Nach ein paar Tagen riefen dringende Aufträge Bertie zurück in die Kanzlei. Es war ein schöner Herbsttag und Michael saß unten auf seinem Lieblingsplatz am Meer. Branka kam aus dem Haus und ging auf ihn zu. Ihr langes rotes Haar, ihr anmutiger Gang...
"Du bist wunderschön, Branka! Weißt du das? Wie konnte ich das nur so lange ausblenden? Warum hab ich mich nicht einfach in dich verliebt, dann hätten wir beide ein schönes Leben" - "Ach Michael! Jetzt bist du acht Jahre älter als ich und du musst mich junges Gemüse um weise Antworten fragen! Liebe sucht man sich nicht aus! Sie passiert einem! Wie ein Unfall! Mir ist es passiert mich in dich zu verlieben, aber dir eben nicht, so einfach ist das. Und Silvia ist es auch passiert und dadurch, dass es auch dir so ging hat es bei euch gepasst!" - "Ja super! Nicht einmal vierzehn Tage...!" - "Du tust ihr Unrecht, Michael! Sie liebt dich immer noch und es wird ihr weh tun, so lange sie lebt!" - "Davon habe ich nichts!" Sie küsste ihn auf die Wange. "Grüß dich mein Großer! Du wirst sie nie ganz vergessen und es dauert noch Jahre, aber du wirst sehr glücklich werden, mit einer anderen Frau! Sie nicht!" - "Glaubst du das?" - "Ich weiß es! Und jetzt komm, Michael, wir müssen trainieren! Du musst zurück ins Leben! Du musst wieder gesund und stark werden und positiv, wie der Michael, der du einmal warst! Du musst wieder Spaß haben! Ich hab dir versprochen, dir dabei zu helfen, aber mitmachen musst du schon! Heute laufen wir mal ein Stück!" - "Aber Branka, meine Lunge..." - "Die wird sich dran gewöhnen müssen, deshalb trainier ich ja mit dir! Los, komm jetzt! Hab dich nicht so!"
Michael war aufgefallen, dass Branka die letzten Tage immer mit dem Fahrrad gekommen war. Sie liefen den Weg von Porcec zur Plava Laguna in ganz verträglichem Tempo. Branka achtete sehr darauf, dass Michael nebenbei gut reden konnte und nicht zu heftig atmen musste. "Was ist mit deinem Auto?" - "Kaputt!" - "Kauf dir ein Neues!" - "Du bist gut! Womit denn? Ich studiere noch!" - "Schick mir die Rechnung!" Branka blieb stehen und sah Michael ungläubig an. Michael schenkte Branka sein erstes Lächeln nach all dem, was hinter ihnen lag. "Branka, ich bin ein reicher Mann! Was hättest du denn gern? Ein kleines Cabrio? Ein SLK wäre hübsch für dich, der kleine Mercedes." - "Sag mal, meinst du das ernst? Das könnte ich niemals annehmen!" - "Branka, Ich war mehrmals klinisch tot. Und ich wollte auch nicht mehr! Bertl und du, ihr zwei habt mich zurück auf diese Welt geholt! Für euch würd ich alles tun. Du hast die ganze Freizeit zwischen den Semestern mir geopfert! Das soll nicht umsonst gewesen sein!" - "Michael, das hab ich getan, weil ich dich gern hab! Nicht, um was dafür zu bekommen!" - "Das weiß ich doch, aber ich möchte wieder mal was Verrücktes tun! Das ist gesund! Du sagtest, ich muss wieder Spaß haben, um gesund zu werden, also lass uns was Verrücktes tun!" Michael lief zurück. Branka lief ihm nach. Zu Hause angekommen, sagte er: "Wir duschen jetzt und ziehen uns um und dann fahren wir ein Auto für dich kaufen!" - "Nein!" - "Doch!" - "Nein!" - "Du weißt doch, dass ich mich nicht aufregen soll, also widersprich mir nicht ständig! Los jetzt, Branka! Zieh dich um!" Michael ging zu Mira. "Mira, Ich möchte Branka ein kleines Cabrio kaufen, bist du so lieb und fährst uns?" - "Du möchtest was?"
Michael blieb hart. Er bestand darauf, Branca ein kleines Cabrio zu kaufen. Mira und Branka wollten ihn dazu übereden, ihr das Geld für "einen Gebrauchten" nur zu leihen. Dabei kam heraus, dass nicht etwa Miras Schwester, sondern Mira selbst ihrer Nichte das Studieren ermöglicht hatte, denn Brankas Eltern hatten nicht viel. "Na dann ist es ja gut, dass ich das auch einmal erfahre! Ich werd euch jetzt mal was sagen, euch beiden! Als meine Oma starb, war ich ein ganz armer Hund. Hätten sich Mira und Mirko nicht meiner angenommen, wäre nie etwas aus mir geworden!" - "Aber..." - "Ich bin dran, MAMA! Später hat mich Mirko meinem Mentor vorgestellt, der meine ganze Ausbildung bezahlt hat, mich wie ein Vater aufgenommen und gefördert hat und von dem ich all sein Hab und Gut erben werde. Und jetzt ist es an der Zeit für mich, endlich meine Schulden zu begleichen. Ich habe mir immer schon gewünscht, Mira, euch einmal alles zurückgeben zu können. Ich bin mehrfacher Millionär und wenn mich Bertie und Branka nicht auf diese Welt zurückgeholt hätten... Als ich tot war, konnte ich auch kein Geld ausgeben. Jetzt mache ich damit, was ich immer schon wollte: Jetzt bin ich mal für euch da!" Mira war ganz überwältigt. "Oh Michael, jetzt wird alles gut! Du klingst wieder so wie früher! Wie mein Micha!" - "Bedank dich bei deiner Nichte! Sie ist ein Schatz!" Branka war puterrot im Gesicht und sah zu Boden. "Komm, Cousinchen, jetzt besorgen wir dir einen heißen Flitzer. Und um das Geld für dein Studium braucht ihr euch keine Sorgen mehr zu machen. Ich brauche nur deine Kontonummer. Du hättest mir längst sagen sollen, wie ich dir helfen kann, Mira!" - "Soviel haben wir nicht in dich investiert, Michael! Bei weitem nicht!" - "Wolgang Ambros hat mal gesungen: "Nicht alles, was einen Wert hat, muss auch einen Preis haben!" Und Mirko hat mir das vorgelebt, solange ich ihn kenne. Vielleicht ist die Summe, die wir jetzt gemeinsam ausgeben werden höher. Der Wert der Aktion, Mira, der Wert sollte der Gleiche sein. Wir für uns, so wie ihr für mich da wart. Und weißt du, ich bin nicht mehr glücklich, nach Allem was war, aber das hier...hier und jetzt mit euch beiden... das lässt mich gerade wieder ein Bisschen glücklich sein..."