zwang mich so zu einer Fallrolle über ihn hinweg!
Wie mir schien schwebte ich eine Ewigkeit in der Luft, als ich mich komplett überschlug, dann prallten wir beide auf der Matte mit den Rücken auf, wobei meine Wucht durch die Hebelkraft und den Schwung des Überschlages viel kräftiger und stärker war, als sein einfaches auf den Rückenfallen. Mir entwich durch den harten Aufschlag die Luft schmerzhaft aus den Lungen.
„Ufffffffff“, als wir Kopf über Kopf auf der Matte lagen. Er hatte es dank meiner beherzten Gegenwehr nicht mehr geschafft, die Rückwärtsrolle zu vollenden und auf mir zu landen, denn sonst wäre dies hier ein sehr kurzer Kampf gewesen.
So wollte ich keine Müdigkeit vorschützen und kam augenblicklich auf die Beine, wir umkreisten uns sofort lauernd wie die Tiere, bei der kleinsten Zuckung würde einer angreifen, es war bewunderungswürdig, wie ruhig er war, sein Gesicht zeigte nichts.
Da er mir körperlich überlegen war, versuchte ich es mit Beintritten des Taekwondo, da ein Tritt dreimal so stark war wie ein Fauststoß und meine Beine waren nun mal länger als meine Arme und so verwendete ich, in der Nahdistanz, eine Fußkombination gegen ihn, ein rasch ausgeführter Tritt von außen nach innen.
Nach dem Hochreißen des angewinkelten Knies streckte ich das Bein schnell durch und wollte ihm meinen Ballen kraftvoll ins Gesicht rammen, aber wie zu erwarten, wich er geschmeidig aus und mein Schlag ging ins Leere.
Er schlug nun rasant mit einem offensiven Angriff zu meinem Hals und wenngleich ich versuchte auszuweichen, bekam ich noch die Kante seiner Hand ab, was dazu führte, dass mir kurz schwarz vor Augen wurde. Aber dank der Nähe erwischte ich sein Shirt und konnte ihm Kontra bieten, indem ich ihm mein Knie mit Allgewalt in die Brust rammte, so dass nun ich hören konnte, wie er zischend die Luft entweichen ließ.
Er sprang pfeilschnell weg und versuchte wieder normal zu atmen, das Tempo war mörderisch. Schlag folgte auf Schlag. Ich kam gar nicht zum Denken, nur zum Reagieren und es wurde blutig und dreckig. Wir wechselten über alle Kampfarten und Stile, in einem wüsten Rhythmus. Fußtritte wechselten mit Fußfegern, Fauststöße mit Ellbogenschlägen.
Krav Maga, Judo, Lutra Livre, Freestyle Fight, Karate, Sambo und so könnte ich fröhlich weiter aufzählen, wir machten nicht Halt, als das erste Blut floss und ich wie er aus dem Mund oder der Nase unseren Lebenssaft vergossen. Er wollte mir genauso verbissen wenig etwas schenken, wie ich ihm und so schlugen und prügelten wir aufeinander ein.
Wenngleich ich eingestehen musste, dass ich sehr in der Defensive war und er derjenige war, der die Gangart bestimmte, aber ich wehrte mich nach Kräften und ich konnte richtig fühlen, wie er mit seinen wüsten Fußtritten und Schlägen, aber auch bei seinen Fausthieben, die Wut von gestern Abend an mir und meinem Körper abreagierte. Ich konnte mir sehr lebhaft vorstellen, dass mein Körper nach diesem Training keine nicht schmerzende Stelle mehr haben würde, aber ich schlug mich recht gut und ich konnte auf diese Leistung, noch ein wenig stehen zu können, stolz sein, da ich wohl guten Gewissens behaupten konnte, dass er sich nicht zurückhielt und mich schonte.
Als ich durch diese kleine, hochnäsige Betrachtung meines Könnens abgelenkt war, erwischte er mich, bekam wieder einmal mein Shirt zu fassen und riss mich in einer spektakulären Technik mit sich zu Boden, er wandte den Maki-komi-waza an.
Dies war eine Mitfalltechnik und er begrub mich fast vollständig unter sich, nun lag ich mit dem Rücken an seiner harten Brust, an die ich rücksichtslos gepresst wurde und er hatte damit den von ihm erhofften Vorteil, mich auf dem Boden zu halten. So war ich in einer sehr viel schlechteren Position um agieren zu können und das nützte er aus, da er mich mit einem Grappling gefangen nahm, wobei wir wie verschlungen ineinander lagen, Arme und Beine um uns geschlungen, unsere Körper eng aneinander gepresst.
Seine Beine hatte er um meine Taille geschlungen und sein rechter Arm lag um meinen Hals, der andere umklammerte eisern mein linkes Handgelenk, ich fühlte mich wie in einem festsitzenden Kokon.
Wenn nun einer den Professor und mich so sehen könnte, verschwitzt, blutend, schwer atmend, er würde denken, wir versuchten uns erfolgreich umzubringen und er schaffte es, mich zur langsamen aber immer sicherer werdenden Bewegungsunfähigkeit zu verdammen, bis ich aufgab oder in einem echten Kampf die Lichter ausgingen.
Und so wand ich mich und kämpfte vehement gegen seine Griffe und seinen unnachgiebig harten Körper an, der mich unerschütterlich auf die harte Matte drängte. Ich konnte seinen schweren Atem an meinem Ohr fühlen. Ich versuchte, seinen Arm von meinem Hals zu bekommen, denn er würde versuchen mich zu würgen. Da ich leider erschöpft war und so gut wie bewegungsunfähig, gelang es mir nicht, gegen seinen konstanten und stetigen Druck anzukämpfen. Seine Beine drückten unritterlich meine Mitte immer fester zusammen, so dass ich hier schon fast keine Luft bekam, er hatte mich überwältigt und würde mir jetzt seine volle Stärke zeigen.
Und so gab ich auf, erschlaffte noch bei vollem Bewusstsein in seinen Armen und machte auf tot.
Er schien meine Aufgabe nicht sofort zu bemerken, denn ich konnte ausmachen, wie er noch weiter drückte, nur dass meine Muskeln keinen Widerstand mehr boten und nachgaben und er mich noch mehr zerquetschen konnte.
Als er auf einmal innehielt und nach einer Millisekunde auch seine angespannten, verkrampften Muskeln lockerte und mich zwar immer noch so umfangen hielt, wie ich aufgegeben hatte, aber mich nicht mehr zu zerbrechen versuchte.
Und so konnte ich ihn derart nah an mich gepresst fühlen, wie ich es bisher nur als Minna getan hatte, nur dass er diesmal mich, Hermione, so im Arm hielt.
„Miss Granger?“, hauchte er mir nun schweratmend in mein Ohr und ich konnte nichts gegen die Gänsehaut tun, die sich von meinem Ohr über meinen Körper ausbreitete. Und da ich nicht sofort antwortete oder sonst ein Zeichen des Wachseins von mir gab, spürte ich wie er seine Nase in mein zurückgebundenes Haar vergrub und tief einatmete. Ich konnte es nicht glauben und riss meine bis dahin geschlossenen Augen perplex auf, er dachte anscheinend, ich hätte das Bewusstsein verloren und ich konnte zu meinem maßlosen Entsetzen spüren, wie sich auf einmal etwas Hartes gegen meinen Rücken zu pressen begann… Hilfe, ich meine, ich war seine Schülerin und nicht Minna, darauf legte ich mal wert, das ging zu weit.
Und so griff ich auf mein vorhandenes schauspielerisches Talent zurück und erwachte Mal theatralisch, mit einem stöhnenden Luftholen.
„Aaaahhhh“, was ihn sich sofort von mir lösen ließ. Er riss seinen Kopf zurück und entwirrte unsere verhedderten Körperteile. „Sir?“, fragte ich atemlos und setzte mich verwirrt auf und fuhr in mein Gesicht um danach eine blutige Hand anzusehen. Toll, gestern Blut! Heute Blut! ... Hoffentlich produzierte mein Körper genug davon.
„Miss Granger, wie fühlen Sie sich?“, donnerte es hinter mir und ich blickte über meine Schulter in ein wohl nicht weniger demoliertes Gesicht, toll wie er aussah, ich konnte stolz auf mich sein.
„Gut, Sir, danke und Ihnen?“, war ich doch wirklich guter Laune, obgleich ich fühlte, wie mir alles langsam, aber sicher zu schmerzen begann, nur er sah nicht so aus, als ob ihm alles weh tat, er war echt hart im Nehmen.
„Ich wüsste nicht, was Sie das anginge aber lassen Sie sich gesagt sein, Sie müssen noch viel lernen!“, sprach er sein vernichtendes Urteil über mich, alles klar, Sir, wenn Sie das sagen, dafür dass ich erst so kurz, so hart trainierte sah er aber auch mitgenommen aus… aber bitte, das hier war Snape!
„Das weiß ich, Sir. Denken Sie, man kann mir was beibringen?“, fragte ich keck, da rief er nun seinen Stab und reinigte uns beide magisch, höchstwahrscheinlich um überhaupt zu sehen was wir für Wunden hatten.
„Sie sind zumindest nicht ein so hoffnungsloser Fall wie Potter in Okklumentik!“, spuckte er schnarrend aus, einige Strähnen seiner glatten Haare hatten sich aus dem kurzen Pferdeschwanz gelöst und umspielten sein Gesicht.
Jetzt waren wir beim Thema vom gestern Nacht, wir saßen immer noch auf der Matte, ich mit dem Rücken zu ihm, nur mein Kopf war ihm zugedreht. Jetzt hatten wir nur ein Problem, ich würde mich in diesem Leben nicht entschuldigen, nicht für den Tritt und den Schlag, die hatte er sich redlich verdient.
„Danke für das Kompliment, Sir. Da wir beim Thema sind…“, leckte ich mir nervös über die aufgeplatzte, noch leicht blutende Lippe und schmeckte das frische Blut in meinem Mund. „…ich habe, nachdem ich gestern bei Ihnen war… mit Harry geredet und ihm angeboten, wenn Sie sich damit einverstanden erklären, ihn, nach diesem Desaster, jeden Dienstag in Okklumentik zu Unterrichten und zu helfen, begleitend zu Ihrem Unterricht, Sir? Wenn Sie damit einverstanden sind!“, fragte ich nun den Boden, da ich mein Gesicht abgewandt hatte, nur sollte man einer Schlange niemals den Rücken zuwenden, so viel sollte ich schon gelernt haben, nicht? Aber Fehler kommen immer wieder und so auch dieser!
„Denken Sie das, was veranlasst Sie zu dieser Annahme?“, zischte er bedrohlich leise in mein Ohr. Ich zuckte zusammen, denn ich hatte nicht mitbekommen, wie er sich so rasant, so lautlos wieder an mich herangewagt hatte und nun in mein Ohr flüstern konnte. „Was veranlasst Sie, zu denken, dass ich das von gestern einfach so vergesse?“, schlossen sich seine Arme von hinten um meinen Brustkorb und drückten gnadenlos meine Oberarme an meinen Oberkörper und er sich mit seinem Körper an meinen Rücken, oh, war der immer noch sauer, dachte ich nur erstaunt und konnte seine nackten Arme sehen, die sonst immer so gut verpackt waren.
„Ich weiß nicht, Sir?“, schluckte ich schwer und konnte wieder seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren und auf einmal einen Schmerz, der mich durchzuckte und ich konnte zwar den Aufschrei unterdrücken, aber nicht das erschrockene und unerwartete Keuchen.
„Auwaarrgg…“, er hatte mich in mein Ohrläppchen gebissen, hoffentlich war es noch dran, warum bissen diese nervigen Slytherins immer? Hatten die Probleme?
„Pro… Professor!“, ließ ich mich außer Atem vernehmen, ich würde mich trotzdem nicht entschuldigen.
„Und Sie denken, Sie können Potter besser unterrichten, in diesem schwierigen Gebiet, als ich?“ hauchte er seidig.
„Nein, Sir. Aber ich könnte es anders und Sie wissen selbst, dass Ihr Verhältnis nicht das Beste ist, da dachte ich, es würde nicht schaden, damit so etwas wie gestern nicht nochmal vorkommt! Vertrauen, er vertraut mir und bei dieser Kunst ist das wichtig!“, versuchte ich so normal als möglich, in meiner so ungünstigen Position, von mir zu geben.
„Ach, denken Sie das… nun dann sollte ich Sie am Sonntag prüfen, ob Sie mir standhalten, wenn ja dürfen Sie mit Potter üben, wenn nicht…“, drohte er mir, alle meine Geheimnisse aus dem Kopf zu ziehen, oh wie nett, aber gut, es war ein Angebot, das Einzige, welches ich bekommen würde. Und es war nett, mir Zeit zu geben bis Sonntag.
„Wie Sie wünschen, Professor!“, ging ich sofort auf das Angebot ein und wagte mich nicht, mich in seinen Armen zu rühren.
Er ließ nicht los und hatte seinen Mund noch immer an meinen Hals, so als würde er ihn jederzeit küssen oder dergleichen… die Spannung zwischen uns war mit Händen zu greifen.
„Was soll ich mit Ihnen machen? Wie kann ich Sie bestrafen, für Ihr unmögliches Benehmen gestern Abend, denn Ihnen ist doch bewusst, dass das nicht ungesühnt bleiben kann? Oder?“, strich der Luftzug seiner samtigen Stimme lasziv über meine erhitzte Haut.
„Ja, Sir, aber ich entschuldige mich nicht!“, stieß ich hervor und dachte noch; scheiß Stolz! Mann, war ich stur.
„Das dachte ich mir schon!“, sagte er nur resümierend und löste einen Arm von meiner Brust und packte in mein hochgestecktes Haar und bog mir den Kopf brutal in den Nacken, so dass ich auf die Decke starrte und sein drohendes, düsteres Gesicht über mir ausmachte, meine Kehle war überdehnt.
Und dann küsste er mich abrupt, aber dies war ein strafender, ein böser, nicht netter Kuss, so brutal und roh, dass er mir zeigte, dass dies eine Strafe war. Er biss mich in meine eh schon geschundenen Lippen, rücksichtlos, was mich in seinen Mund wimmern ließ und das schien ihm erst recht zu gefallen, da ich spürte, wie sich seine Hand fester in mein Haar verwob und schmerzhaft an meiner Kopfhaut zog. Seine Zunge erzwang sich nun gewaltsam Zugang zu meinem Mund und glitt hinein und erforschte mich wenig zärtlich.
Er drückte mich mit seiner anderen Hand noch immer grob an seine Brust und ich bekam nur meine linke Hand frei, die ich zielstrebig in die Höhe hob, um etwas von ihm zu packen zu bekommen. Ich fand sein zurückgebundenes Haar, das ich nun ebenfalls brutal in meine Faust schloss, was ihn knurren ließ aber das führte nicht dazu, dass er von mir abließ und so lieferten wir uns das nächste Duell, nur auf einem anderen Gebiet.
Als er mich zum Zeichen, dass er der Boss war, verroht in die Zunge biss und ich zurückschreckte, ließ er abrupt von mir ab und stand auf. Ich hatte sofort meine Hand aus seinem Haar gelöst und saß noch immer irritiert da und betastete ungläubig meinen geschundenen Mund. Entsetzt darüber, wie er zu Strafen wusste!
Er hatte seiner Meinung und seine Strafe Kund getan, ab jetzt würde er mich immer so bestrafen, das wusste ich nun, da er wusste, die anderen Repressalien nahm ich gleichgültig hin. Wenn er wüsste, was ich schon alles von ihm hingenommen hatte, aber egal wie er bisher zu Minna gewesen war, dieser Kuss hier war so kalt und grausam gewesen, dass er mich innerlich sehr unterkühlt zurückließ.
Er hatte den Übungsraum schon verlassen und ich richtete mich nun schwerfällig auf und ging unter seinen Blicken in sein Zimmer, um mich umzuziehen, was ich routiniert tat, ich nahm die Umgebung gar nicht wahr.
„Professor, ich gehe dann?“, trat ich vorsichtig zu ihm und trug den schwarzen Umhang, er blickte kritisch auf meine Gestalt, hob abwägend die Braue.
„Ah, gehen Sie sich von meinem Patensohn trösten lassen?“, troff der Sarkasmus aus seiner Stimme.
„Wenigstens habe ich jemanden, der das für mich tut, nicht wahr, Sir?“, ich musste ihm zeigen, dass er mich nicht mit so einem läppischen Kuss brechen konnte, da fand ich es erniedrigender, von ihm Geld zu bekommen, manchmal wollte ich es diesem arroganten Kerl liebend gerne ins Gesicht schreien.
Ich konnte ausmachen, wie sich sein Kiefer verkrampfte und zu arbeiten begann, als auch schon sein Glas mal wieder wie eine Kanonenkugel auf mich zuschoss und ich dem Geschoss nur dank eines Hechtsprungs zur Seite entkam, ich hörte es laut klirren, als es zerschellte. Ich kam blitzschnell auf die Beine und lief so schnell ich konnte von ihm weg, bevor er sich noch drastischere Strafen ausdenken konnte.