Es war an einem späten und herbstlichen Nachmittag, der Himmel war grau und die Menschen mieden das trübe Licht des restlichen Tages, als die Tür meines Stammhauses kaum merklich aufschwang. Eine kühle Brise wehte durch den schummrigen Raum, doch die Türglocke blieb stumm und auch das übliche Quietschen der Scharniere blieb aus. Vielleicht war die Stille der Grund weswegen ich von meinem Glas aufsah und die Fremde begutachtete, die wie ein Schatten hineintrat. Das Haar fiel ihr tief ins Gesicht und sie blickte sich zaghaft, fast schon ängstlich um. Unwillkürlich richtete ich mich auf und legte den Kopf schräg, irgendetwas an der Fremden zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Auch Jared, mein alter Freund und Barkeeper hob den Kopf und runzelte argwöhnisch die Stirn. Er schürzte die Lippen, sagte jedoch nichts, während die Fremde sich vorsichtig eine paar Schritte in den Raum wagte.
Wir folgten ihren Schritten bis in die hinterste Ecke des Lokals, wo sie sich lautlos niederließ und ihre gefalteten Hände fixierte. Wie gebannt starrte ich in ihre Richtung, nicht weil sie besonders schön war oder gar entstellt, es war das Gefühl der Leere, welches seit ihrem Erscheinen den Raum beherrschte. Der unsichtbare Sog, der sie umgab.
Zittrig spielte die Fremde mit dem Saum ihrer Jacke und sah vorsichtig auf. Nichts an ihr schien außergewöhnlich, unterschied sie von all den anderen Frauen und dennoch – sie war anders. Für einen kurzen Moment begegnete sie meinem Blick, bevor sie wieder angestrengt auf ihre Knie hinab starrte, nur eine halbe Sekunde konnte ich in ihre Augen sehen, doch es waren diese Sekunden die mein Leben von Grund auf ändern sollten.