>> Für einen Moment ist alles nur ein Gemisch aus lauten Geräuschen und unserem Geschrei - dann wird alles still. Pochend, hämmernd, schlagend treffen Herz und Brustkorb aufeinander, jeder Atemzug eine Herausforderung.
"Tora, ruf die Rettung."
Das Handy liegt dort irgendwo auf der Wiese...
"Dann drück' auf die Huppe, bis jemand kommt."
Der Kopf fühlt sich so schwer an. Als wäre man in Trance.
"Sieh mich an. Tora, bitte. Tora, ich sterbe." <<
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Es sind bereits über drei Monate vergangen.
Manchmal schaffe ich, es zu verdrängen. Einfach kurz zu vergessen. Dass da etwas war. Aber manchmal erschlägt es mich. Es trifft mich, wie ein Schlag ins Gesicht. Und dann denke ich. Und denke und denke und denke.
Wie sagt man so schön - alles geschieht aus einem Grund?
Ich würde gerne einen Grund dafür erfahren. Nur einen guten verdammten Grund, wieso das passiert ist.
Was hatte Gott im Sinn, als er das geschehen ließ?
Ich würde es zu gern wissen - was er sich dabei gedacht hat.
Ist eine Art Strafe?
Eine Probe?
Ich bin gut im Verdrängen - habe gelernt, damit umzugehen. Also fällt mir das hier nicht allzu schwer, einfach wegzudrücken, wie eine App auf dem Smartphone. Nur dass diese App einem Pop-Up Fenster ähnelt, welches sich jedes Mal wieder und wieder öffnet.
Ich schließe es, es öffnet sich und so geht es immer weiter.
Am 8. August waren's dann 21 Jahre.
Und langsam, so wie die Jahre vergehen, vergeht auch die Hoffnung.
Und es schmerzt so sehr, zu sehen, zu fühlen, zu spüren wie sie verblasst, wie eine Erinnerung verblasst.
Wie seine Stimme verblasst...
21 Jahre jung.
Und doch liegt er dort. Im Bett in Jesenice. Und liegt.
Ich sah ihn. Und mein Herz setzte für einen Moment aus.
21 Jahre jung.
Und hier ist er nun.
21 Jahre jung.
In einem Bett in Jesenice.
21 Jahre jung.
Und liegt.
21 Jahre jung.
Er und das Schicksal auf Zeitdruck.
21 Jahre jung.
3 Monate lang.
Ich erinnere mich noch, als wir Kinder waren. Wir haben immer miteinander Blödsinn getrieben, bis wir größer wurden und damit aufhörten, kaum miteinander redeten. Aber das machte nichts. Wir haben uns trotzdem gern.
Letztes Jahr bin ich noch in seinem neuen BMW mitgefahren, etwas peinliche Stille. Aber das machte nichts. Wir haben uns beide eben sehr verändert.
Ja, mein Cousin. Mein liebenswerter, wundervoller Cousin, der keiner Fliege hätte etwas antun können.
Und dann geschah das.
Ein verherrender Autounfall.
Seiner Freundin Tora ist nichts passiert.
Er liegt im Koma.
21 Jahre jung.
"Und so wie die Rosen aufblühen
wirst auch du aufblühen
eines Tages wird die Sonne
ihre schönsten Strahlen auf dich werfen
um dich zu wecken
ihre Wärme wird dir die Augen öffnen
ihr Lichtspiel deine Seele
es ist Zeit, sagt sie
die Welt wartet auf dich
und du wirst erwachen"
-To A.
From the very bottom of my heart.