Tierfraß ist bei Leichen gängiger anzutreffen, als die meisten erwarten würden. Was vor allem daran liegt, dass das Verständnis vom Tierfraß der Laien zum Leichenkundigen stark abweichen kann. Zum Tierfraß zählt unteranderem der sehr häufige Fliegenmadenbefall. Schon während des Sterbens können die ersten Fliegeneier auf dem Körper abgelegt worden sein. Dabei werden feuchte Körperstellen bevorzugt, wie die Augenwinkel, Nasen- und Mundöffnung, aber auch offene Wunden. Madenfraß kann vorhandene Wunden bis zur Unkenntlichkeit machen oder bereits bestehende Wunden derartig vergrößert, dass falsche Schlüsse über die Herkunft der Wunden gestellt werden. Je nach Art der Fliege und der Umweltbedingungen denen die Leiche ausgesetzt ist, schlüpfen die Maden unterschiedlich schnell und ernähren sich von der Leiche. Auf diese Weise kann es in den Sommermonaten zu einer vollständigen Skelettierung innerhalb weniger Tage kommen. Dem Larvenstadium (Maden = Larven) folgen die Verpuppung und das Schlüpfen neuer Fliegenlarven. Den Abschluss der Metamorphose (Gestaltwandel, Teil des Generationswechsels bei Fliegen) zeigen die leeren Puppenhüllen an. Auf Grundlage des zeitlichen Ablaufs des Metamorphosen Prozess der einzelnen Fliegenarten und die vorgefundenen Artenzusammsetzung sind überschlägige Schätzungen der Leichenliegedauer möglich. Zudem lassen sich die Leicheninsekten auf toxikologischer und molekularbiologischer Ebene untersuchen. Derartige Untersuchungen erfordern zwingend eine sachkundige Asservierung der Tiere.
Neben den bereits erwähnten Fliegen finden sich an Leichen auch regelmäßig andere Insekten, ins besondere Ameisen und Käfer sind an der Leichenzerstörung beteiligt. Darüber hinaus verursachen auch viele Wirbeltiere Schäden an Leichen bzw. Fraßspuren, hierzu zählen am häufigsten Ratten, Mäuse, Vögel, Füchse und Wildschweine. Gelegentlich hinterlassen auch Katzen und Hunde ihre Fraßspuren an Leichen. Insbesondere dann wenn diese Tiere länger mit einer Verstorbenen Person eingesperrt sind und den Leichnam notgedrungen als Nahrungsquelle nutzen. Bei Wasserleichen kommen neben Wassertieren z.B. räuberische Fische und Neunaugen; die Larven der Köcherfliegen als Leichenzehrer in Betracht.
Der Tierfraß ist für die Kriminalistik von großer Bedeutung. Da eine Verwechslungsgefahr mit zu Lebzeiten entstandenen Verletzungen besteht. Hautveränderungen durch zum Beispiel Ameisen können Würgespuren oder Verätzungen vortäuschen. Vögel verursachen mit ihren Schnäbeln zuweilen Verletzungen die als Stich- oder Schrotschusswunden erinnern können. Durch Waldtiere, wie Fuchs und Wildschweine, werden zuweilen Leichenteile vom Körper abgetrennt oder verschleppt. Ein Fehlinterpretation das eine Leichenzerstückelung vorlag kann die Folge sein. Entscheidend für die richtige Einordnung von Verletzungen durch Tierfraß ist es, von Anfang an diese Möglichkeit der Leichenzerstörrung mit ein zu beziehen.