12. Kapitel
Eric Heidenreich's Weg zum Jugend- Zombie
Es war ein anderer Zombie, ein Zombie jedoch der eigentlich nicht hierher gehörte. Er hiess Eric Heidenreich, ein ca. 17- jähriger Junge, welcher dicke befreundet mit den Jugend- Zombies war, welche unser Schulhausgelände schon vor ihrer Zombiezeit unsicher gemacht und mit Bierflaschen, Chips- Säcken und einer Menge Rauchwaren, verschandelt hatten. Bei Eric war das Gehirn noch im Umbau begriffen und so hatte er so manche Flausen und blinde Flecken im Kopf. Wie es bei Jungs dieses Alters noch oft der Fall ist ;-). Er war eher ein Problemkind, welches sich von niemandem mehr etwas sagen liess und am Abend zuvor, auf Kosten seiner gepeinigten Eltern, die mal etwas Ruhe und Frieden zu Hause brauchten, im nahe gelegenen Kino den neuesten Zombiefilm: «28 years later» geschaut hatte. Er liebte alles was mit Horror, Gewalt, Action und exzessivem Lebenswandel zu tun hatte und er tobte sich in der Freizeit, jedoch auch im Alltag gerade erst so richtig aus.
So begab es sich also, dass mitten im Film, plötzlich ein seltsamer Aufruhr im Kinosaal ausbrach. Da es ziemlich dunkel war und gerade nur sehr wenig Licht vom riesigen Bildschirm die Finsternis erhellte (weil der Held des Filmes gerade in einem Höhlenlabyrinth auf einige Zombies stiess, die ihn beinahe das Leben kosteten), bekam Eric zu spät mit, was wirklich geschah. Er ärgerte sich vor allem über diese Deppen, die mitten im Film in den Saal taumelten und das einströmende Licht vom Eingang, die beklemmende Stimmung zerstörte.
Als jedoch die ersten Leute weiter hinten zu schreien begannen und Eric im Halbdunkel sah, wie die Neuankömmlinge sich auf die Besucher stürzten und diese scheinbar anzuknabbern begannen, wurde es ihm immer unheimlicher. Da er ausgerechnet auf dem Platz an der Wand, in einer der vordersten Reihen sass (es hatte keinen Besseren mehr gehabt, weil «28 years later», alle Besucherrekorde brach), kam er nicht so schnell raus. Zuerst glaubte Eric an einen Werbegag, der Zombie Film Industrie, doch ziemlich bald (vor allem aber zu spät) wurde ihm der Ernst der Lage in all ihrem Ausmass bewusst.
Die Leute in den mittleren und vorderen Sitzen gerieten nun ebenfalls immer mehr in Panik und alle versuchten so schnell als möglich aus dem Kino zu kommen. Doch die Eingänge waren bereits von weiteren, grauenhaften Kreaturen blockiert, welche nun ihr Massaker fortsetzen und auch noch andere in ihresgleichen verwandelten. Nun erfasste auch Eric die nackte Panik und wie die anderen, begann er wild schreiend im Kinosaal herum zu rennen, sprang über Sitze, gefüllte Popcorn Becher und Nacho Behältnisse, welche sich teilweise noch in der Hand von andren Zuschauern, oder aber auf Bänken oder Böden befanden. Niemand achtete mehr auf solche Banalitäten im Angesicht der schrecklichen Bedrohung und so entstand ein heilloses Durcheinander. Leute wurden umgerannt, oder gegen Sitze und Wände gequetscht. Popcorn wirbelte durch die Luft und rote Taco- und gelbliche Käsesauce (Beilage zu den Nachos), spritzte herum. Die schrecklichen Wesen, deren Gesichter Eric noch immer kaum sehen konnte, setzen ihr Zerstörungswerk immer weiter fort. Dass der junge Mann sie nicht richtig sehen konnte, machte alles noch doppelt schrecklich.
Er wollte sich an den Angreifern vorbeischleichen, doch als das Licht durch den Vorhang des Einganges auf das Gesicht des einen Zombies fiel, schreckte Eric zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Das war doch… Yannik einer seiner Saufkumpanen und bei ihm… noch zwei andere, die er kannte! Einen Moment lang war er dieser Erkenntnis halber unter Schock und reagierte wohl zu wenig schnell, denn Yannik, ein blonder Junge mit einer gel-glänzenden Undercut Frisur, stürzte sich auf ihn und nun spürte Eric keine Taco- Sauce mehr auf der Haut sondern warmes Blut, dass seinen Hals hinunterrann… Noch mehr der Unglücklichen, denen die Flucht wie ihm nicht mehr gelang, wurden ebenfalls gebissen und verwandelt.
Da das Zombie Virus, welches durch den Biss der Monstren übertragen wurde, die Hirnfunktionen auf die primitivsten Grundbedürfnisse reduzierte, war es für Eric nur logisch sich (nachdem er ebenfalls einige Leute angeknabbert hatte) auf den Weg zur nächstgelegenen Tankstelle zu machen, denn dort hatte es immer Bier und Zigaretten gegeben und gerade drehte sich alles in seinem Leben, um diese beiden Dinge und natürlich Fleisch und Blut. Also ging er zur Tankstelle, drang dort ein, verwandelte alle Angestellten selbiger in seinesgleichen und machte sich dann über die Gestelle mit dem Alkohol her.
Wir hatten ihn dabei gestört und nun pirschte sich Eric Heidenreich von hinten an Mona und mich heran. Zum Glück war er schon immer ein eher lärmiger Zeitgenosse gewesen und so hörten wir ihn gottseidank noch rechtzeitig! «Mona, Achtung!» schrie ich und zog sie zur Seite. Wir schwangen unsere, bereits mit einigen Konserven gefüllten, Beutel und schmetterten diese dem Zombie fast zeitgleich ins Gesicht. Dieser taumelte von den heftigen Schlägen zurück und schüttelte sich einen Augenblick lang. Doch dann schien er erst richtig wütend zu werden und streckte seine Krallen knurrend und mit fletschenden Zähnen nach uns aus.
«Weg hier!» schrie ich und warnte damit auch die anderen Anwesenden. Sogleich eilten alle uns zur Hilfe und schlugen nach dem dunkelhaarigen, noch jugendlichen Zombie, mit seiner fransigen, nun blutverkrusteten Kurzhaarfrisur.
Pirmin kam mit seinem Sturmgewehr herbeigeeilt, doch Karl hinderte ihn am Schiessen. «Nein, warte! Das ist doch noch ein Kind!» Zum Dank wandte sich der frischgebackene Jugend- Zombie nun ihm zu und wollte sich auf ihn stürzen. Wir andren packten selbigen jedoch und rangen ihn zu Boden. Wir banden ihm das Tuch um den Kopf und stellten ihn ruhig. Als auf einmal weitere Schüsse an unsere Ohren drangen, diesmal jedoch kamen sie nicht aus Pirmins Gewehr…