Am Himmel stand ein Stern, ganz klein,
Dies' sollte sein erster Winter sein.
Auch den Schnee hatte er noch nie gesehen;
Konnte kaum abwarten bis es begann zu geschehen,
Und als die Flocken fielen, kalt und weiß,
Sprang das Sternlein vor Freude im Kreis.
Die anderen Sterne haben schon das Schlimmste geahnt,
Und den kleinen Stern gewarnt,
Doch er war ganz aufgeregt, stand nicht mehr still,
Und so wie die Schwerkraft will,
Fiel der Stern vom Himmelszelt
Herunter, Richtung Menschenwelt.
Den Weg zu finden, das war nicht schwer,
Er sauste einfach den Flocken hinterher,
Flitzte mit ihnen um die Wette, und dann
Kam er irgendwann am Boden an,
Und tat sich auch zum Glück nicht weh,
Denn er fiel in weichen Schnee.
Der kleine Stern bekam trotzdem einen Schreck,
Er war jetzt von zu Hause weg,
Sein Platz am Himmel war dunkel und leer,
Und für den Rückweg reichte seine Kraft nicht mehr.
"Was mach' ich nur?", begann der Stern zu klagen,
"Ich hab's; ich werde die Menschen um Hilfe fragen,
Vielleicht habe ich ja Glück,
Und jemand hebt mich in den Himmel zurück."
Doch die Menschen waren in Hast und Eile,
Und keiner nahm sich eine Weile,
Keiner hielt inne im Vorübergehen,
Denn sie konnten den Stern nicht sehen,
Dafür war er noch viel zu klein
Und so blieb der Stern allein.
Er war kurz davor sich aufzugeben,
Da spürte er zwei Hände, die ihn nach oben heben,
Schaute in ein Kindergesicht,
Und hörte: "Bitte weine nicht!
Verzweifle nicht, mein kleiner Stern,
Auch wenn die andern es nicht tun, ich helfe dir gern!
Aus diesem Schlamassel holen wir dich raus!"
Schnell rannte das Kind mit dem Sternlein nach Haus',
Und brachte ihn in die Stube hinein,
Die sofort erfüllt war, von hellem, glitzernem Schein.
Das Kind fragte seinen Vater um Rat,
Und der tat, worum das Kind ihn bat:
Er setzte dem Stern ganz oben auf den Weihnachtsbaum,
Und erfüllte so dem Stern seinen Traum:
Es fühlte sich fast wie sein alter Himmel an,
Und dorthin würde er auch zurückgehen, irgendwann,
Aber nicht in dieser Weihnachtsnacht,
Denn die hat der Stern mit dem Kinde verbracht.
Sein Leuchten schien zum Fenster hinaus,
Und lockte viele Menschen hin zum Haus.
Als sie die Geschichte des Sternleins hörten, waren sie erst voller Scham,
Dass einst niemand den Stern wahrnahm,
Dass einst niemand ihm bot Hilfe an,
Als das Sternlein war so schrecklich dran,
Und so begannen sie erst laut zu klagen,
Bis man hörte das Sternlein sagen:
"Ihr habt mich zwar nicht von der Straße weggeräumt,
Aber habt ihr deshalb jede Gelegenheit für Hilfe versäumt?
Schau euch mal um, na los, nur Mut,
Und seiet zueinander gut!"
Die Leute taten, was ihnen war aufgetragen,
Sie füllten den Hungrigen den Magen,
Sie gaben den Armen zum Schlafen ein Bett,
Zueinander waren sie einfach mal nett,
Und haben gemerkt, dass das das Leben viel einfacher macht.
So feierten alle gemeinsam in jener Nacht
Das Fest der Liebe, das Weihnachtsfest.
Und damit ihr diese Geschichte nicht vergesst,
Wird an Weihnachten seither alles mit Sternen geschmückt,
Und einander mit Geschenken beglückt.
Der kleine Stern, das sollt ihr noch wissen,
Blieb' nicht dem Himmelszelt entrissen,
Dank ihm ist das Gute in den Menschen erwacht,
Und nach jener, friedvollen Nacht,
Flog der Stern in den Himmel zurück,
Und strahlt nun viel heller vor lauter Glück.