Träume
Ich träumte von den hellen Tagen,
von Neugier, Einzigartigkeit,
die nicht voll ungewisser Fragen
still schwiegen, träge schwer und breit.
Von flussumrauschten Sommersbrisen,
und deren leise raschelnd Lachen,
von buttergelben Frühlingswiesen,
die in die Augen leuchtend stachen.
Von Wegen, die, wenn sie beschritten,
nicht schmerzten, und mit klarem Ziel;
von Wünschen, die wir nicht beschnitten
und wie der Wind ein tanzend Spiel.
Von Fällen, die gar wild umsangen
die freien Klippen der Gedanken,
die in den tiefen Abgrund sprangen
und in der lauten Gischt versanken.
Vom Mut, der wie ein Wasserfall
im Sonnenlicht erglomm
und in der Farben frohem Hall
im Regenbogen schwomm.
Von fernen, roten Horizonten
im Abendandachtdämmerlicht,
die niemals je versinken konnten
und mich des Nachts verließen nicht.
Von Menschen, die im strömend Regen
ein Lied zum Tanze gaben
und nicht beim langen Überlegen
den Augenblick vergaben.
Doch träumte ich auch von den Nebeln
und schwarzgescheckten Mahren
sah sie so manch Gesetze hebeln
im Grau von vielen Jahren.
Ich träumte, doch man sagte mir:
»Dies ist die Wirklichkeit,
und deine Utopie ist Gier
und nur dein größtes Leid!
In unsrer Welt, da schlurft man nur,
mit Blick am Smartphone klebend,
Erfahrung ist die harte Tour
um Anerkennung strebend!«
Nun sitz’ ich hier, in meiner Welt,
gespalten von zwei Träumen,
und starre auf ein weites Feld
von Möglichkeit und Räumen.
Ich ahne, tief in meinem Herz,
dass jeder Mensch versteht,
wenn eine Wirklichkeit voll Schmerz,
die andre wartet stet.
Doch viel zu oft vergaßen wir,
dass Träume es doch waren,
die schufen unsre Welt; und hier
bleibt uns, sie noch zu wahren.