Jetzt, da ich so aus dem Fenster starre und der Schnee in wilden Flocken fällt, erinnere ich mich an ein Märchen. Ein Märchen aus alter Zeit, als der Sumpf, sich wie heute, in sein weißes Festkleid hüllte und die Feiertage verschlief. Macht es euch am Kamin gemütlich, denn meine Erzählung wird etwas dauern, doch schlaft mir nicht in der Mitte ein, sonst verpasst ihr noch das Beste!
Es war ein Mal vor langer Zeit, als sich Weihnachten ankündigte. Eisige Winde wanderten vom Norden durch die Nacht. Ihnen folgte tanzenden eine Schar von Schneeflockenkindern. Auf den warmen Nüstern eines Drachen wären sie geschmolzen, doch die Winde standen günstig und sie landeten auf dem ruhenden Sumpf. Die Landschaft, welche sonst von wildem Grün und braunen Schlamm geprägt war, wurde allmählich in eine Decke weißen Scheins gehüllt. Spuren von Dachsen und Wölfen betupften die Decke, als wäre sie eine Stickerei. Leise knackte der Schnee und den Füßen des Sumpfwichtels. Er hatte am Flussufer, nachdem Rechten sehen wollen, die Wassergeister hatten sich in das Flussbett gelegt und im kühlen Schlamm vergraben. Eisschollen trieben über ihnen, wie Wolken, und verdichteten sich. Bald würde der Fluss gefroren sein. Doch die Wassergeister würden es verschlafen und von den Sommermonaten träumen, wenn alle Zauberwesen und Tiere zu ihnen kommen würden.
Schnee fiel von einer großen Tanne und wurde eins mit dem Weiß, welches den Boden zierte. Der grüne Sumpfwichtel blickte an sich herab. Auch er war von den Schneeflockenkindern gezeichnet. Doch seine Knöchel waren von braunem Schlamm, weil er im Fluss die Flussgeister um Wasser beten wollt. Der Weg war noch unendlich weit und sein Ross hatte großen Durst. So schritt der Sumpfwichtel schneller vom Ufer herauf, dass er seinem getreu wartenden Pferd, die Erfrischung bringen konnte. Es war entsetzlich kalt an diesem ersten Advent. Der Sumpfwichtel brachte seinem Pferd das Wasser in einer Blase. Als es trank, holte er eine rote Kerze hervor und zündete sie an. Während das Pferd trank, dankte er den Flussgeistern für ihre Gaben.
In weiter Ferne zum Sumpf stand ein prächtig steinernes Schloss. Welches vom Schnee ebenso bedeckt war, wie die Wälder, Wiesen und Äcker um es herum. Die Kamine waren bereits befeuert und sanfter Duft von Tannenharz bahnte sich seinen Weg durch das alt ehrwürdige Gemäuer. Der Waldkönig starrte heraus in den Schnee und sprach: "Einen jeden Tag nun reitet er hinaus ins Land. Sucht unsere Untertanen auf und verjagt die Zauberwesen, dass wir hier siedeln können. Ist mein Leben nicht mehr, wird er ein großer König sein!" So sprach der Waldkönig laut aus, was er gedachte seiner Frau, der Wiesenweib, mitzuteilen. Sie wussten nicht, was die Zauberwesen wussten. Dass der Sohn den Flussgeistern dankte, das Wild ehrte und die Drachen verschonte. Die Zauberwesen fürchteten den Sumpfwichtel nicht und er sah in ihnen Freunde.
Das Pferd hatte zu Ende getrunken und die Kerze verglimmte durch einen eisigen Hauch. Es war das Zeichen des Aufbruchs, welches der Sumpfwichtel ersehnte. Denn auch wenn er den Sumpf liebte, führte sein Weg ihn nur hindurch bis an das Ende der endlosen Zauberwelt. Am Ende des Sumpfs stand ein kleines Häuschen, fast ganz zugedeckt von den Schneekindern der letzten Nacht. Im Sommer rankten sich Efeu und Holunder an der Fassade entlang und Kräuter sprossen selbst aus den obersten Steinen. Aus dem Dach lugte ein kleiner Kamin, aus dem regelmäßig Rußmännchen kletterten und den Schornsteinsims so schwarz wie ihre Körper färbten. Vor der Tür, auf der Schwelle hin zum Schnee, stand das Sumpfmädchen. Sumpfmädchen war nicht einfach ein Mädchen aus dem Sumpf, es war seine gute unschuldige Seele. Ihr langes grünes, verflochtenes Haar bezeugte ihre Anmut und die Tiefe ihrer braunwässrigen Augen, war der Tiefe des Sumpfes in nichts nachstehend. Wenn Sumpfwichtel sie besuchte, entbrannte in ihren wässrigen Augen ein Feuer, ein Glanz der schöner war als alle Juwelen dieser Welt.
Der Waldkönig thronte nichts ahnend von der Liebschaft seines Sohnes in seinem Schloss. Täglich ritt Sumpfwichtel allein in die Welt und kam erst am späten Abend zurück. Abends lag ein Feuer in seinen Augen, was am Morgen nie dagewesen. Da merkte der Waldkönig wohl, dass es etwas Besonderes am Tage geben musste, was das Schloss und alle Reichtümer nicht zu schenken vermochten. So entsandte der Waldkönig heimlich einen Diener, der so leise und gewandt, Sumpfwichtel zu folgen mochte, dass dieser nichts ahnte. Am Abend als Sumpfwichtel wiederkehrte und in sein Gemach sich Schlafen legte, erstatte der Diener treuselig dem Waldkönig Bericht. Der Waldkönig glaubte kaum, was er da hörte. Wie konnte es sein Sohn wagen, das Volk zu vernachlässigen und die Zauberwesen im Sumpf in Frieden zu lassen? Im Kopf des Waldkönigs wurde das Sumpfmädchen, was der Diener als lieb und schön beschrieb, zu einer dämonischen Kreatur. Einem Wesen, das seinen Sohn vergiftete und dafür nicht weniger als den Tod verdient hatte. So ließ der Waldkönig Keiler und Rüde kommen, seine zwei fähigsten Jagdgesellen. Sie sollten noch in derselben Nacht in den Sumpf und das Sumpfmädchen töten. Der Waldkönig versprach sie reich zu belohnen und so bestiegen die beiden Dunkelwesen ihre Rösser und ritten durch Nachtschwarzen Schnee in den Sumpf.
Das Sumpfmädchen, welches die gute Seele des Sumpfes war, war mit allen guten Zauberwesen Freund und so waren die Kräutergeister ihre Augen und Ohren im gesamten Sumpf. Die größten unter ihnen, waren den Bäumen gleich, nur mit Gesicht. Der höchste unter ihnen, war so groß, dass er zum Schloss des Waldkönigs spähen konnte. Wenn Sumpfwichtel sein Pferd sattelte, um sein liebes Sumpfmädchen zu sehen, rauschte es durch die Wipfel bis es an die Ohren des Sumpfmädchens gelangte. Immer wenn die Kräutergeister vom Sumpfwichtel rauschten, eilte das Sumpfmädchen auf die Schwelle um ihn zu empfangen und auf ihn zu warten.
Als nun die Kräutergeister die beiden Spießgesellen zum Abend hin in den Sumpf eilen sah, ahnten sie das Unheil voraus. So rauschten die mächtigen Riesen und zarten Pflanzen, wie bei einem Sturm. Das Rauschen war so laut, dass es bis zum Schloss des Waldkönigs getragen wurde. Ein jeder hielt es für den Wind, nur Sumpfwichtel verstand die Botschaft, denn auch er sprach die Sprache der Kräutergeister. Atemlos stürzte Waldwichtel zu seinem Ross und beide ritten so schnell, dass kein Wolf sie je hätte einholen können. Ohne Luft, Krank vor Sorge und voller Wut stürzte der Sumpfwichtel in das kleine Häuschen des Sumpfmädchens. Dort hatten die Spießgesellen das arme Sumpfmädchen bereits gefesselt und geknebelt, nun überlegten sie, ob sie das schöne Kind wirklich töten sollten. Keiler war sich noch nicht sicher, doch Rüde wollte das Gold unter allen Umständen. In jenem Moment als sie zu den Schwertern griffen, riss Sumpfwichtel die hölzerne Tür auf und verwandelte sie im nächsten Moment in einen Frischling und einen Welpen. Er befreite das Sumpfmädchen aus der misslichen Lage und machte zwei Leinen aus den Seilen, welche das Sumpfmädchen noch zuvor schnürten. Den angeleinten Frischling, wie auch den angeleinten Welpen band Sumpfwichtel vor die Kammer seines Vaters, dass sie ihn am nächsten Morgen begrüßen würden.
Der Waldkönig aber konnte die ganze Nacht nicht schlafen, sondern hörte fortwährend ein leises Wimmern, Winseln, fast sogar ein Grunzen vor seiner Tür. Als der Morgen graute, stand er auf und sah nach, was ihm die Nacht bis in den Morgen wachen ließ. Da standen die beiden angeleinten und immer noch verwandelten Spießgesellen Frischling und Welpe auf der Schwelle und zwischen beiden lag ein Brief von Sumpfwichtel. Voll Wut hatte er dem Waldkönig geschrieben und drohte, dass wenn noch ein Versuch getan werden würde dem Sumpfmädchen Leid anzutun, so würde er die Drachen des Sumpfes um Vergeltung fordern. Und selbst wenn es der Waldkönig wäre, würde dem Sumpfmädchen was geschehen, so wäre es auch das Ende des Waldkönigs. Als der Waldkönig das Schreiben seines Sohnes lass, wurde er sehr betreten. Blind vom Zorn hatte er durch unüberlegtes Handeln seinen Sohn verloren gegeben. Er ging zu seiner Frau, dem Wiesenweib, und erzählte ihr alles. Da zeterte das königliche Weib: "Getrieben hast du deinen Sohn mit Dummheit und Mordlust in die Arme einer Hexe. Und dann wenn alles bereits verdorben ist, soll ich es dir richten. Es ist wie immer mit dir!"
Das Wiesenweib hätte noch zwei Nächte weiter zetern können, doch der Waldkönig lenkte ein und beruhigte so das Wesen. Die Nacht brütete das Wiesenweib an einem Plan, dass es den Sumpfwichtel und das Sumpfmädchen voneinander trennen könnte. Am Morgen eilte die Wiesenhexe auf einen Acker und pflückte pechschwarze Beeren, welche sie über eine wunderschöne Blume aus dem Schlossgarten zerdrückte. Das nun verzauberte Pflänzchen grub das Wiesenweib aus und setzte es an den Wegesrand, sodass der Sumpfwichtel es ganz sicher erblicken würde. Die Wiesenhexe eilte zum Schloss und berichtete dem Waldkönig, was sie getan hatte.
"Und es wird sicher gelingen?", fragte der Waldkönig noch etwas unsicher über die Magie.
"Gewiss, die pechschwarzen Beeren, welche ich nutzte, lassen jeden, der es wagt diese Blume zu pflücken, die liebste Person vergessen."
Als am Vormittag der Sumpfwichtel durch den Wald ging, stand die schöne Blume in ganzer Pracht am Wegesrand. Jedes Blütenblatt so zart, wie ein Hauch. Ihr Duft reines Parfüm, welches einem die Sinne vernebelte. Der Sumpfwichtel kannte den Sumpfwald sehr gut und so wusste er, dass die Pflanze am Vortag noch nicht dort wuchs, wo er sie jetzt sah. Da sprach er voll Verwunderung: "Was ist das für eine Pflanze, so lieblich und rein?"
Da sangen die Windkinder: "Ein Kraut, so schön, so rein, dass sollte nicht am Wegesrand sein."
Sumpfwichtel stimmte ihnen zu, eine solche Blume gehörte in die Hände seines geliebten Sumpfmädchens und nicht an den Wegesrand. So pflückte er die Blume und als die Pflanze dem Boden entrissen war, stachen Dornen aus ihr heraus. Als sie sich in das Fleisch der Finger gruben, vergaß Sumpfwichtel alle Erinnerungen an das Sumpfmädchen und was er durch es lernte. Der Sumpf war ihm nun fremd und er machte sich eiligst daran in das Schloss seiner Eltern zu gelangen. Als das Wiesenweib ihren Sohn mit den wunden Fingern sah, da wusste, sie der Fluch hatte gewirkt. Sie rief, nachdem König und er eilte seinem Sohn entgegen und sprach: "Mein lieber Sohn, ich bin ein alter Waldkönig. Meine Beine stehen so fest, als würden von ihnen Wurzeln in den Boden treiben. Nun haben sich Feinde gesammelt, du musst sie für mich zerschlagen." Als der Waldkönig fertig gesprochen hatte, ließ er zwei Diener rufen, die Sumpfwichtel eine prunkvolle Rüstung aus reinem Gold und einen Diamantenbesetzten Helm brachten. Mit dem zweiten Advent brach Sumpfwichtel auf um die Grenzen des Königreichs zu verteidigen. Ein kleines Heer begleitete ihn.
Als den Abend Sumpfwichtel nicht wiederkehrte, wusste das Sumpfmädchen, das etwas geschehen war. Jeden Morgen fragte sie die Bäume, ob sie von ihrem Sumpfwichtel gehört hätten. Und zu jedem Abend erstatteten die Bäume ihr Bericht. Immer wieder rauschten die Bäume von den Heldentaten des Sumpfwichtels, exakt drei Jahre nachdem er verschwunden war, blieben die Bäume stumm. Da wusste das Sumpfmädchen, dass etwas geschehen war.
"Oh Bäume sprecht zu mir, was ist mit meinem Sumpfwichtel?"
Da rauschten die Bäume: "Gefallen ist er, wo die Seenixen hausen. Da zogen sie ihn ins wässrige Grab. Die Nixenkönigin hat ihn sich geschnappt."
Da forderte das Sumpfmädchen die Bäume auf sie zu führen, dass sie bald den Nixensee erreichen würde.
Drei Tage wanderte das Sumpfmädchen ohne Pause und ohne Rast, es eilte immer weiter Richtung Nixensee. Am späten Abend des dritten Advents war es dann soweit, sie erreichte den See der Nixen. Dunkelheit ergriff von der Landschaft Besitz und erlaubte den Nebelgeistern das Wasser des Sees zu verlassen. Sie tanzten um die Bäume, umschlangen diese, bis die Blätterriesen endgültig in den nebeligen Gestalten eingehüllt waren. Nun war das Sumpfmädchen allein. In der Ferne hörte sie das Flüstern von Kiefer und Wacholder, doch sehen konnten sie sich nicht. Auf der vom Nebel verschonten Seefläche, tanzten viele rote und einige blaue Flammen. Die rote, da war sich das Sumpfmädchen sicher, waren Irrlichter, welche sie in gefährliche Untiefen führen würden, die blauen aber, waren Seelen, jener heldenhafter Gesellen des Sumpfwichtels, welche ihr Leben an die Nixen verloren. So stürzte sich das Sumpfmädchen in die feuchten Wasser. Erst Knöchel-, dann Knietief watete sie in das Seenreich der Nixenkönigin. Die Irrlichter flogen zum Sumpfmädchen und versuchten es zu verwirren, doch es blieb standhaft. Sumpfmädchen folgte unbeirrt den blauen Seelenlichtern, vorsichtig und doch bestimmt fand sie einen Pfad der, bis in die Tiefen des Sees führte und sie doch nicht versinken ließ. Winddämonen peitschten mit grässlichen Fratzen über das Land und vertrieben so die schreckhaften Nebelgeister, doch Sumpfmädchen war viel zu weit vom Ufer entfernt, um das warnende rauschen der Bäume zu hören. Grünlilane Wolken erhob sich erst in kleiner Zahl, dann immer größer werdend in das Zentrum des Sees. Die Winddämonen, so furchtbar sie auch waren, eilten an die Ufer und jaulten dem Palast der Nixenkönigin entgegen. Der Mond eröffnete sein Licht über die Szenerie und gab den Zauberwolken einen goldenen Schein. Stufen wie aus Elfenbein führten in das Wasser, aus dem sie so eben noch empor gestiegen waren. Der ganze Palast war von wässrigem Glanz, bedeckt mit Perlmutt und Juwelen aller Art. Tangbanner wehten von den Türmen und goldene Muscheln prunkten an den Mauern. Fontänen spien aus den Untiefen hervor, welche den Palast öffneten wie eine Muschelschale, wo sonst die Perle liegt, eröffnete sich eine Halle noch prunkvoller, als die Fassade des imposanten Gebäudes. Darin tanzten die Nixen und sangen Arien, welche jedem, der sie hörte den Kopf verdrehen würde. Doch Sumpfmädchen dachte nur an ihren Sumpfwichtel und war taub für die feinen Gesänge der bösen Wesen. Einige der Nixen trug ein blaues Licht in ihrer schuppigen und doch so menschlichen Hand. Andere trugen keins, als sie Sumpfmädchen erblickten, schwammen sie rasant auf es zu und offenbarten sich als Geschöpfe voll Glanz und Anmut. Ihr gewelltes, teils Tang behangenes Haar reichte bis zur Wasseroberfläche und bedeckte nur spärlich ihre nackten, goldscheinenden Leiber. Im Einklang umkreisten sie das Sumpfmädchen und begannen voll Zauber zu singen, dass es sich in jedem Ohr wie die schönste Melodie anhören musste:
"Ein Licht in dir,
so gib es mir.
Ein Licht in dir,
so gib es ihr.
Vergiss was auf Erden,
sollst unser gleiches werden.
Die Liebe war dir nicht hold,
verwandel deinen Körper in Gold.
Vergiss was auf Erden,
sollst unser gleiches werden."
Ein jeder hätte dem hypnotischen Gesang sich unterworfen, doch nicht das Sumpfmädchen. In ihren Augen bildete sich Feuer, was im braunen Wasser des Sumpfes erglühte. So sprach es mit fester Stimme: "Singt so viel ihr wollt, doch meine Ohren werden es nicht hören. Ich bin hier um den Sumpfwichtel eurer Nixenkönigin zu entreißen und sollte dies mein Ende sein, so werde ich kein Nixenfisch."
Da wurden die Stimmen der Nixen plötzlich rau und kreischend. Zerbrochen war ihr Bildnis der anmutigen Jungfrauen und offenbart ihre ruchlose Seele. Schnell flohen sie in die Tiefen und verbargen ihre Gesichter, dass niemand ihre Fratzen sehen konnte.
Nun schwamm eine Prozession von Nixen auf das Sumpfmädchen zu, eine jede trug ein blaues Licht, welches in ihren Händen gefangen war und doch zum Sumpfmädchen strebte. Plötzlich erschallte das Lachen einer Frau, so wild und unnahbar wie die See. Wasser verwirbelten sich und die Nixenkönigin erschien. "Nun du willst deinen Sumpfwichtel haben? Lässt dich nicht von Irrlichtern und Nixengesang verleiten, dass muss Zauber sein und doch bist du nur ein Mädchen aus dem Sumpf."
Sumpfmädchen starrte mit ihren Wasserfeueraugen in die Perlenaugen der Nixenkönigin.
"Ich spüre ihn dir innewohnen, einen Zauber der, auch mich hier herbrachte und zur Nixenkönigin machte. Doch auch wenn ich ihn spüre, so ist es mir nicht einfach vergönnt, dich und den Sumpfwichtel ziehen zu lassen."
"In all meinen Jahren im Sumpf, lehrten mich aller Hand Zauberwesen über die Gebräuche der magischen Welten, so weiß ich um die Bedingungen. So lass mich aus den Seelenlichtern meinen Sumpfwichtel wählen und sollte ich richtig liegen, so lass uns ziehen. Scheitere ich, so verfüge über mich über alle Ewigkeit."
Da hob die Nixenkönigin ihren Arm und ließ die Seelenlichter um das Sumpfmädchen tanzen. Wild flackerten die Lichter um das Sumpfmädchen, wurden groß, wurden klein. Kamen nah und blieben fern. In dem wilden Durcheinander eine Wahl zu treffen, gar die richtige, erschien unmöglich. Da atmete das Sumpfmädchen tief ein und sprach: "Er ist nicht unter diesen."
"So? Bedenke, du hast nur eine Wahl. Ist dies dein letztes Wort?"
"So ist es mein letztes Wort."
Ein heftiger Windstoß fegte aus dem Muschelpalast und ließ alle Seelenlichter verschwinden. Es enttarnte sie als Frösche, Fische und andere Seegetier. Aus all den tierischen Mündern, im Chor der Nixen, erklang es: "Richtig geraten."
Die Nixenkönigin lächelte: "Er ist ein guter Wichtel, doch war er von einem düsteren Zauber beseelt. Als er mit seinen Männern versank, wuschen die Wasser den Zauber davon und sein Herz begann zu schlagen. Er wurde nie ein Seelenlicht und blieb in seinem Körper. So eile hinfort und finde ihn auf dem See wieder wandeln, wird es Morgen und ihr habt das Moor nicht verlassen, so werdet ihr beide ertrinken und kein Zauber kann euch retten."
Da dankte das Sumpfmädchen und eilte den See entlang, die Irrlichter erschienen ihr erneut, doch diesmal nicht um sie zu verwirren, sondern um das Sumpfmädchen zu führen. Endlich erblickte das Sumpfmädchen seinen Sumpfwichtel und stürzte in dessen Arme. Der Harnisch voll Rost und der Helm mit Muscheln verkrustet. Entkräftet, aber der Sumpfwichtel durch und durch.
"Sumpfmädchen bist du es?", fragte er voller Wehmut im Wissen seiner Taten.
"Es tut mir leid, ich war ein Narr und bereitete dir Kummer."
"Ja ich bin es und sprich kein Wort mehr darüber, ein Zauber war es der dich von mir weg und hier herführte. Es kann keine Entschuldigung geben, von dem Helden, der seiner Liebsten eine Blume pflücken wollte."
"Woher?"
"Die Bäume erzählten mir ein alles. Doch dies ist nicht die Zeit, wir müssen fort von hier, sonst versinken wir im Wasser."
"Lass mich zurück, ich bin bereits verloren.", erwiderte Sumpfwichtel.
Da nahm das Sumpfmädchen seine Hand und sprach voll Mut, dass er für beide reichte. So wateten beide durch das Wasser und spürten, wie es tiefer wurde. Sumpfwichtel schwante ein erneutes ertrinken und verfiel immer wieder in Kummer, doch das Sumpfmädchen hielt ihn aufrecht. Sie versicherte ihm, solange er ihre Hand halten würde, würde er im See nicht untergehen und so geschah es das beide noch ehe der Morgen graute das Ufer erreichten. Die Winddämonen waren bereits in den Norden gezogen und so waren nur die Bäume Zeugen ihrer heldenhaften Rückkehr. Doch kaum auf festem Boden angelangt, schwanden die letzten Kräfte des Sumpfwichtels und er sank in einen tiefen Schlummer. Sumpfmädchen wollte nicht warten, die kalte Straße war kein Ort für einen friedlich schlummernden Sumpfwichtel. So zog sie ihm Helm und Harnisch aus und wickelte ihn in einen warmen Mantel. Mit aller Kraft begann sie den Sumpfwichtel zu schultern und ging Schritt für Schritt bis zum Sumpf. Doch sie machte nicht halt und brachte ihren Sumpfwichtel in das Waldschloss. Da trat sie vor den König: "Ich eilte nach euren Taten zu eurem Sohn in den See der Nixenkönigin. Nur mit Mühe und Not entkamen wir dem wässrigen Grab, in das ihr und eure Frau Gemahl ihn in Torheit triebt. So bitte ich euch, lasst solche Spiele mit eurer Brut, es bräche mir das Herz für immer. Nie möchte ich schuldig sein, dass ihm geschähe auch nur ein Leid. Könnt ihr euer Treiben nicht lassen, so habt ihr mein Wort, dass ich den Sumpf verlasse und aus seinem Leben mit dazu." Da schaute der alte Waldkönig ganz verdrießlich in die Augen einer so aufrichtigen Seele, welche er zu einem bösen Dämonen machte. So rein und er wollte ihren Tod. So rein wie sein Sohn, den er hatte geschickt in den Tod. Doch all dies war nie geschehen, weil Sumpfwichtel und Sumpfmädchen sich in allen Lebenslagen beigestanden hatten. Da sprach der alte Waldkönig voller Wehmut: "Sumpfmädchen, welche Dämonen mich plagten, sie sind vertrieben, wenn ich in die Augen sehe, in die mein Sohn sein Herz gelegt hat. Wenn du eine Krone tragen willst, so werde eine Prinzessin, bis das ich nicht mehr bin und Sumpfwichtel und du dieses Land regieren. Wenn du all unsere Sünden verzeihen kannst, so nimm ihn als deinen Mann."
Mit diesen Worten ließ der Waldkönig die Tore öffnen und heraustrat Sumpfwichtel, welcher noch immer mager, aber lebendiger wirkte. Sumpfwichtel und Sumpfmädchen schlossen sich in den Arm und eine Welle der Freude zog durch das Königreich, als es die Kunde vom wiedergekehrten Sohn und seiner geliebten Retterin hörte.
Als sie am vierten Advent vor dem Altar standen und die Ringe wechseln, erschienen in der Kapelle nicht nur Volk und Adel, auch die Zauberwesen aus dem Sumpf waren dabei. Und glaubt man den Worten des Priesters, so sei das Becken des Weihwassers von einem bläulich goldenen Schein an jenem Tag gewesen. Zwei Jahre später schenkte Sumpfmädchen ihrem Sumpfwichtel zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Sie alle vier lebten fern vom Palast, im kleinen Häuschen am Rand des Sumpfes. Und wenn sie nicht gestorben sind, feiern sie heute noch ihren Hochzeitstag.
ENDE
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Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Natürlich hoffe ich euch hat dieses Märchen aus einer Welt voll Sumpf und Fantasy gefallen und ganz besonders meinem Wichtel, den ich erhielt: Ryev. Schaut auch gerne mal bei ihm rein: https://belletristica.com/de/author/1442