3. Kapitel
Erste Bastion- Hauswartwohnung
Wir warnten noch einige eintreffende Lehrer und Schüler, ja nicht in die Schule zu kommen, sondern gleich wieder nach Hause zu gehen, weil allen grosse Gefahr drohe. Wir wussten ja, dass zwei der Zombies noch immer irgendwo ihr Unwesen trieben und die andern, im Ziegengehege würden vielleicht früher oder später auch herausfinden, wie sie wieder rauskamen. Die Mistgabel und die langstielige Gartenkralle bereit, um damit jederzeit zuzuschlagen, betraten wir nun wieder das Schulgebäude. Immer um uns blickend und lauschend, betraten wir den einsamen, grossen Flur. Alles schien still zu sein und vorsichtig setzen wir einen Fuss vor den anderen. «Es scheint alles sauber zu sein, » sprach mein Mann. « Du gehst runter in die Wohnung zu Remo. Ich werde ins Lehrerzimmer gehen, um alle anzurufen. » «Aber… kannst du das nicht in der Wohnung machen? » fragte ich voller Angst und Unsicherheit. Alles was wir gerade durchgemacht hatten, brach urplötzlich über mich herein und auf einmal liefen Tränen über meine Wangen. Meine Hände zitterten plötzlich so heftig, dass mir die Mistgabel entglitt und klirrend zu Boden fiel. Da auch hier der Boden aus rotem Klinker bestand, machte dies ein ziemlich laute Geräusch, welches uns zusammenfahren liess. Zeitgleich… ertönte ein bedrohliches Knurren!
Das Adrenalin schoss erneut in meinen Körper, ich hob die Mistgabel blitzschnell auf und machte mich, ebenso wie mein Mann, kampfbereit. Von wem war dieses Knurren bloss gekommen? Was würden wir tun, wenn wir erneut auf einen unserer Lehrer oder Lehrerinnen stiessen, welche nun ebenfalls Zombies waren? Wer würde es sein? Würden wir… irgendwann nicht mehr darum herum kommen jemanden zu töten? Aber vielleicht waren die Betroffenen ja eh schon tot. Wir konnten nicht genau sagen, was diesen Zustand hervorgerufen hatte. Was wir jedoch stark vermuteten war, dass Peter mit irgendwas infiziert gewesen sein musste, das immerhin einen zombieähnlichen Zustand hervorrief. Ein Virus vielleicht, oder doch irgendein Gift, oder eine Droge?
Wir konnten nicht lange darüber nachdenken, denn das unheilvolle Knurren erklang wieder und diesmal kam es eindeutig aus dem Kellergeschoss. Wir wollten weglaufen doch irgendwie waren wir wie angewachsen. Wir mussten doch wissen, wer sonst noch betroffen war. So blieben wir einen Moment lang stehen. Das Knurren wurde immer lauter und mit Schrecken stellten wir fest, dass es sich dabei um mehrere Personen handeln musste. Kurz darauf, erschienen sie auch schon und wir stellten mit einer gewissen Erleichterung fest, dass es sich nicht um Lehrer oder Schüler handelte, sondern um die restlichen drei Bandmitglieder, die mit Peter zusammen jeweils im Keller übten.
Doch die Erleichterung, wich sogleich wieder dem Überlebenskampf und wir wollten soeben davonlaufen… als die Tür des Lehrerzimmers auf einmal aufging! (dieses befand sich gleich neben dem grossen Haupteingang der Schule) Wir fuhren herum. Unsere Blicke hetzten von den Zombies auf der Treppe, in Richtung der gerade geöffneten Tür. Doch… zum Glück, war es kein Zombie der aus dem Lehrerzimmer trat, sondern… unser Schulleiter Karl Krause! Wir starrten uns einen Moment lang überrascht und erschrocken an. «Alina, David! Was macht ihr denn hier? » «Karl! » schrien wir «hast du denn nicht mitgekriegt, dass Zombies in der Schule ihr Unwesen treiben?!» Unsere Blicke hetzten wieder zu den Kreaturen aus dem Keller, welche nun immer näherkamen. «Zombies? » Ein leicht spöttisches Lächeln, erschien auf dem, bereits etwas angegrauten, bärtigen Antlitz des Schulleiters, denn er dachte wohl wir machten einen Scherz. Doch als die leeren Augen in den drei entstellten Gesichtern, der Musik- Zombies, sich nun auf ihn richteten und sie sich knurrend und stöhnend auf ihn zu bewegten, begriff auch unser skeptischer Vorgesetzter, dass die Lage wohl doch ernster war, als gedacht. «Geh zurück ins Lehrerzimmer! » brüllte mein Mann und verschliess die Tür! Die Lage ist ernst und wir müssen alle die noch nicht da sind informieren, die Polizei, die Seuchenspezialisten… was sonst noch. Schnell! » Schrecken und Angst, machte sich in Karls Gesicht breit und er wollte nochmals etwas fragen. Doch die Zombies stürzten bereits auf ihn zu. So blieb ihm nichts anderer übrig, als wieder ins Lehrerzimmer zurück zu hechten und die Tür hinter sich zu schliessen.
Zum Glück gelang es ihm und wir nutzen den Augenblick der geringeren Aufmerksamkeit, seitens der drei Musik- Zombies, um Richtung Hauswartwohnung davon zu laufen. Doch ehe wir die Treppe, welche hinunter zur Wohnung führte erreichten, geschah etwas weiteres, völlig Unerwartetes. Mein Sohn kam uns auf halbem Wege entgegen! Er trug immer noch das Pyjama. «Mami! » Wo wart ihr nur? Du hast mich gar nicht geweckt. Ich komm zu spät zur Schule…» Mein Herz rutschte beinahe in die Hose, so sehr erschrak ich über das Erscheinen meines Sohnes. «Wir müssen sofort in die Wohnung zurück! » schrie ich hysterisch. «Da sind… Zombies im Schulhaus! » «Zombies? » Remo blickte erschrocken auf die grotesken Gestalten, welche nun ihre Jagd auf den Schulleiter vorerst aufgegeben hatten und sich wieder uns zuwandten. «Oh nein! » schrie ich «Kommt schnell! In die Wohnung und alles verrammeln! » Mein Sohn wurde kreidebleich und lief, meinen Mann und mich dicht auf dem Fuss, die Treppe hinunter zur Wohnungstür. Wir schlüpften einer nach dem andern hinein, schlugen die Türe hinter uns zu und schlossen sie sofort ab.
Mit wild klopfendem Herzen und keuchendem Atem hörten wir, gegen die gerade verschlossene Tür gelehnt, das Kratzen und Schaben der Zombieklauen, auf der, zum Glück sehr massiven Holzoberfläche. Die Türklinke wurde mehrmals hinuntergedrückt und unbewusst hielten wir alle den Atem an. «Meinst du, sie können hier rein? » fragte ich, während ich ängstlich die dunklen Schatten der Monstren beobachtete, welche sich vor dem hellen Spalt unter der Tür bewegten. «Nein, durch die Türe kommen sie wohl nicht, aber wir sollten unbedingt das Waschküchenfenster verbarrikadieren und all die anderen Fenster! » wies uns mein Mann an. Die Waschküche befand sich direkt neben dem Haupteingang zur Wohnung, die wir gerade verschlossen hatten und voller Angst lief ich sogleich zum Fenster selbiger und liess den Roll- Laden herunter. «Schieben wir noch die Mottenschränke hier vor das Fenster, dann stellen wir noch den Tumbler davor und schliessen die Tür auch hier ab! » rief mein Mann. Ohne Wiederrede packte auch mein Sohn mit an und innert kürzester Zeit, hatten wir die Waschküche gesichert.
«Jetzt noch alle restlichen Fenster der Wohnung! Läden runterlassen und die Türen alle abschliessen! Wir werden uns alle im Wohnzimmer einrichten. Ich hole dann noch Bretter in der Werkstatt, um die Hauptfenster zusätzlich zu sichern. «Fang du mal an, alle Telefonnummern von Schülern und Lehrern anzurufen, die wir haben Alina. » Ich nickte: «Wir haben am Küchenschrank noch eine Telefonliste von den meisten Lehrern. Von den Schülern leider nur jene aus Remos Klasse, » erwiderte ich. Irgendwie tat mir etwas Geschäftigkeit gut, dann hatte ich das Gefühl etwas Nützliches zu machen, jetzt da wir hier wohl eine Weile festsassen. «Ruf aber zuerst die Polizei an. Auch wenn ich davon ausgehe, dass dies Karl schon getan hat. Ich hoffe sehr, er ist in Sicherheit. Ich schau jetzt mal, ob ich in die Werkstatt gehen kann. Vielleicht gibt es dort, neben den Brettern, auch noch einige Dinge, welche wir möglicherweise zu Waffen umfunktionieren könnten. Remo!" wandte sich mein Mann dann an unseren Sohn. «Für dich habe ich auch eine Aufgabe. Schau mal ob du im Fernsehen oder Radio etwas siehst oder hörst, dass uns Aufschluss über die Lage in der Umgebung geben könnte. » Mein Sohn nickte eifrig, denn TV schauen war eh eins seiner Haupthobbies. Ausserdem gab es auch ihm ein Gefühl etwas Sinnvolles zu tun und er konnte nicht zu viel über unsere gefährliche Lage nachdenken.
Mein Mann machte sich nun auf den Weg zur andern Seite der Hauswartwohnung, wo sich eine weitere Eingangstür befand, durch welche man in die kleine, schmucke Werkstatt gelangte, wo sich allerlei Gerätschaften für den alltäglichen Gebrauch und auch verschiedenste Basteleien meines Liebsten befanden.
Wir blickten aus dem länglichen Küchenfenster und hielten nach möglichen Zombies Ausschau. Die Luft schien im Augenblick rein. Doch ich hatte dennoch zu viel Angst, meinen Mann ganz alleine zu lassen. Man wusste ja nie. «Ich denke, ich komm doch mit dir, » sprach ich «und halte dir den Rücken frei, wenn nötig. Remo, du postierst dich an der Haustür und wenn etwas passiert, schliesst du diese wieder ab, auch wenn wir vielleicht noch nicht zurück sind. » Tränen stiegen meinem Sohn in die Augen: «Mami, ich werde euch auf keinen Fall rausschliessen.» «Wichtig ist vor allem, dass du überlebst. Aber nur keine Angst, es wird bestimmt nicht so weit kommen, dass wir getrennt werden. Die Tür zur Werkstatt ist ja gleich neben der Wohnung. » «Im Notfall könnten wir die Wand zwischen Werkstatt und Wohnung sogar durchbrechen, » fügte mein Mann noch hinzu. «Es ist keine sehr harte Wand. Die Tür der Werkstatt, hält ausserdem sehr viel aus. Sollten wir also aus irgendeinem Grund in der Werkstatt festsitzen und du allein in der Wohnung Remo, könnten wir schon wieder zu dir gelangen. »
Diese Erklärung schien Remo zu beruhigen. Noch einmal spähte ich aus dem Fenster, doch ich erblickte weit und breit keine Zombies. Etwas weiter hinten befanden sich einige grössere Schüler, die wir unbedingt noch warnen mussten. Sie hatten einen Fussball dabei, doch in der Aufregung merkten wir nicht, dass sie gar nicht richtig spielten, sondern den Ball nur etwas herumrollten. Wir vermuteten, sie übten ein wenig. Vorsichtig traten wir aus der Wohnungstür, die zum Glück aus massivem Stahl bestand und schauten uns, die Gartenkralle und die Mistgabel griffbereit, nach allen Seiten um. Es sah wirklich so aus, als würden gerade keine Zombies in der Nähe sein und mein Mann ging rüber in die Werkstatt...