Es war weit nach drei Uhr nachts, als Eric aus einem unruhigen Schlaf hochfuhr. Er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo er war. Nämlich im Wohnzimmer auf dem Sofa und nicht in seinem Bett. Schlaftrunken setzte der junge Mann sich auf und rieb sich die Augen. Langsam kam die Erinnerung an den Abend zurück …
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Als sie den Stall nach der leidenschaftlichen Knutscherei verlassen und wieder ins Haus zu den anderen zurückgekehrt waren, hatte Louis sich von ihm, Eric, ferngehalten, als hätte er vermeiden wollen, dass die restlichen Gäste etwas mitbekamen. Er hatte sich so verhalten, als ob sie sich nie geküsst, nie berührt hatten. Nur die Blicke des gutaussehenden Franzosen, die immer wieder Erics suchten, sprachen eine andere, eine sehr deutliche Sprache. Innerlich hatte er geschmunzelt, sich aber nichts anmerken lassen und er glaubte auch, dass die anderen nichts mitbekommen hatten.
Abgesehen von Lysander vielleicht, der eine Antenne dafür zu haben schien, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, nachdem sie aus dem Stall zurück waren, denn er hatte die beiden Männer immer im Visier gehabt - zumindest war es Eric so vorgekommen. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung gewesen. Ganz sicher, war er sich da nicht.
Gegen Mitternacht hatten Lily, Johanna und Sarah sich verabschiedet und die Einweihungsparty damit offiziell beendet. Riley und Lysander hatten sich kurz danach in die obere Etage des Hauses zurückgezogen, während Eric und Louis noch ein wenig am Feuer sitzen geblieben waren ...
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Sich einen Kaugummi in den Mund schiebend, stand der Blonde vom Sofa auf. Er legte noch ein paar Scheite auf die Glut in dem Kamin und sah einen Moment dabei zu, wie sich fast augenblicklich neue Flammen bildeten und durch das Holz fraßen, bevor er sich abwandte und hinüber zum Fenster trat. Draußen tobte ein heftiger Schneesturm, genau so, wie der Wetterbericht es vorausgesagt hatte. Der Wind pfiff um das freistehende Haus und wehte dicke Flocken vor sich her. Mit glänzenden Augen wie ein Kind, beobachtete der junge Mann das Herumwirbeln des Schnees und seine Aufmerksamkeit war so von dem Treiben in Anspruch genommen, dass er regelrecht zusammenzuckte, als er dicht an seinem Ohr Louis‘ sanfte Stimme vernahm.
»Was fasziniert dich denn so, dass du mich nicht gehört hast?«
Starke Arme legten sich von hinten um Eric und der konnte nicht anders, als sich leicht gegen den anderen Mann zu lehnen.
Ein wohliges Seufzen kam über die Lippen des Blonden, als Louis dessen Nacken mit den seinigen streichelte.
»Du hättest jederzeit zu mir nach oben kommen können. Ich hab gesagt, du kannst mit mir in einem Bett schlafen. Es ist schließlich deins«, flüsterte Louis, »und ich hätte dich lieber dort gehabt als hier unten. Selbst dann, wenn wir nur nebeneinander geschlafen hätten.«
Eric schmunzelte. Natürlich hätte er das machen können und er hatte auch für eine Sekunde daran gedacht, es tatsächlich zu tun, aber dann doch Zweifel gehabt, ob er das auch wirklich wollte. So hatte er abgelehnt und stattdessen sein Zimmer an den Stallmeister abgetreten, damit der nicht auf der Couch hatte schlafen müssen, und es sich selbst darauf bequem gemacht. Soweit das möglich war.
»Ja, ich weiß, aber ich war mir nicht sicher, ob das nicht zu schnell geht«, erwiderte Eric leise.
» Nun, es war deine Entscheidung und wenn sie richtig für dich war, dann ist das für mich in Ordnung. Ich sagte ja bereits gestern Abend, ich werde alles respektieren. Wer bin ich, dich zu etwas zu nötigen, das du nicht möchtest. Entweder tust du es aus freien Stücken oder eben nicht. Ich stehe zu meinem Wort.« Louis knabberte sanft an der Schulter des jungen Mannes, was diesem einen Schauer über den Rücken jagte.
»Hmm ...«, erwiderte Eric und drehte sich in der Umarmung um, »aber vielleicht will ich jetzt was ganz anderes als noch vor ein paar Stunden.« Er hob den Blick und sah Louis in die Augen.
Dieser grinste Eric frech an und zuckte mit den Schultern. »Nun … was möchtest du denn?« Der Stallmeister zog den Blonden näher an sich und ließ seine Hand an dessen Rücken unter das Shirt gleiten, strich über die nackte Haut. Louis konnte spüren, wie der Andere erschauderte und einen Augenblick später presste Eric sich an ihn, während er seine Streicheleinheiten fortsetzte. Er hörte, dass der Atem des jungen Mannes schneller ging und konnte fühlen‚ dass das Ganze ihn in Aufruhr versetzte. Durch die Reaktion von Erics Körper bestärkt, ließ Louis seine Finger wandern. Über den Rücken des Blonden, bis an den Bund seiner Boxershorts. Dort verweilte der Stallmeister eine Zeit lang, streichelte über die Haut, während er die Auswirkungen seiner Zuwendungen genau im Auge behielt. Denn nichts lag Louis ferner, als Eric mit einer unbedachten Berührung zu verschrecken. Da von diesem aber keinerlei Zurückweisung kam, setzte der Stallmeister schließlich alles auf eine Karte. Er schob die störenden Shorts des jungen Mannes ein Stück nach unten und strich mit den Händen über dessen Hintern.
Louis konnte spüren, dass Eric die Luft anhielt und fragte im Flüsterton: »Ist dir das zu viel? Soll ich aufhören?«
Nach einem kurzen Augenblick des Überlegens schüttelte Eric energisch den Kopf. »Wag es dich ja nicht«, hauchte er und krallte seine Finger in die Haare des Älteren. Die Lippen der beiden trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss, in dem sich Eric völlig verlor. Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander und der Blonde trat einen Schritt zurück. Eric sah in die Augen des Stallmeisters und wie am Abend zuvor war deren Farbe vor Erregung um einiges dunkler als normal. Aber da war noch etwas anderes, das den Blonden stutzen ließ. Er glaubte, einen unterschwelligen rötlichen Schimmer wahrnehmen zu können.
»Deine … Augen. Was ...?«, fragte er darum zögerlich.
Den Blick senkend, schnurrte Louis: »Das ist nichts. Nichts von Bedeutung. Sollen wir wirklich die Stimmung mit Nebensächlichkeiten zerstören?«
»Aber …«
»Bitte, Eric. Vertraust du mir?«, der Stallmeister strich mit dem Daumen über die Lippen des jungen Mannes und dieser nickte stumm. Louis hatte recht. Was spielte es im Moment für eine Rolle, wer oder was der Franzose war? Der Blonde wollte ihn, jetzt und hier, mehr als alles andere. Zum ersten Mal seit Finn, sein Ex, Eric so übel mitgespielt hatte, war da jemand, den er wirklich wollte und der ihn wollte, ohne dass das ein schlechtes Gefühl in seinem Magen verursachte. Und selbst wenn das hier nur ein One-Night-Stand werden sollte, es war etwas Ehrliches. Ehrlich, weil Louis ihm nichts vorheuchelte, keine ewige Liebe schwor. Diesen ganzen Blödsinn, den Finn ihm vorgelogen hatte, nur um ihn schlussendlich zu verarschen. Nein, er würde nicht zulassen, dass die Stimmung durch etwas zerstört wurde, was wahrscheinlich nicht wichtig war, nur weil sein Misstrauen mal wieder die Stimme erhob. Eric schob die negativen Gedanken beiseite, schnappte kichernd nach Louis’ Finger und hielt ihn mit den Zähnen fest, während er mit der Zunge daran spielte. Der Stallmeister keuchte auf und sah ihn an.
»Mir gefällt, was du da tust. Machst du das auch an anderen Stellen, oder …?«
»Ob ich auf Blowjobs stehe?«, unterbrach der Blonde sein Gegenüber, »Kann schon sein. Finden wir es heraus.«
Mit einem verschmitzten Lächeln beugte Eric sich nach vorne und küsste Louis’ Schlüsselbein. Stück für Stück ließ der junge Mann seine Lippen über den nackten Oberkörper des Anderen wandern, immer tiefer. Langsam in die Knie gehend erreichte er den Bauchnabel des Stallmeisters und umkreiste diesen mit der Zunge. Louis stöhnte leise auf, als Erics Lippen weiter nach unten glitten und seinem besten Stück gefährlich nahe kamen. Er lehnte sich gegen das Fenster und grub seine Finger in die Haare des Blonden. Dieser packte den Bund von Louis’ Boxershorts mit den Zähnen und zog spielerisch daran, bevor er seine Finger über den feinen, dunklen Seidenstoff gleiten ließ. Dabei bemerkte er das Zucken von Louis’ Erektion, die gegen den Stoff drückte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Einen zischenden Laut von sich gebend, biss Louis sich auf die Unterlippe, als Eric ihn endlich, wenn auch quälend langsam, von der Shorts befreite. Und dann fühlte er die Lippen des Blonden auf seinem besten Stück und dessen Zunge, die die empfindliche Spitze umspielte. Louis krallte die Nägel in die hölzerne Fensterbank und keuchte auf. Eine Weile ließ der Stallmeister den jungen Mann gewähren. Jammerte und wand sich unter dessen Berührungen. Doch schließlich packte er ihn an den Schultern und zog ihn nach oben.
Leicht irritiert sah Eric ihn an. »Was …? Hab’ ich was falsch gemacht?«
»Nein! Im Gegenteil. Aber wenn ich dich weitermachen lasse, geht das nicht mehr lange gut.«
»Oh, okay«, kicherte Eric, der ja nicht blöd war und natürlich gemerkt hatte, welche Wirkung sein Tun auf den Anderen gehabt hatte. »Und was jetzt? Brauchst du ne kalte Dusche?«
Anstatt einer Antwort, griff Louis nach dem Shirt, das der Blonde noch immer trug, zog es ihm über den Kopf und warf es auf das Sofa. Der Stallmeister ließ den Blick über den trainierten Oberkörper des 19-Jährigen gleiten und zeichnete dann mit den Fingern den leichten Ansatz des Sixpacks nach.
»Nice«, schnurrte er, »genau wie ich es mag. Nicht zu viel und nicht zu wenig.« Langsam ging er in die Knie und bedeckte dabei Erics Brust und Bauch mit sanften Küssen, was dem Jungen ein Schnaufen entlockte. Mit einem zufriedenen Schmunzeln nahm Louis erneut zur Kenntnis, dass das Ganze den Jüngeren genauso wenig kaltgelassen hatte wie ihn. Fast im Zeitlupentempo zog er Erics Shorts ganz herunter. Wie zufällig strich er dabei über dessen Erektion, was den Blonden leise aufstöhnen ließ. Als dieser nun nackt vor ihm stand, erhob Louis sich wieder und sah ihn an. »Hast du irgendwas hier, das …«, der Stallmeister räusperte sich, «... gut schmiert?«
Selbst im gedämpften Licht des Kaminfeuers konnte er sehen, dass Eric errötete.
»Ich … wir haben Massageöl im Bad. Das heißt ...«, die Gesichtsfarbe des jungen Mannes vertiefte sich noch, «... ich hab es hier. Ich …«
Doch Louis unterbrach ihn. »Schon okay. Du musst mir keine Erklärung abgeben, was du hier getrieben hast. Wo hast du es versteckt?«
Erleichtert atmete Eric auf und ging um das Sofa herum. Er bückte sich und angelte die kleine Flasche unter dem Couchtisch hervor. Mit einem schiefen Grinsen ging er wieder zu Louis zurück und reichte ihm das Öl. »Hier, bitte. Also willst du jetzt tatsächlich …?«
Der Stallmeister sah ihn an und strich ihm eine Strähne aus den Augen. »Nur, wenn du es auch willst.«
Eric hielt dem Blick stand. Da war immer noch ein Bisschen Unsicherheit, aber er nickte und sagte mit fester Stimme: »Ja, ich will es auch.«
Mit einem feinen Lächeln auf den Lippen trat Louis an ihn heran und küsste ihn fordernd, während seine Hände über den Körper des Blonden wanderten, der seinerseits die Zärtlichkeiten erwiderte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste der Stallmeister sich von Eric und sagte mit rauer Stimme: »Dreh dich um.«
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Ein Stockwerk über den beiden erwachte Riley aus einem unruhigen Schlaf. Sein Mund war ganz trocken und so griff er suchend neben das Bett, wo er für gewöhnlich eine Flasche Wasser deponiert hatte. Aber da war nichts.
»Fuck«, fluchte er leise, schwang die Beine über seine Seite der Schlafstätte und setzte sich auf. So würde er nicht wieder einschlafen können. Er brauchte etwas zu Trinken, also musste er runter in die Küche. Seufzend stand er auf. Lysander, der auf der anderen Seite des Bettes schlief, schnarchte kaum hörbar. Riley schmunzelte. Wenigstens einer mit einem gesunden, ruhigen Schlaf. Der junge Mann schlüpfte lautlos in seine Jogginghose und verließ den Raum. Er musste sehr leise sein, denn immerhin schlief Eric im Wohnzimmer, durch das Rye auf dem Weg zum Kühlschrank unweigerlich musste, und er wollte seinen Kollegen auf keinen Fall aufwecken. Der junge Mann schlich die schmale Treppe hinunter. Zum Glück knarrt keine der alten Holzstufen.
Als er den kleinen Flur am Ende erreichte, horchte er auf. Verräterische Geräusche drangen an sein Ohr. Was zum Teufel spielte sich da im Wohnzimmer ab? Das hörte sich an wie … Riley schnappte nach Luft und war sich einen Moment nicht sicher, ob er nicht besser umdrehen und wieder hinauf gehen sollte. Notfalls konnte er ja im oberen Bad etwas Leitungswasser trinken, obwohl das nun wirklich nicht seine erste Wahl war. Rye hasste Leitungswasser.
Zögernd machte er einen weiteren Schritt in Richtung Wohnzimmertüre. Er schaute vorsichtig um die Ecke in den großen Raum, der von den hell lodernden Flammen im Kamin relativ gut beleuchtet war, und erstarrte. Die Geräusche, die er gehört hatte, kamen tatsächlich von Eric, aber nicht nur von diesem alleine. Rileys Mitbewohner hatte sich über die Sofalehne gebeugt und hinter ihm stand Louis. Die beiden hatten ganz eindeutig Sex.
Über Ryes Gesicht huschte ein Grinsen. So war das also. Lysander hatte zwar vor dem Einschlafen eine Vermutung dahingehend geäußert, dass die beiden sich zueinander hingezogen fühlen würden, aber Riley hatte sich das nicht wirklich vorstellen können. Jetzt hatte er den Beweis vor Augen, was ihn doch ein wenig peinlich berührte, aber auch irgendwie … anmachte. Erics Jammern und vor allem Louis’ dunkles Knurren und Stöhnen gingen nicht spurlos an Rye vorbei. Das Ziehen in seiner Leistengegend machte es ihm ganz deutlich. Und trotzdem er sich wie ein Spanner vorkam, konnte er sich nicht von dem Anblick der miteinander verschmolzenen, verschwitzten Körper losreißen. Er stand einfach da und sah den beiden bei ihrem Akt zu.
»Du kleines Ferkel. Was tust du hier?« Lysanders dunkle, sanfte Stimme an seinem Ohr, in der ein amüsierter Unterton nicht zu überhören war, ließ Riley heftig zusammenzucken.
Der Vampir war unbemerkt hinter den jungen Mann getreten und sein Kopf lag jetzt auf Ryes Schulter, während auch er dem Sex seines Stallmeisters mit Eric vollste Aufmerksamkeit widmete.
»Ich sagte doch, zwischen den beiden hat gestern die Luft geknistert, Chéri.«
Riley nickte. »Ja … offensichtlich.« Er spürte, wie Lysanders Arme sich um ihn legten und eine Hand in Ryes Jogginghose wanderte, während die andere über seine nackte Brust streichelte.
»Und ebenso offensichtlich macht dich das heiß«, schnurrte der Vampir, den Blick weiter auf das Geschehen vor ihnen gerichtet. Er presste sich an Rileys Hintern und rieb sich leicht an ihm.
»Vielleicht sollten wir wieder rauf gehen!?« Lysander strich über die Härte seines Freundes, der leise aufkeuchte. »Oder willst du es gleich hier tun?« Wieder rieb er sich an Rye.
Der Geruch von Erregung, den dieser ausströmte, machte es dem Vampir schwer, sich zusammenzureißen. Und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht … sich zusammenreißen. Er drängte Riley an die Wand neben der Wohnzimmertür und zog ihm die Hose ein Stück nach unten.
»Ich will dich … jetzt und hier«, hörte der junge Mann Lysanders Worte und als dieser in ihn eindrang, keuchte Riley leise auf.
»Du bist verrückt. Wenn die uns bemerken«, flüsterte er.
»Dann ist es eben so.« Der Vampir knurrte dunkel und bewegte sich tiefer, während er zeitgleich Ryes bestes Stück massierte.
Der junge Mann biss sich auf die Lippe, um nicht laut aufzustöhnen. »Das geht nicht lange gut.«
»Das muss es auch gar nicht.« Schnaufend ritzte der Vampir Rye mit den Fängen an und leckte das austretende Blut von den kleinen Wunden, wie er es schon so oft zuvor getan hatte. Riley fragte mittlerweile schon nicht mehr, was genau Lysander da tat, denn der hatte seinem Freund erzählt, dass die Leidenschaft ihn schon mal dazu brachte, etwas zu fest an Ryes Haut zu knabbern. Und der junge Mann glaubte ihm.
Ein wohliger Schauer nach dem anderen jagte über den Körper des Dunkelhaarigen. Die Mischung aus Schmerz und Erregung raubte ihm fast den Verstand. So trieb Lysander sie beide Stück für Stück dem Höhepunkt entgegen und als dieser sie schließlich überrollte, hatten sie alles um sich herum vergessen.