Sie klopften nicht. Sie traten die Türe ein und die Frau schreckte im Raum zurück. Sie sah die Waffen, die die Männer bei sich trugen und auf ihrem Gesicht zeichnete sich ein hämisches Grinsen ab. Sie begann, zu lachen.
„Ihr wollt mich also holen?“
Der älteste der Männer löste sich aus der Menge und trat an sie heran.
„Silas!“ Sie stieß ein fürchterliches Zischen aus, starrte ihrem Widersacher ins Gesicht.
Ihre Augen waren blutrot unterlaufen und ihre Haut zeigte Risse. Sie hob die Hände und fauchte die Jäger an. Sie wirkte, als wollte sie ihnen die Augen auskratzen.
„Wir sind hier, um dich zu bannen, Hexe!“ Silas‘ Stimme klang besonnen und ruhig. Sie hallte durch den Raum und wurde erst von dem bestialischen Gelächter der Hexe übertroffen.
Tristan trat nach vorne und stellte sich neben den Mann. Er hatte seine Klinge bereits gezückt und starrte der Hexe finster entgegen.
„Vater, worauf wartest du?“
Silas lächelte und lehnte sich zu seinem Sohn, jedoch ohne den Blick von ihr abzuwenden. „Wir haben eine neue Methode. Eine, die dieses Wesen für alle Zeit in den Höllenschlund verbannt.“
Wieder ertönte das bestialische Lachen der Hexe und es endete in einem fies klingenden Zischen.
„Ihr könnt mich nicht bannen“, schrie sie und kicherte in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. „Euch fehlt die Macht dazu! Ihr wollt mich töten? Ihr tötet nur einen Körper! Ich werde einen Neuen suchen und so die Seele eines Menschen verdrängen! Ich mache nur einen weiteren von euch zu einem wandelnden Dämon!“
Tristan verstand nicht, wovon die Hexe sprach und er handelte, wie er es früher auch getan hatte.
Er streckte seine Klinge aus und hielt sie der Hexe mit der Spitze an den Hals. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, zog die Hexe es vor, sich zu verteidigen. Sie streckte beide Arme gerade nach vorne. Tristan konnte nur noch ihr Grinsen sehen, bevor er das Gefühl hatte, dass etwas gegen ihn prallte und ihn quer durch den Raum schleuderte.
Er landete in einer Ecke, genau auf einer Lampe, die mit viel Lärm unter ihm zerbrach. Er schaffte es gerade, sich aufzurichten, als auch die Hexe unvermittelt und wie durch Zauberhand mit einer gewaltigen Wucht gegen die Wand hinter sich prallte und zu Boden sackte.
„Was zum ...“ Die Hexe war zu benebelt, um sich in diesem Augenblick sammeln zu können.
Tristan stand wieder auf den Beinen. Er hatte nicht mitbekommen, was passiert war. Er sah nur zur Türe und schien äußerst überrascht zu sein, als er Thyra dort erblickte.
„Geht es dir gut?“ Sie stellte die Frage, bevor einer der Anwesenden im Raum auf sie reagieren konnte.
„Was tust du hier?“ Tristan schien absolut fassungslos über ihr Auftauchen zu sein. In der Sekunde schien diese Fassungslosigkeit aber noch freundlichen Ursprungs zu sein. In seinem Blick lag Sorge. „Verschwinde von hier! Es ist zu gefährlich für dich!“
Als die Hexe ihren Blick zu Thyra schweifen ließ, stieß sie erneut eines ihrer abscheulichen Zischgeräusche aus. „Ich hörte von dir! Du Blutverräterin!“
Thyra lächelte sanft zu Tristan herüber, dann wandte sie sich von ihm ab und alles an ihr änderte sich schlagartig. Ihr Blick war entschlossen, ihre Muskeln angespannt. Ihr Geist war vorbereitet und sie spürte, dass die Göttin bereit war, ihr beizustehen.
„Malefica“, stieß sie aus und drückte ihre linke Hand zu einer Faust zusammen.
Die Hexe ging in die Knie und krächzte, als ihr die Luft wegblieb. „Du bist eine von uns! Dein Vater ...“
„Das Blut meines Vaters hatte keine Wirkung auf mich!“ Thyra schloss die Augen und sammelte sich. Sie spürte, wie die Energie durch ihren Körper strömte. „Ich wurde als Custos geboren. Mein Blut ist rein von allen Sünden, die mir auferlegt waren.“
Entsetzt riss die Hexe die Augen auf. In dem Moment wurde ihr klar, was es für sie hieß und welche Macht in ihr innewohnte.
„Luft und Erde, Wasser und Feuer, durch sie seist du gebannt! Durch die Kraft des Mondes und durch den Willen Aglaias, als Wächterin benannt. Es geschieht mein Wille, die Kräfte sind mein und so möge mein Zauber schier grenzenlos sein! Mächte ernannt, sie seien gespiegelt. Hexe verbannt und Hölle versiegelt!“
Thyra riss ihre rechte Hand nach oben, woraufhin die Hexe in die Luft gehoben wurde. „Cutori Amemnon Lasrai!“ Sie spürte Tristans fassungslosen Blick, nahm es im Augenwinkel wahr. "Ignis incende."
Im selben Moment ging die Hexe in Flammen auf. Die Jäger hielten sich die Hände an die Ohren, so schrill und so laut war der Schmerzensschrei.
Nur Thyra stand unbeirrt da und konzentrierte sich auf den Zauber, den sie gesprochen hatte. Erst, als nichts mehr von der Hexe übrig war, ließ sie die Hände sinken.
Ihre Beine fühlten sich schwach an. So war es jedes Mal. Die Verbannung einer Hexe erforderte überaus viel Magie und es schwächte sie, obwohl sie eine Custos war. Ihre Beine gaben für einen Moment nach und Finley war zur Stelle, um sie aufzufangen, bevor sie mit den Knien auf dem Boden aufschlug.
Er strich ihr sanft über den Kopf. Sie starrte auf den schwarzen Fleck an der Wand, der für Unwissende nur vermuten ließ, dass es gebrannt hatte.
Der Kampf war vorbei. Thyra brauchte einen kurzen Moment der Erholung und Finley stand ihr bei, wie er es schon so oft getan hatte.
Doch der eigentliche Kampf begann erst. Das wurde in dem Moment allen klar, als sich die Spitze von Tristans Klinge nun auch an Thyras Hals wiederfand.
Finley lehnte sich vor und beugte sich schützend vor sie. Er griff mit der Hand an die Schneide der Klinge und drängte sie ab.
„Nicht!“ Er richtete seine Ermahnung an seinen besten Freund, der ihn verwirrt anstarrte.
„Weg von ihr!“ Tristan machte einen Schritt auf Thyra zu, doch sein Vater schob sich ihm in den Weg und hinderte ihn daran, den Versuch zu starten, ihr Schaden zuzufügen.
Sie spürte, wie ihre Kraft zurückkehrte und hielt sich an Finleys Nacken fest, als dieser sie auf die Beine zog.
„Fass ihn nicht an, Kreatur!“ Tristans Blick hatte nichts übrig, außer dem Hass auf das, was er so leidenschaftlich gerne jagte.
Dieser Hass verdrängte die Zuneigung zu Thyra so schnell, dass es für sie wirkte, als hätte das Gespräch nach der Schule niemals stattgefunden. Es versetzte ihr einen Stich, zu sehen, dass er so reagierte. Es verletzte sie.
Spannung lag in der Luft und offenbar wusste niemand etwas zu sagen, also tat Thyra es. „Lässt du es mich wenigstens erklären?“
„Wag‘ es nicht mich anzusprechen, Hexe!“ Seine Stimme klang genauso stark und selbstsicher, wie sie es am Morgen in der Schule ebenfalls getan hatte.
Doch dieses Mal lag eine Drohung in seinen Worten. Er empfand pure Verachtung für sie. Er hielt die Klinge in der Hand, doch sein Arm zitterte. Ein kleiner Teil von ihm zögerte.
Das liebe Mädchen, für das er sich immer interessiert hatte, war eines der bösen Wesen, das er sich zu jagen geschworen hatte. Er wurde von dem Gefühl der Wut und des Hasses übermannt und konnte es nicht verhindern, obwohl ein sehr kleiner Teil von ihm es sich gewünscht hätte.
Thyra blickte ihn an. In ihren Augen lag die Trauer, die sie empfand, weil er so reagierte. Jeder im Raum konnte es erkennen, nur Tristan sah es nicht. Er war geblendet von seinen Gefühlen, die nichts Gutes hoffen ließen.
Thyra hatte sich so sehr darüber gefreut, dass er ihr an diesem Tag gestanden hatte, sich für sie zu interessieren. Sie hatte immer gehofft, dass er es so sehen würde, weil sie es seit einer Ewigkeit so sah.
Das war nun vergessen. Sie sah ein, dass es nur einen Weg gab, ihn davon zu überzeugen, dass er die Waffe nicht brauchen würde.
„Versuch‘ es.“ Thyra breitete die Arme aus und deutete mit einem Nicken auf die Klinge in seiner Hand. „Doch ich sage dir, dass du mich nicht töten kannst. So sehr du es dir auch gerade wünscht. Denkst du etwa, dein Vater hätte das nicht schon längst versucht?“
Tristan wich irritiert zurück und als Silas zur Seite ging, um ihn gewähren zu lassen, richtete er die Waffe erneut auf Thyra.
„Wenn wir dich nicht töten können, kann das nur einen Grund haben!“
„Du hast also fleißig das studiert, was du töten möchtest“, erwiderte sie nur und nickte anerkennend. „Damit bist du heute ein ganzes Stück weiter, als sie es damals waren.“
Sie sah durch die Runde und wartete darauf, dass Tristan trotzdem zustach.
Er tat es nicht. Er stand einfach nur vor ihr, starrte sie mit einer Mischung aus Schock und Verwirrung an und ließ schließlich seine Waffe sinken.
„Ich sagte bereits, dass ich als Custos geboren wurde.“
„Eine Wächterin …“ Es klang beinahe lautlos, war nicht lauter, als ein Flüstern.
Silas mischte sich ein, als er das Gefühl bekam, dass sein Sohn bereit war, um zuzuhören.
„Tristan …“, fing er an. „Du warst lange weg und es haben sich einige Dinge als falsch und vor allem als nicht effektiv herausgestellt. Ja, es ist wahr. Sie ist eine Hexe. Doch im vergangenen Jahr hat sie uns geholfen.“
Tristan war wütend. Sehr wütend. Er fühlte sich verraten. „Warum sollte eine Hexe ihresgleichen töten?“
„Wir töten bloß noch die Bösen“, mischte sich nun einer der Hexenjäger ein. „Die Maleficas.“
„Ach ja, Mio?“ Tristan fuhr ihn rau an. „Und seit wann glaubt ihr, dass sie nicht auch zu euren bösen Hexen gehört?“
„Sie hat es bewiesen.“ Finley wollte seiner Freundin den Rücken stärken. „Unsere Art, die Dinge anzugehen, machte alles nur noch schlimmer. Wir töteten die Körper der Hexen, doch ihr Geist suchte sich einfach einen Menschenkörper und vernichtete dadurch die menschliche Seele. Wir wussten es nicht und als wir es erfuhren, wollten wir es natürlich auch nicht mehr. Thyra hat als Wächterin und als Hexe die Macht, auch den Geist einer Hexe zu vernichten, sodass die Menschen keinen Schaden mehr nehmen. Das musst du verstehen, Tristan.“
„Das tue ich!“ Tristan wirkte, zumindest in dem einen Punkt, einsichtig. „Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ihr euch mit dem verbündet habt, was wir von klein auf gejagt haben!“
Thyra stand bloß daneben und hörte zu, doch Tristan wollte es nicht einsehen und sie konnte es ihm nicht verübeln. Es war schwer, Vertrauen zu einer Sache aufzubauen, der man bisher nur mit Hass begegnet war.
„Wie es scheint …“, bemerkte er unerwartet, aber mit nahezu gleicher Verachtung in seinem Blick. „…bringt es aber nichts, mit ihr verfeindet zu sein, wenn wir sie nicht töten können. Soll sie ihresgleichen bannen, wenn sie will. Damit werde ich mich wohl abfinden müssen.“
Thyra senkte den Blick und Finley wollte ihr noch mehr zur Seite stehen.
Er legte den Arm um sie und zog sie fest an sich. „Das alleine reicht nicht aus, Tristan.“
Der lachte verächtlich und schüttelte den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein!“
„Vor einem Jahr trafen wir eine Vereinbarung, aus Angst vor dem, was sie ist und was sie kann!“ Finley sah ihm eindringlich in die Augen und Tristan hörte seinem besten Freund eher widerwillig zu. „Aber das alleine ist es schon lange nicht mehr. Sie ist unsere Verbündete, unsere Freundin. Meine Freundin. Du wirst merken, dass sie nicht alle gleich sind. Thyra ist eine gute Hexe. Gib ihr die Chance, dir das zu zeigen.“
Tristan schwieg einen langen Moment. Er prüfte die Willensstärke seines Freundes, starrte ihn unentwegt an, doch er konnte keine Zweifel in seinem Gesicht erkennen.
„Vielleicht schaffe ich es, das zu akzeptieren, wenn ich etwas darüber nachgedacht habe. Doch eines sag ich dir, Hexe!“ Er sah Thyra hasserfüllt an. „Ich würde dich töten, wenn ich könnte! Und ich muss notgedrungen hinnehmen, dass du nun mal weiter existierst und dir das Vertrauen meiner Freunde und das meines Vaters erschlichen hast, aber respektieren werde ich dich nie!“
Der Hass in seinen Augen verletzte sie, aber sie musste sich ehrlich eingestehen, dass sie mit nichts anderem gerechnet hatte. Tristan war ein Jäger und er dachte und handelte entsprechend seiner Natur.
Von seiner Nettigkeit war nichts mehr übrig. Es machte sie traurig, denn sie wusste, wie charismatisch er sein konnte, weil ihm viel an den Menschen in seiner Umgebung lag. Das galt wohl auch für jeden, nur nicht mehr für sie.
Sie hoffte trotzdem inständig, dass er sich beruhigen würde, wenn er die Zeit hatte, um darüber nachzudenken. Sie hoffte, dass ihr Charme überwiegen konnte. Sie hoffte, dass Tristan sich daran erinnern würde, dass er sie gernhatte. So, wie es noch Stunden zuvor war, bevor er erfuhr, dass sie eine Hexe war.
Jaromir hatte sich alle Mühe bei der Zubereitung des Abendessens gegeben und als die Hexenjäger eintrafen, erwartete sie ein, auf Hochglanz geputztes, Haus, ein gedeckter Tisch und ein duftendes Essen.
Nacheinander nahmen sie alle Platz, nachdem sie Thyras Familie begrüßt hatten. Aramis blieb, wie bei jedem Besuch der Jäger, auf seinem Zimmer und ließ sich von Jaromir sein Essen hochbringen.
Silas nahm am Kopf des Tisches Platz, gegenüber von Shywa. An der einen Seite platzierten sich dann Finley, Jastin, Thyra und ihr Stiefvater. Auf der anderen Seite saßen schließlich Mio, Darian und Jaron.
Der einzige, der noch stand, war Tristan. Man merkte ihm an, dass er sich nicht wohlfühlte. Er sah sich misstrauisch um und stand noch immer wie angewurzelt in der Türe. Schließlich fiel sein Blick auf den großen Topf in der Küche, aus dem es qualmte.
„Das Essen riecht wirklich gut“, lobte Silas Jaromir freundlich.
„Ich danke ihnen, Sir.“ Jaro verbeugte sich vor ihm. „Ein Hexengericht zu Ehren des heimgekehrten Sohnes.“
Er warf Tristan einen untertänigen Blick zu. Der erwiderte diesen nur reichlich verwundert. Sein Blick fiel auf den Kochtopf, dann auf den gedeckten Tisch und schließlich konnte er sich nicht davon abbringen, das kleine, grüne Wesen vor sich erneut anzustarren.
Er wunderte sich über den Anblick, der sich ihm bot. Er hatte sich Trolle aus den Märchen und Erzählungen, die er kannte, immer groß, hässlich und angsteinflößend vorgestellt, doch Jaromir war nur etwa einen Meter groß, hatte wuscheliges, voluminöses und dunkelgrünes Haar, eine moosgrüne Hautfarbe, abstehende, auffallend große Ohren und eine Knollennase. Dazu hatte er liebe, vertrauenswürdige Kulleraugen.
„Was bist du?“ Eine Spur von Abscheu stand Tristan ins Gesicht geschrieben.
Das lag weniger an dem niedlich wirkenden Jaromir, sondern mehr an der Gesamtsituation und an der Tatsache, dass er sich vorstellte, was Jaro mit Hexengericht meinte.
„Er ist ein Troll.“
Diese Antwort kam von Thyras Mutter. Sie klang feinfühlig, hatte Verständnis für sein abweisendes Verhalten. Die anderen Jäger hatten vor einem Jahr nicht weniger kritisch ausgesehen.
Tristan sah zu ihr herüber. „Und Sie sind eine Hexe?“
Shywa nickte und wollte etwas erwidern, als ihr Mann ihr ins Wort fiel.
„Würdest du dich jetzt einfach setzen, bitte?“, sprach er den unhöflichen Gast an. „Mit deinem Verhalten beleidigst du meine Familie. Und falls dir die Frage auf der Zunge liegt, oder du eine barsche Antwort geben willst … Ich bin ein Mensch und ich sage dir, setz dich hin! Tust du es nicht, solltest du jetzt gehen.“
Aiden war kein unfreundlicher Mensch, aber er war selber gekränkt von Tristans Verhalten und er wollte vermeiden, dass sich seine Frau und seine Tochter noch schlimmer damit fühlten.
Tristan wirkte für einen Moment überrascht, warf dann seinem Vater einen Blick zu und setzte sich letztlich an den Tisch.
Shywa lächelte sanft. „Lass mich dir deine Frage beantworten. Ich bin eine Hexe, das ist wahr, aber ich übe die Hexenkunst schon sehr lange nicht mehr aus.“
Tristan erwiderte kein Lächeln oder gar einen freundlichen Blick. Aber er nickte, als Zeichen, dass er es zur Kenntnis nahm.
„Ich habe mir Trolle immer anders vorgestellt.“ Sein Blick wanderte erneut zu Jaromir. Zur Erleichterung aller legte er seinen abstoßenden Gesichtsausdruck ab. Fast schien es, als würde er Gefallen an dem Wesen finden, dass da vor ihm stand. „Größer und hässlicher.“
Silas warf seinem Sohn einen mahnenden Blick zu, den Tristan sofort verstand. Er wusste nichts über andere magische Wesen. Seine Leben lang spielten immer nur die Hexen eine Rolle.
„Hast du einen Namen?“ Tristan beugte sich ein wenig zu dem kleinen Troll herunter und sah ihn aufmerksam an.
„Jaromir, Sir“, erneut verbeugte Jaro sich.
Tristan staunte über das vornehme Verhalten. Er war beinahe amüsiert von dem kleinen Wesen vor seiner Nase. „Ich danke dir für das Essen, Jaromir.“ Es klang so aufrichtig, wie es nur sein konnte. „Und du bist nicht hässlich.“
Jaromir nickte und verschwand schnell, aber in kleinen Schritten. Kurz darauf servierte er den Gästen sein gekochtes Mahl.
Tristan war nicht besonders angetan von der Brühe, die er in seiner Schüssel fand. Er stocherte mit dem Löffel darin herum und verzog angewidert das Gesicht. „Ein Hexengericht also. Kann man das tatsächlich essen, oder sind da jetzt Froschaugen drin?“
Finley grinste. Das war typisch Tristan. Es hatte eigentlich nichts damit zu tun, dass er einem Hexenmahl nicht traute. Tristan war ein wählerischer Esser und hätte bei jedem anderen Menü, das er nicht kannte, ähnlich reagiert.
Doch Thyra schien sein Verhalten nicht witzig zu finden.
„Du hättest nicht kommen müssen, wenn du uns Hexen und unsere Sitten so verachtest!“ Sie klang kühl und sie war verletzt, denn Tristan führte sich in ihren Augen rücksichtslos auf.
Die Freundlichkeit, die er Jaromir entgegengebracht hatte, empfand sie als Hohn. Sein Verhalten machte sie wütend. Sie regte sich innerlich über ihn auf und ignorierte das Gefühl der Zuneigung, das sie für gewöhnlich in seiner Gegenwart hatte.
Sie mochte Tristan wirklich sehr, aber es verletzte sie schon genug, dass er sie mied, weil sie etwas war, das sie nicht ändern konnte. Seine abfällige Art zu tolerieren, das war ihr nicht möglich. Sie fühlte sich vor den Kopf gestoßen, obwohl sie ihm nichts getan hatte und das wollte sie ihm klarmachen.
Finley sah zwischen den beiden hin und her. Er schüttelte den Kopf, weil er das Verhalten der beiden nicht verstehen konnte. Er wusste, dass Tristan schon früher Gefallen an Thyra gefunden hatte. Genauso war es umgekehrt.
Anstatt sich jetzt endlich mal darauf zu konzentrieren, ließ Tristan sich von seiner Wut übermannen und Thyra reagierte trotzig, weil er sie mit seiner Reaktion verletzte.
„Ich bin beim besten Willen auch nicht freiwillig hier.“ Tristan klang genauso abschätzend, wie sie. Er warf seinem Vater einen Blick zu. „Außerdem habe ich bloß eine Frage gestellt.“
„Eine abwertende Frage, mit der du uns Hexen, unsere Sitten und auch Jaromir beleidigst!“ Thyra war aufgebracht und legte den Löffel beiseite, noch bevor sie anfing, zu essen. „Kann es sein, dass du zwar leidenschaftlich gerne meinesgleichen jagst, du aber eigentlich gar keine Ahnung hast von dem, was du so unbedingt vernichten musst?“
Tristan konnte das nicht auf sich sitzen lassen. Sie hatte ja keine Ahnung, was er durchgemacht hatte. Sie wusste nicht, wieso er ein Jäger geworden war. Wieso sein Vater einer war. Sie durfte sich nicht das Recht herausnehmen, ihn für seinen Groll zu verachten, denn in seinen Augen war er berechtigt. Er hatte nicht aus einer Laune heraus angefangen, ihresgleichen zu hassen. „Ich weiß nichts über eure Sitten. Ich weiß nichts über eure Welt und welche Wesen dort noch leben. In einer Sache bin ich mir aber verdammt sicher. Du und deinesgleichen sind Wesen, die es nicht verdienen, zu leben!“
„Tristan!“ Silas war aufgestanden. Er stützte sich wutentbrannt mit den Händen auf dem Tisch ab und sah seinen Sohn mahnend an. „Shywa. Thyra. Ihr müsst sein Verhalten nicht entschuldigen, aber ich bitte euch, nachsichtig mit ihm zu sein. Vor langer Zeit passierte etwas, das ihn zu dem hasserfüllten Mann gemacht hat, der er jetzt ist.“
Auch in Tristan loderte die Wut. Er stand ebenfalls auf und setzte sich dem herrschenden Auftreten seines Vaters entgegen, indem er es ihm gleichtat. „Genau, Vater! Sag‘ ihnen, was passiert ist! Sag‘ ihnen, weshalb ihresgleichen in meinen Augen nichts wert sind! Sag‘ ihnen, wozu sie ihre Kräfte nutzen, wenn niemand hinsieht!“
Thyra schob ihren Stuhl zurück und richtete sich auf. „Zeig‘ es mir! Du willst, dass ich dein Verhalten verstehe? Dein Vater will, dass ich es dir vergebe? Dann zeig‘ mir, was passiert ist, was dich zu diesem Menschen gemacht hat!“ Sie ging auf ihn zu, doch er wich einen Schritt zurück. „Lass‘ es mich sehen.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er wich immer weiter zurück.
„Fass‘ mich nicht an, Hexe“, warnte Tristan sie und starrte sie grimmig an.
Thyra hielt inne und erwiderte seinen Blick trotzig. „Ich bin immer noch die Gleiche, die ich heute Morgen war!“ Ihre Stimme klang verzweifelt. Sie appellierte an seine Vernunft und an seine Einsicht, aber er hatte sich in Rage geredet. „Du willst mich jetzt trotzdem hassen? Das soll dein gutes Recht sein, aber es ist nicht fair, mir nicht die Chance zu geben, es verstehen zu können. Du kannst mich gerne für immer als etwas Schlechtes ansehen und mich verachten, weil ich nun mal bin, was ich bin. Aber lass‘ mich den Grund dafür erfahren!“
Tristan war überrascht von ihrer direkten und schroffen Art. Er sah seinen Vater an. Als Silas nickte, traf Tristans Blick den von Thyra. „Wie?“
Sie stellte sich ganz nah vor ihn und legte dann ihre offene Hand auf die Stelle an seiner Brust, unter der sein Herz schlug. Sie schloss die Augen.
Sie saß mit Silas und einer jungen Frau auf der Couch vor dem Fernseher. Es war ein stürmischer Tag, draußen klatschte der Regen an die Fenster. Ein Blitz schlug in die Türe und enttarnte eine dunkle Silhouette, die davor stand. Als sie den Raum betrat und das Licht sie traf, erkannte Thyra eine Hexe. Silas sprang auf, packte Thyra, die nun Tristans Erinnerungen aus seiner Sicht sah, und schob sie in eine dunkle Ecke des Raumes.
„Wer sind sie?“, schrie er und ging auf die Hexe zu.
Die junge Frau auf der Couch schrie aus Angst auf und drückte ihren Körper in die Polster. Die Hexe sah sie und ging auf sie zu. Silas versuchte, sie aufzuhalten, doch die Hexe machte bloß eine kleine Handbewegung und er flog durch den Raum, prallte an der Wand ab, verlor das Bewusstsein. Dann streckte die Fremde ihren Arm aus und aus ihren Fingerspitzen schossen Blitze, die die junge Frau trafen. Sie zuckte und schrie.
Thyra spürte Angst in sich. Sie spürte einen unerträglichen Schmerz. Sie sah, wie die Frau durch die Blitze zu Boden ging und als die Hexe das Haus verließ und Thyra den leblosen Körper auf dem Boden liegen sah, weinte sie, doch nicht nur Trauer war das Gefühl, was sie spürte. Sie spürte Hass. Großen Hass. Den Wunsch zu töten. Den Wunsch nach Rache.
Langsam nahm Thyra ihre Hand von Tristans Brust. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, brauchte einen kurzen Moment, um den Schmerz zu verarbeiten, den sie so realistisch gefühlt hatte. Es waren Tristans Gefühle aus jener Nacht. Sie waren der Grund für seine Jagd. Ein Augenblick, der kaum länger als fünf Minuten gedauert hatte, war die Ursache für seinen Groll.
„Sie war meine Mutter.“ Tristan sprach es aus, obwohl sie es bereits wusste.
Silas ging auf seinen Sohn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Thyra stand einfach nur daneben und hielt den Blick gesenkt. Ihresgleichen hatte ihm seine Mutter genommen.
„Junge.“ Silas versuchte, beruhigend auf seinen Sohn einzuwirken, doch auch er wirkte niedergeschlagen und gleichzeitig wütend. Er hatte seine Frau an eine Hexe verloren. „Du darfst eines nicht vergessen. Die Hexe, die deine Mutter tötete, war nicht Thyra. Es war nicht Shywa. Diese Hexe war ein grausames Wesen, doch nicht alle von ihnen sind so.“
Natürlich war klar, dass diese Hexe eine Malefica war. Sie musste eine der ersten gewesen sein, die zu Zeiten des Krieges die Angst nutzte und sich in die Menschenwelt stahl. Thyra hatte etwas an ihr erkannt.
„Sie war eine Malefica.“ Sie wusste nicht, ob Tristan es überhaupt hören wollte, aber sie wollte ihm so viele Erklärungen und Hinweise geben, wie sie konnte. „Sie muss zu ihm übergelaufen sein. Sie trug ein Zeichen.“
Er sah sie misstrauisch an, doch seine Neugier siegte über seine Abneigung. „Was für ein Zeichen?“
Thyra verschränkte die Arme vor der Brust. Sie mied das Thema, wann immer sie konnte.
Sie blickte zu ihrer Mutter und rieb sich mit den Fingern fest über die Oberarme, um sich selbst zu beruhigen.
„In unserer Welt gibt es einen bösen Hexenmeister. Er wird Nukleo genannt. Ihm unterstehen viele Hexen und Hexer. Seine Anhänger wüten in meiner Heimat. Sie verbreiten Angst und Schrecken, morden und plündern. Sie führen Krieg gegen die Arush, gegen mein Volk, gegen die Guten. Seine Anhänger tragen das Zeichen der Maleficas. Es ist wie eine Tätowierung und jede Hexe hat eine spezielle Abwandlung davon. Es symbolisiert ihren Namen oder ihren Rang. Deine Hexe hatte zwar nicht sein Zeichen, aber sie trug ein anderes, das der Cailleach.“
Thyra seufzte.
„Sie sind mächtig und eigentlich sollen sie neutral sein.“ Sie konnte es nicht fassen. „Es gab in ganz Morac vielleicht ein Dutzend von ihnen. Einige stellten sich auf Nukleos Seite, die anderen wurden von ihm vernichtet. Eine Cailleach hat auch in seinem Reich eine hohe Position. Vermutlich war sie nicht lange hier. Sie wird wieder an seiner Seite sein. In Morac. In meiner Heimat.“
„Wer war sie? Wie heißt sie? Wo finde ich sie?“ Tristans Hass auf Thyra schien für diesen Augenblick durch den Hass auf die Mörderin seiner Mutter übertrumpft zu werden.
„Ich weiß es nicht.“
„Aber kannst du es herausfinden?“
Thyra schwieg. Sie war sich nicht sicher, ob sie seinen Drang zur Rache teilen sollte. Sie verstand sein Empfinden, aber sie bezweifelte, dass es ihm besser gehen würde, wenn er diese Hexe fand.
Außerdem wusste sie nicht, wie sie eine Cailleach aus Nukleos engem Kreis locken und nach Lupor bringen sollte. Geschweige denn, wie Tristan es schaffen sollte, sie zu töten.
Shywa räusperte sich und deutete mit einer Handbewegung an, dass alle wieder platznehmen sollten. „Du reist morgen nach der Schule nach Morac. Du könntest Sillia fragen.“
Thyra warf ihrer Mutter plötzlich einen wütenden Blick zu. „Sillia? Niemals!“
Finley erhob sich nun ebenfalls, als er spürte, dass die Stimmung sich nicht besserte. „Wer ist das?“
Thyra wurde nun genauso wütend, wie Tristan. Sein Wunsch nach Rache würde sie in eine schwierige Situation bringen.
Sie wusste nicht, ob sie das wollte, aber wenn sie ihren Zorn wegen seines Verhaltens einen Moment ausblendete, blieb da nur noch die Zuneigung übrig, die sie nach wie vor für ihn empfand.
„Sie ist meine Schwester.“ Thyra zögerte, doch es war an der Zeit, den Jägern etwas über ihre Familie zu erzählen, das sie noch nicht wussten. „Der Malefica … Nukleo ... Er ist mein Vater. Meiner, der von Aramis und der von Sillia, meiner jüngeren Schwester. Er war schon immer ein schlechter Mensch. Ein böser Hexer. Als er ging, folgte Sillia ihm. Sie wurde eine seiner Anhängerinnen. Eine Malefica. Seitdem haben wir nie wieder etwas von ihr gehört und das ist auch gut so!“
„Sie weiß vielleicht etwas“, bemerkte Shywa.
„Sie lebt beim grauenvollsten Hexer in ganz Morac, Mutter!“ Thyra war sichtlich aufgebracht. „Sie ist liiert mit seinem Schützling. Mit Actress, dem nächsten bösen Mistkerl, der irgendwann seinen Platz als Hexenmeister der Maleficas übernehmen wird! Er hasst mich. Es wäre ihm nichts lieber, als mich tot zu sehen! Sie sind böse! Sillia ist es! Ich habe mich damit abgefunden. Du musst es auch, Mama. Sillia wird uns niemals beistehen. Sie ist in diesen Krieg involviert. Sie hat die Arush zu hunderten selbst abgeschlachtet. Ich kann sie nicht fragen. Ganz im Gegenteil. Wenn ich sie in Morac finde, muss ich ...“
Sie brach ihren Satz ab, zitterte am ganzen Körper.
In ihrem Kopf spielten sich immer wieder die gleichen Dinge ab. Sillia war ihre Schwester, doch sie war nicht mehr zu retten. Es brach ihr das Herz, sie verloren zu haben. Sie liebte sie, schließlich war sie ihre Schwester, aber sie musste beseitigt werden, wie jede andere Malefica ebenfalls. Nur wenn Thyra das konsequent durchzog, gab es eine Chance, den Krieg zu beenden.
Sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen leiten lassen. Irgendwann würde sie ihrem leiblichen Vater und seinem Nachfolger gegenüberstehen. Sie musste beide vernichten, nur dann würde der ewig andauernde Krieg endlich enden.
Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
Tristan sah sie an. Nicht hasserfüllt, aber auch keineswegs freundlich. „Hör‘ mir zu. Irgendeine Hexe in deiner verkorksten Welt hat meine Mutter ermordet. Wenn du mir also schon nicht helfen willst, sie zu rächen, dann nimm mich wenigstens mit in deine Welt, dann suche ich sie selber.“
„Ich soll dich mit in meine Heimat nehmen?“ Sie entzog ihm sachte ihre Schulter.
Jetzt, wo er ihre Hilfe brauchte, war sie plötzlich wieder gut genug für ihn. Diese Tatsache verletzte sie beinahe mehr, als sein vorheriger Hass.
„Wieso sollte ich? Du legst keinen Wert auf die Gesellschaft einer Hexe, schon vergessen?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme traurig klang, denn sie war es.
Sie war tatsächlich traurig, als sie ihm in die Augen blickte und nichts mehr darin erkennen konnte, was sie an das Gespräch am Mittag erinnerte. Von dem Glücksgefühl, das sie gespürt hatte, war nichts mehr übrig. Es war unglaublich, dass Tristan es nach all der Zeit schaffte, sie so sehr zu verletzen.
„Sieh es als einen neuen Pakt an.“ Tristan wirkte entschlossen und bestand darauf, dass sie ihn anhörte. „Ich will die Hexe tot sehen, die mir meine Mutter genommen hat. Du willst Frieden in deinem Land. Beide Ziele befinden sich an einem Ort. Wir bekommen beide, was wir wollen, wenn wir uns helfen. Du hilfst mir, diese Hexe aufzuspüren und dafür helfe ich dir, deinen Vater zu töten.“ Sein Blick veränderte sich und er wurde nachsichtiger. „Und vielleicht kann ich im Laufe der Zeit einsehen, dass es Dinge gibt, die euch voneinander unterscheiden. Wenn ein Hexenmeister, der als böse gilt, deinen Tod will, dann bist du vielleicht nicht die schlechte Hexe, für die ich dich halte. Das werden wir aber nur gemeinsam herausfinden. Nimm mich also mit in deine Welt.“
Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam in ihr auf. Würde er ihr tatsächlich die Chance geben, ihm zu beweisen, dass sie anders war? Dass sie ein guter Mensch war? Eine gute Hexe?
„Ich habe nie gesagt, dass ich dir nicht helfen will, aber auf die Hilfe meiner Schwester können wir dabei nicht zählen. Ich finde einen anderen Weg.“ Thyra hatte eine Entscheidung getroffen.
Sie würde ihm helfen. Um ihrer Welt zu helfen, aber auch um seinetwillen. Und auch, weil sie es als eine Chance sah, ihm näherkommen zu können, ihn von sich überzeugen zu können. Von ihren guten Absichten. Er würde ihre Welt lieben lernen, wenn er erst mal dort war. Und wenn das geschah, würde er vielleicht auch sie lieben lernen.
„Ist in Ordnung.“ Tristan stimmte ihr zu. Er zögerte nicht.
„Dann werden wir euch wohl alle begleiten.“ Silas sah seinen Sohn an und dann warf er Shywa einen Blick zu, als wollte er um ihre Erlaubnis bitten. „Ich lasse meinen Sohn nicht alleine in einen Krieg ziehen. Das Band zwischen euch und uns ist ein merkwürdiges, aber ein starkes, denn wir haben gelernt, einander zu vertrauen. Wir werden helfen.“ Er sah in die Runde und alle Hexenjäger nickten zustimmend und fest entschlossen. „Wenn wir euren Fiesling beseitigen, dann wird das Leben hier in Lupor wieder sicherer.“
Thyra begriff in diesem Moment, dass ein Nein keine Option mehr war. „Wir gehen nicht auf eine Selbstmordmission! Dieser Ort ist meine Heimat. Dort leben meine Freunde und meine Verwandten.“
„Und wir werden dir helfen, sie zu schützen!“ Finley lächelte sie bestärkend an.
„Ihr werdet euch anpassen müssen“, wies Thyra sie ernst darauf hin. „Niemand darf wissen, was ihr seid. Ihr seid in meiner Welt der Feind. Seid ihr euch darüber im Klaren?“
Ein einstimmiges Nicken war zu erkennen.
„Ich entscheide, wann wir wohin gehen.“ Thyra sah insbesondere Tristan an, denn an seinem Verhalten zweifelte sie am meisten. Er würde ihr in diesem Moment alles versprechen, nur um seinen Willen zu bekommen, das wusste sie. Die Frage war nur, ob er sich vor Ort wirklich zusammenreißen konnte. „Deine Hasspredigten müssen aufhören. Hört sie der Falsche, bist du erledigt.“
Ihre Blicke trafen sich und als Tristan zustimmend nickte, tat Thyra es auch.
Der Pakt war geschlossen. Gemeinsam würden sie Tristans Rache vollenden und Thyras Heimat den Frieden bringen.