Die Himmelspforte, ein kurzer Steig, wollte für Christina einfach kein Ende nehmen. Als die beiden endlich oben angekommen waren, hatte es lange aufgehört zu läuten.
"Sepp! Du hast es mir versprochen. Bitte!"
"Ich hab dir versprochen, dass ich rangehe, falls er nochmal anruft, aber nicht, dass ich ihn zurückrufe!"
"Dann schau wenigstens nach, ob er eine Nachricht aufgesprochen hat! Bitte, Sepp! Es ist doch nur, weil ich Angst um dich hab...!"
Sie sah ihn so flehend an, dass er nicht umhin konnte, sein Handy zu zücken und nachzusehen. In der gleißenden Sonne jedoch, konnte er das Symbol der Box-SMS nicht sehen.
"Nein, hat er nicht, Hase! Komm her!"
Sonja ging zu ihm hin und er nahm ihr Gesicht in die Hände.
"Du brauchst doch keine Angst um mich zu haben, Hase! Ich bin zäh!"
Er küsste sie und schlenderte mit ihr auf dem Plateau herum.
"Möchtest du was trinken?"
"Ich hab was im Rucksack für uns, Sepp"
Sie nahm den Rucksack ab und brachte zwei Sektstifterl zum Vorschein, sowie zwei Sektflöten, die sie in Zeitungspapier gewickelt hatte.
"Lass uns anstoßen mein Prinz! Auf uns!"
Sie hatten sich nahe der Bergstation der Zahnradbahn ins Gras gesetzt und öffneten die winzigen Sektflaschen. Dann stießen sie an. Sie waren wie füreinander geschaffen: Ein schönes Paar...
Peter hatte vor etwa zehn Minuten sein "Statement" abgegeben und überlegte, ob er zur Sicherheit noch einmal versuchen sollte, Josef anzurufen. Doch er kam zu dem Schluss, dass er mit der Sprachnachricht schon alles gesagt hatte. Es tat ihm fast leid, dass er Karl nun auch genannt hatte, aber er hatte schließlich mitgemacht und sich so ebenfalls schuldig gemacht! Selber schuld! Peter war nun wirklich alkoholisiert und endlich für den Moment zufrieden mit sich! Er hatte mutiger Weise etwas Gutes getan. Er hatte Josef Brantner vor dem sicheren Tod bewahrt... oder auch nicht... Aber er hatte zumindest alles versucht! Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und schlief ein!
Karl speiste indessen wie Gott in Frankreich! Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich alles so gut für ihn entwickeln würde. Nach dem Essen erzählte Hannes von seinen Vorstellungen, wie man die Firma möglichst schadlos weiterführen könnte und dass er sich auch vorstellen könnte, die beiden Firmen zusammen zu legen, wenn man die rechtliche Situation geklärt hatte und Karl und Renate denn zusammenblieben. Alle vier waren der Ansicht, das das schlichtweg eine win-win-Situation wäre und man diese Lösung unbedingt anstreben sollte.
Josef saß mit Sonja in der Wiese und sah sie verliebt an. Diesmal hatte sie sicher die Wahrheit gesagt. Sie war Sonja Tremer und sie liebte ihn. Er war über seinen Schatten gesprungen und hatte entschieden ihr zu vertrauen, denn es wäre einfach schade gewesen diesen tollen Partner durch ungerechtfertigtes Misstrauen zu verlieren! Sie war seine absolute Traumfrau! Bildhübsch, sportlich, überaus intelligent und wahnsinnig sexy! Der Talzug fuhr gerade los. Da öffnete jemand ein Fenster und rief aus der abfahrenden Zuggarnitur:
"Christina! Hey! Christina Kemper! Ich bins! Maria! Maria Weber! Kennst du mich nicht mehr? Wir haben doch zusammen Führerschein gemacht! Jetzt tu doch nicht so! Christina...! Ruf mich doch mal an! Ich hab noch immer die selbe Nummer! Ruf an, ja?"