Decadence kniete im königlichen Thronsaal vor der Gesandten ihrer Herrin, bereit die Strafe für ihr Versagen zu tragen. Zwar war es über die Jahrhunderte schon mehrmals geschehen, dass eine der beiden bestraft werden musste, stets zur Freude der jeweils anderen, doch dieses Mal war es anders.
Diesmal handelte es sich nicht nur um eine kleine Verfehlung. Decadence hatte zugelassen dass das ganze Land in einen Zustand unumstößlicher Ordnung und Gesetzestreue geraten war. Die Strafe dafür würde höher sein, als alles was sie bisher kannte.
Dann passierte etwas, dass es noch nie zuvor gegeben hatte. Decadence wusste nicht warum, doch Modesty, trat vor und sprach für sie: "Es war meine Schuld", sagte sie. "Ich habe mich gehen lassen und meine Pflicht übertrieben. Ich bitte Euch, seid nachsichtig, und bestraft stattdessen mich wenn Ihr müsst."
"Schweig sofort, niedere Muse!", rief die göttliche Gesandte nur. Sie warf Modesty einen verachtungsvollen Blick zu. "Du gehörst nicht zu meinem Hof, und dein Handeln geht mich nicht das Geringste an. Wenn du etwas zu sagen hast, sag es deiner eigenen Herrin."
Doch obgleich Modestys Worte das Urteil nicht mindern konnten, Decadence berührten sie sehr. Zum Abschied sahen die beiden sich tief in die Augen, kein Zweifel mehr dass aus ihrer erbitterten Rivalität eine Freundschaft erblüht war.
Und so wurde Decadence in Ketten gelegt und hinfort geschafft. Drei Jahrzehnte Todesqualen, so lautete die Strafe für Versagen und Ungehorsam.