Es dauerte nicht allzu lange, bis Melina in den Salon gelaufen kam. "Mach ihn nicht kaputt, Mami!" - "Aber nein Melina!" lachte Sel. "Das muss er schon aushalten!" Sie drehte sich um und holte nun auch Mel auf meinen Schoss und wir waren froh, dass wieder Frieden herrschte.
Maria erschien lächelnd in der Tür. "Entschuldigen sie bitte! Sie ist auf einmal aufgesprungen und zu ihnen gelaufen!" - "Das darf sie auch! Sie ist doch unser Sonnenschein!" Auch Maria schien nun sichtlich erleichtert und merkte an, dass es schon gegen 18 Uhr ging. Ob es Recht sei, wenn sie das Abendessen richtete. Selina meinte, sie könne auch selbst eine Kleinigkeit machen, damit Maria sich um Georg kümmern könnte, was Diese natürlich ablehnte. Ich schlug vor, wir könnten alle gemeinsam zu Abend essen und machte mir beim Essen den Spaß, Georg höchstpersönlich ein kaltes Bier zu servieren. Auf einem Tableau eine Flasche und ein Glas, genau so, wie er es sonst mir kredenzte. Wie erwartet fühlte sich Georg bei uns an der Tafel sichtlich wohl, während es für Maria einfach nicht normal war, mit der "Herrschaft" zu speisen...
Nach dem Abendessen rief ich Max noch einmal an und erfuhr von ihm, dass von den an mich gerichteten Briefen keine Abdrücke genommen werden konnten und daher auch keine Möglichkeit bestand, sie mit wem auch immer, in Verbindung zu bringen. Selina sprach ebenfalls mit ihm und erzählte ihm nun alles. Max vermutete, dass der Detektiv tatsächlich die Bilder in Kroatien geschossen hatte und sich wegen ihrer Brisanz von Selina eine größere Summe als von der Presse erhoffte. Auf jeden Fall hatte auch seine Tochter behauptet, dass er sie geschickt hatte, um uns Angst einzujagen damit wir den den Sicherheitsdienst rufen, um in der Klinik ungestört mit Selina verhandeln zu können. Problematisch war, dass der Detektiv bisher nicht aufgegriffen werden konnte. Max glaubte nicht, dass von ihm eine potentielle Gefahr ausging, aber es war nicht ausgeschlossen, dass er die Bilder noch an die Medien verkaufte. Er hatte mittlerweile ein Bild vom Verdächtigen und wir konnten es Melina zeigen. Die würde mit Sicherheit sagen können, ob es der Mann gewesen war, der ihr das Kuvert übergeben hatte.
Als ich in meinem Arbeitszimmer die Privatpost durchsah, fand sich ein weiterer Brief meines "Briefschreibers". Ich erkannte es sofort an der typischen Optik seiner Nachrichten. "Deine Vortragsreihe kommt näher, Michael, und damit der Tag, an dem du lernst, wie man nicht vergisst. Du würdest sicher gerne wissen wo und wann ich "zuschlage". Oder vielleicht ob ich überhaupt zuschlage? Ich werde dafür sorgen, Michael, dass du keine Nacht mehr ruhig schläfst! Dass du nicht weißt, wen du schützen sollst und wann und gegen was! Denn es musst nicht du sein, um dich zu verletzen. Das macht Spaß, sich vorzustellen, wie du wach liegst, und meine Briefe nicht vergessen kannst! Denn auch ich habe nicht vergessen..."