Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und verzehre mein Marmeladenbrot. Der Mechanimus ist doch dabei eigentlich ganz simpel. Ich nehme das Brot in die Hand, beiß ab, kaue und schlucke den zerkauten Bissen herunter. Dieser Schritt vollführt sich mehrere Mal in einem Zeitraum den ich als "Abendessen" definiere und ist so monoton, dass mein Geist abschweift. Weit, weit weg und doch noch in meiner mechlichen Hülle bleibt. In meinen undenlich vielen neuronalen Windungen sausen die Gedanken mit atemberuabender Geschwindikeit umher, jagen Bilder durch meinen Kopf und peitschen dazu die größten Hits zwei Gedankenbahen darüber an das andere Ende meines Schäadels. In all dieser rasenden Geschwindigkeit, stell ich mir nur eine Frage: "Wie schnell ist eigentlich ein Gedanke?"
Eine Frage die ich mir, gefühlt, zum ersten Mal stelle, doch so ist es nicht, ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie schnell eigentlich so ein Gedanke ist. Ohne weiteres könnte ich sagen das ein Gepard etwa 100 Kilometer schnell rennen kann, auch wenn nur wenige hundert Meter oder das ein Düsenjäger die Schallmauer durchbricht. Doch was ist mit unseren unerschöpflichen Gedanken? Sie rasen mit atemberaubender Geschwindigkeit durch unseren Kopf und doch hört man sie nicht. Kann man die Geschwindigkeit eines Gedanken überhaupt messen? Und was ist überhaupt ein Gedanke? Dieses nebulöse etwas das sich in unseren Gehinwindungen findet und zu etwas wunderbarem wie Schrift, Büchern und auch den Gefühlen führt. Sicher sind bei letzterem auch viele andere Punkte beteiligt, als nur die kleinen Gedanken, aber diese kleinen Wesen haben große Macht in uns. Gedanken lassen uns an die schönsten Momente zurückkehren, seien sie nun real oder nicht, aber Gedanken stürzen uns auch in das dunkelste Chaos. Gedanken sind nicht immer gut, sie führten zu Krieg, Vertreibung und zahllosen Toten. Aber ist das wirklich die Schuld der Gedanken? Gedanken können gut und böse sein, was am Ende zählt ist ob wir uns nach ihnen richten. Wird unsere Handlungsrichtung von den Gedanken die Stumm bleiben bestimmt? Gedanken die selbst in unserem Kopf schweigen und wie Puppenspieler unsere Handlungen kontrollieren? Gibt es solche Gedanken? Und wenn es solche Gedanken gibt, wie können wir sicher sein, dass sie uns nicht zu einem Dieb oder Mörder machen? Ist es gerade die Stummheit dieser Puppenspieler, die sie daran hindert uns so zu handeln wie sie wollen? Sind sie so im hintergrund, dass selbst wir, ihre Marionetten, sie nicht wahrnehmen können und damit autark von ihnen leben können? - Wie schnell ist eigentlich ein Gedanke?
Gedanken sind wie Wasser in der Hand, wenn man meint man hat sie endlich gefangen, sind sie doch schon an einem Ort. Gedanken sind wie Zeit, jeder richtet sich nach ihnen, wir sind uns ihnen bewusst, obwohl wir sie nicht greifen können. Zeit ist nicht anders, jeder von uns kann bestättigen, dass zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang Zeit vergeht. Diese Spanne rechen wir um in Stunden und Minuten und denken es sei Zeit, aber ist das überhaupt Zeit? Wie Beweise ich Zeit? Und wenn ich Zeit schon nicht beweisen kann, was ich wenigstens in schöne Dezimalistische Einheiten umpaken kann, dann frage ich mich wievuiel ist ein Gedanke? Ein Gedanke oder vielleicht eine ganze Sammlung von Gedanken lässt mich monoton immer wieder in mein Marmeladenbrot beißen, bis es irgendwann verschwunden ist. Ein Gedanke ist es auch, der mich immer wieder zu einem neuen Text inspieriert oder sind das auch mehrere Gedanken? Gedanken können nicht mal in eine Einheit wie Minuten gepakt werden, wie wir es bei der Zeit tun? Und doch wissen wir, dass beides Zeit und Gedanken, existiert. - Wie schnell ist eigentlich ein Gedanke?
Gedanken sind formlos, einheitenlos, aber nie Einfallslos. Gedanken sind so wichtig, dass wir ohne sie unser heutiges Leben gar nicht möglich wäre, kein PC, kein Strom, kein Haus ohne Gedanken. Ohne Gedanken würden wir nicht ein Mal existieren. Was würde überhaupt existieren? Gedanken umgeben uns in vielerlei Lebewesen, ob es die Katze ist die an der warem Heizung lliegt, an dem Goldfisch der durch das Aquarium schwimmt oder dem Käfer der gegen die Laterne fliegt. All ihre Handlungen beruhen auf Gedanken. Manche dieser Gedanken erscheinen uns sinnvoll, wie die Katze an der warem Heizung. Andere Gedanken bizarr und unätig wie der Käfer der gegen die Laterne fliegt. Und doch geben wir zu, dass beide Lebewesen denken. Sind Gedanken nur den Tieren zuzuschreiben und hat nichts anderes auf dieser Welt und in diesem Universum Gedanken?
Pflanzen denken doch auch. Tun sie nicht? Aber wie kann die Akazie dann Dufstoffe ausstoßen, wenn sie von einer Giraffe gefressen wird, die alle anderen Akazien warnt, dass sie Bitterstoffe in ihren Blättern einlagern soll. Die Biologie, deren Anhänger ich bin, packt diese Vorgänge nur selten bis gar nicht mit dem Begriff "Gedanken" in einen Topf, sie macht es sich leicht und gibt dem ganzen keinen Namen, beschreibt einfach nur die Mechanismen. Eine wahre Stärke der Naturwissenschaften ist, dass sie nicht die Fragen stellen, die sie nicht beantworten können. Sinngemäß Richard von Weizsäcker (Ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland) . Die Biologie, ja sämtliche Naturwissenschaften helfen uns also nicht weiter. Ist ein Gedanke daher nur ein Objekt der Philosophie? Nein! Denn was wäre die Biologie ohne Gedankenköpfe wie Darwin gewesen oder die Physik ohne den Gedankenverlorenen Newton, der sich an jenem einen schicksalhaften Tag unter einen Apfelbaum setzte. Waren die ganzen Theorien von Einstein, Humboldt und Platon nicht alles ein Mal Gedanken? Unausgesprochene, kleine Funken in einem dunklen Nichts? Das waren sie alle wohl, Gedanken sind Feuer die in uns entzündet werden, brennen und am Ende ihres Lebens irgendwann wieder verglühen. - Wie schnell ist eigentlich ein Gedanke?
Ich sitze weiterhin an meinem Schreibtisch und esse mein Marmeladenbrot. Bissen um Bissen. Die Gedanken kreisen in mir ohne das ich es merke, ich stelle mir noch immer die eine bewegende Frage: Wie schnell ist eigentlich ein Gedanke?
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01.02.2017 © Felix Hartmann