Decadence brauchte einige Wochen um wieder zu Kräften zu kommen. Hätte sie nicht das Glück gehabt Modesty auf ihrer Seite zu haben, sie wäre damals wohl zugrunde gegangen.
So begann sie in kleinen Schritten ihre Arbeit wieder aufzunehmen, und die so tugendhaft gewordenen Menschen erneut zur lüsternen Gedanken, zur Trinkerei und ganz allgemein zur Lasterhaftigkeit anzustiften. Modesty schaute dabei geflissentlich in die andere Richtung, um ihrer Gegenspielerin eine faire Chance zu geben.
Mehr noch, Modesty zeigte Decadence sogar den Weg zu geheimen Untergrundetablissements, welche die Menschen während der Herrschaftszeit ihrer Vertretungsmuse errichtet hatten: Ein alter Keller indem heimlich der von der Regierung verbotene Alkohol genossen wurde, eine Hand voll illegaler Spiel- und Freudenhäuser, und ein verwinkeltes Gartenlabyrinth, in dem es immer wieder zu ausschweifigen Gelagen kam.
Es dauerte nicht lange, und Decadence war wieder im Spiel. Doch tat sie es mehr weil sie es tun musste. Das Vergnügen, das es ihr einst bereitet hatte, die Menschen ihren Lastern in die Arme zu treiben, war längst einer größeren Sehnsucht gewichen. Nur die Tabus der Sterblichen zu brechen hatte allen Reiz verloren, und Deca hatte ihre Augen schon längst auf eine weit kostbarere Trophäe gerichtet. Und sie war gewillt jeden Preis zu bezahlen, sie zu bekommen.