„Ich gehe jetzt“, rufe ich meinem Chef zu. Luke, der gerade an seinem Schreibtisch sitzt und Papierkram sortiert, blickt hoch. „Na klar. Mach das.“ Ich will gerade zur Tür gehen, als er mich zurück ruft. „Was gibt’s?“, frage ich. „Alles Gute zum Geburtstag.“ Ich schaue auf meine Armbanduhr. Tatsächlich. Es ist eine Minute nach Mitternacht. „Danke, Luke“ sage ich strahlend.
Als ich aus Joey's Bar in die kühle Nachtluft trete, ziehe ich unwillkürlich meinen Mantel fester zusammen. Eigentlich wollte mein Freund mich abholen, aber er ist noch nicht da. Ich gehe ein wenig hin und her, damit mir nicht kalt wird und warte. Fünf Minuten, zehn Minuten. Nach einer viertel Stunde fische ich mein Handy aus meiner Handtasche und wähle die Nummer von Noah. Es klingelt, doch er geht nicht ran. „Wo bleibt er nur?“, flüstere ich besorgt. Auf einmal höre ich schnelle Schritte hinter mir und in der nächsten Sekunde zieht mir jemand einen Beutel über den Kopf. Ich schreie und versuche mich zu wehren, doch er, ich vermute, dass derjenige ein Mann ist, da seine Hände sehr kräftig sind, hält mich fest und ein zweiter bindet mir meine Hände auf dem Rücken zusammen. Ich will um Hilfe schreien, doch mir wird etwas auf den Mund gepresst und eine raue Stimme zischt mir zu: „Ein Laut oder du wirst es stark bereuen“. Sie schleifen mich weg von der Bar. Nach gefühlten zehn Minuten halten sie an und ich höre, wie eine Autotür geöffnet wird. Im nächsten Augenblick wird mein Kopf runter gedrückt und ich werde ins innere des Autos geschubst. Ich versuche mich auf zusetzen, als ich spüre, wie sich jemand neben mich setzt. Ich will zur Tür rutschen, doch vor Angst kann ich mich nicht bewegen. „Was wollt ihr von mir? Lasst mich gehen.“, stoße ich mit zitternder Stimme hervor. Höhnisches Gelächter ertönt. „Wenn wir dich gehen lassen, dann hätten wir uns nicht erst die Mühe machen müssen, dich mitzunehmen. Außerdem würde unser Herr das nicht gutheißen“, sagt eine tiefe Stimme direkt neben meinem Ohr, sodass nicht nur meine Stimme zittert, sondern auch ich selbst. „Was wollt ihr von mir?“, wiederhole ich meine Frage nach einiger Zeit und versuche meine Angst zu unterdrücken. „Das wird dir unser Herr schon erklären“, ertönt jetzt eine Stimme von vorne, die mir so bekannt vor kommt, dass mir der Schreck den Atem nimmt. Ich brauche höchstens eine Sekunde um herauszufinden wem sie gehört. Als mir das klar wird, steigen mir die Tränen in die Augen. „Warum? Warum du, Noah?“ flüstere ich entsetzt. Auf diese Frage erhalte ich keine Antwort.
Wir fahren lange. So lange, dass die angespannte Stille im Auto schon fast erdrückend wird. Anscheinend spüren auch die anderen diese Spannung, denn irgendwann schaltet jemand das Radio an. Als die Musik, die Stille ablöst, atme ich erleichtert auf.
Ich bin erschöpft und würde am liebsten schlafen, aber aus Angst, sie stellen sonst was mit mir an, wenn ich schlafe, mache ich es nicht.
Nach dem dritten Song, falle ich schließlich doch in einen unruhigen Schlaf.
Als ich wieder zu mir komme, fällt fahles Morgenlicht ins innere des Wagens. Jemand hat mir anscheinend den Beutel vom Kopf gezogen und die Fesseln an den Händen gelöst. Froh, meine Hände wieder vernünftig bewegen zu können, bemerke ich, dass ich alleine im Auto sitze. In der Hoffnung, flüchten zu können, versuche ich die Tür zu öffnen, doch sie ist verschlossen. 'Natürlich', denke ich mir. 'Sie werden wohl kaum so blöd sein zu verschwinden und die Autotüren offen lassen.'
Während ich überlege, wie aus dem Auto rauskommen kann, merke ich, dass drei Männer auf das Auto zu kommen. Ich erstarre, denn darunter ist auch Noah. Im nächsten Augenblick sitzen sie wieder im Auto und wir fahren weiter. Der Mann, der neben mir sitzt, holt eine Flache Cola und Sandwichs aus einem Beutel und wirft sie mir auf den Schoß. Da ich seit gut 12 Stunden nichts mehr gegessen habe, bin ich erleichtert entlcih etwas zwischen die Zähne zu bekommen.