Glück sah die Menschen, sah ihr Leid, wollte ihnen helfen. Warum taten Wut, Hass, diese ganzen negativen Attribute, die die Menschen plagten, das?
Pech half ihnen auch noch.
Und, wenn den Menschen etwas Schlimmes passierte, wenn jemand starb, wenn jemand stritt, wurden sie wütend, bekämpften sich gegenseitig. Sie taten ihm Leid, er mochte es sie Lächeln zu sehen. Sie fraßen alles in sich hinein, als würden sie nicht wissen, wie sie ihre Gefühle anders zeigen könnten. So liefen sie durch ihre Welt. Wie konnte Glück ihnen nur helfen?
Er überlegte Tag und Nacht bis er schließlich zu Gelassenheit ging.
„Was macht die Menschen Glücklich?“
Gelassenheit dachte kurz nach.
„Freizeit“, antwortete er, „doch die Menschen arbeiten nur.“
Also suchte sich Glück sieben Menschen aus und nahm ihnen die Arbeit. Er sah, wie vier von ihnen verhungerten, wie die Familien von zweien es ihnen gleichtaten. Zwei weitere nagten am Hungertuch. Glück sah sie in den Mülleimern wühlen. Nur einer, der Reiche, war noch nicht abgemagert. Dieser schrie am lautesten, als er von seiner Villa am Meer in ein Apartment, mit mehr Schlafzimmern, als dieser Mensch jemals Besuch bekommen würde, ziehen musste.
Glück bekam rote Augen.
Er ging zu Freude.
„Freude! Was macht die Menschen glücklich?“
„Geld. Die Menschen freuen sich immer über Geld.“
Also suchte sich Glück sieben Menschen aus, denen er mehr Geld gab, als sie jemals brauchten. Er betrachtete sie.
Wieso befahlen Menschen andere Menschen? Wieso taten die Sieben nichts mehr allein in ihren riesigen Villen. Wieso halfen sie den anderen nicht? Ein paar von ihnen wussten doch, wie man sich mit Füßen getreten fühlte. Doch das Schlimmste: Warum waren sie nicht glücklich?
Sie beschwerten sich Tag ein Tag aus über ihren, in ihren Augen, geringen Gewinn ihrer Firmen. Andere wurden faul und bequem.
Habgier verbeugte sich spöttisch vor Glück und bedankte sich für die viele Arbeit mit einen diabolischen Grinsen.
Glücks Augen füllten sich mit Tränen.
Entmutigt ging er zu Liebe.
„Liebe, ich brauche deine Hilfe! Du bist meine letzte Rettung.“
Liebe umarmte Glück und fragte was los sei.
„Was macht Menschen Glücklich?“
„Na ich. Ich mache die Menschen glücklich.“
„Dann hilf mir bitte.“
So gab Liebe ihm ein Päckchen mit Pulver, welches er über seine Auserwählten streuen sollte. Glück fand schnell zwei Seelen und erschuf das perfekte Szenarium, damit sie sich finden konnten. Doch Pech kreuzte seinen Weg.
Eine Windböe wehte das Pulver durch die halbe Stadt. Glück hechtete hinterher, versuchte das Pulver wieder einzufangen, doch der gesamte Inhalt traf auf einen Mann. Er verliebte sich Hals über Kopf in eine blonde Frau, welche sich in seiner Nähe befand. Glück strahlte. Endlich konnte jemand glücklich werden. Er sah dem Mann zu, wie er der Frau hinterher lief. Höflich wies sie ihn ab, doch er gab nicht auf. Er stand vor ihren Haus, legte Blumen vor ihre Tür. Glück hatte es nicht geschafft. Die Frau hatte Angst vor ihm und er wurde mit jeder neuen Abweisung nur noch frustrierter.
Dann geschah es: Glück weinte.
Und als die Träne die Erde erreichte, weinten auch die Menschen. Die Frustration der vielen Jahre fiel von ihnen ab und sie lagen sich in den Armen.
Mitgefühl setzt sich zu dem dunkel gewordenen Glück.
„Warum lachst du nicht? Du hast den Menschen ein großes Geschenk gemacht.“
Glück verstand nicht.
„Aber sie sehen so unglücklich aus.“
„Menschen sind kompliziert, Glück. Doch glaube mir, nachdem sie geweint haben, werden sie lächeln.“
Glück stand auf und ging ein paar Schritte, sah sich die Menschen genau an. Wirklich, sie fingen an zu lächeln.
„Glück? Ist alles gut?“
„Ich möchte nicht mehr Glück sein. Nenn mich ab jetzt Trauer!“