Niemand, nicht einmal die klapprigen Alten hätten jemals mit einem solchen Hirngespinst gerechnet, welches vor so vielen Jahren mittels dem Blute der Jarls besiegelt wurde. Während all dieser langen Zeit warteten sie Vergebendes auf etwas, dass niemals eintreffen würde.
Darauf, das Agrea seine Zugeständnisse einhielt oder anderweitig umsetzte. Wie auch, das Festland, die gesamten ›Siebenkönigsländer‹ waren ebenso überrannt, wie die vielen Länder davor.
Der Wind peitschte nasse und eisig kalte Böen über die einst ummauerte Anhöhe der Seefeste. Zu jeder Vollmondwende traf sich hier, im Inneren des Burghofes, der Rat der Alten und debattierte. Gemeinsam bildeten diese den Rat der Altvordern und gaben vor, die letzte Instanz derer zu sein, welche den Sippen als Jarl vorstanden. Diese Männer lauschten den vorgetragenen Bitten wie Bedürfnissen und entschieden oder wägten ab.
Das Leuchtfeuer der Festungen, angedachte Königsfeste der Seemannen, wurde nahezu bis auf die Grundmauern geschliffen.
Die meisten Materialien, die noch Verwehrtbar aussahen, wurden zu den umliegenden Weilern und Höfen abtransportiert, um diese neuerlich herzurichten und den Leuten so ein Maß an Sicherheit zu bieten. Wo einst Holz in ihrer Bauweise vorherrschte, nahm nun verarbeiteter Stein dessen Platz ein.
Ein jeder wusste, wie viel Aufwand die Invasoren aufbrachten, um diese Mauern einzureißen. Das Volk der Inseln baute für die Ewigkeit, so dachte sie wenigstens. Unter normalen Umständen hätte man das Innere der Anlage dem Feuer überlassen und somit für Einstürze innerhalb der Ebenen gesorgt. Hier hingegen wollten ihre Häscher dafür Sorge tragen, dass die Wälle nahezu komplett einstürzten. Aus welcherlei Gründen auch immer wussten sie, dass ausgerechnet diese Feste ein Sinnbild der Einigung der Inseln darstellen solle.
Es schien wie zu jedem sonstigen Treffen. Der Rat tat, als würden sie über Sinn und Unsinn der Vergangenheit sinnieren. Die Jarls der einzelnen Sippen stritten lautstark über Belange und Wichtigkeit und vor allem wessen Anliegen am dringlichsten sei. Der eine benötigte dringend Milch, der andere hingegen eine weitere Ziege und Eisen, wobei der Dritte eine Kuh versuchte gegen Stein einzutauschen. Der darauf Folgende wiederum hatte ein gänzlich ungleiches Begehren und hatte vor, seine Sippschaft mit dem Blut der größeren Anwesen zu vermischen. Dieser verlangte nach jungen Männern wie Frauen und bot dafür, wonach ausnahmslos alle mehr als ausreichend Bedarf bekundeten. Demgegenüber musste jedoch erst der Rat entscheiden. Zumeist entgegen jedweder Wahrscheinlichkeit. Holz.
Die meisten der Haine waren für ihre Bedürfnisse nicht nutzbar und würden es in den kommenden Jahreswenden weder sein gar werden, auch wenn sie mit ihren kleinen Botten in den Anfängen der Rückeroberung es vollbrachten, massenhaft junger Setzlinge und Jungbäume vom Festland zu rauben. All das Holz, was in den Jahren an der einen Stelle wuchs, wurde bedingt der Wintermonate an anderer geschlagen. Ihr Heimatland bliebe für weitere Geburtenjahrgänge gebeutelt und geschunden. Alles, was landeinwärts den Gezeiten und der salzigen Luft trotzte, fiel vor Generationen dem thulenischen Einmarsch anheim.
Ganze Landstriche verbrannten und wurden gesalzen. Viele Winter vergingen, bis die Seemannen es schafften, Schritt um Schritt ihrer Heimat zurückzuerobern. Sie kämpften heimtückisch und rücksichtslos, so wie man einst sie von ihrem angestammten Plätzen vertrieb.
Die Inseln benötigten dringend Holz von auswärts, wenn sich die Baumbestände der Haine künftig erholen sollten.
Regen begann sich zu den Winden hinzuzumischen und die Anwesenden wurden sichtlich ungehalten. Die Moral jener, welche ihre Jarls begleiteten, schwand zusehend. Aus verbalen Ausflüchten und belanglosem Fingerhakeln erwuchsen wüste Flüche und handfestes Gemenge.
Es bedurfte nicht mehr viel und die Mannen würden sich einander angehen. Taten und Vorhaben, die unterschwellig goren und nicht lange auf sich warten lassen würden. Anlass könnte der soeben Eintreffende sein.