Das quietschende Geräusch von Kreide auf einer Tafel ließ Damian aufschrecken. Wie oft war er jetzt schon im Unterricht eingeschlafen? Fünfmal oder war es schon sechsmal? Sein Lehrer oder besser der Lehrer der Klasse D, hackte mit der Kreide in einer unangenehmen und unmenschlichen Geschwindigkeit auf die Tafel ein. Zuerst hatte Damian gedacht, dass er die Tafel zerstören wollte, doch als seine neuen Mitschüler eifrig in ihre Hefte schrieben, merkte Damian, dass der Lehrer wohl gerade etwas anschrieb. Damian versuchte nicht einmal die Hieroglyphen an der Tafel zu entziffern und zu entwirren. Er konnte bereits schon nicht lesen, und schreiben ganz gewiss nicht. Und selbst wenn er lesen oder schreiben könnte, hätte er kein Blatt Papier oder einen Stift. Gelangweilt lümmelte er sich auf die Bank und sah aus dem Fenster. Nach einer halben Stunde begannen wieder seine Augenlider hinabzufallen und ihn in den Schlaf zu ziehen. Doch diesmal ließ der Lehrer es nicht zu. „Schlafmütze!“ donnerte es durch den Raum. Gekonnt fühlte Damian sich nicht angesprochen, bis ihn ein Schüler von hinten auf die Schulter klopfte und nach vorne zeigte. Nun hatte Damian keine Wahl mehr und sah den Lehrer an. Der Lehrer hatte einen schwarzen glatten Spitzbart und ein Monokel über seinem rechten Auge. Seine Nüstern blähten sich so weit auf, dass es Damian nicht wundern würde wenn er gleich Feuer speien oder niesen würde. „Offenbar ist ihnen der Stoff bereits zu leicht und sie sind bereits so weit fortgeschritten, dass sie diesen Stoff verpassen können?“ fuhr der Lehrer fort. „Hören Sie Sir...“, begann Damian, doch er wurde sofort von Dem Lehrer unterbrochen: „Wir stehen auf wenn wir etwas sagen wollen!“. Ein musste Damian einen tiefen Atemzug nehmen um sich zu kontrollieren. Doch wider Erwarten des Lehrers blieb Damian sitzen. „Wollen Sie sich widersetzen?“, begann der Lehrer zornig. „Ja! Steh auf du niedriger Bauerntrampel!“ brüllte es aus der ersten Reihe. Ein Junge mit teuren Accessoires – soweit Damian das einschätzen konnte – hatte sich erhoben seine blonde Locken hinter seine Schultern geworfen. Was will der den jetzt? fragte sich Damian. Offenbar ging es dem Lehrer genauso, denn nun richtete sich seine Wut auf den jungen Adligen: „Ich muss doch sehr Bitten! Ich hatte Sie auch nicht angesprochen Sir Roland!“. Ach! Bei dem sind sie beim „Sir“ oder was? dachte sich Damian doch hielt den Mund. Er würde sowieso nicht auf die Frage des Lehrers antworten können, sodass er wohl besser nicht weiter negativ auffallen sollte. Er erhob sich langsam und stütze sich mit beiden Armen ausgestreckt ab. Nachdem der Lehrer ihn mit hochgezogener Augenbraue die Erlaubnis gab zu sprechen entschuldigte sich Damian: „Es tut mir sehr leid Sir, Ihren Unterricht unterbrochen zu haben, bitte vergeben Sie mir bitte und fahren Sie fort.“ Zum Schluss senkte Damian noch kurz den Kopf und setzte sich wieder. Zufrieden nickte der Lehrer und wirkte gleich viel freundlicher. Nach einem kurzen Blick auf die fehlenden Blätter auf Damians Tisch runzelte er kurz die Stirn und fügte hinzu: „Nur zur Sicherheit werde ich ab jetzt alles laut erklären, wenn zum Beispiel jemand es nicht vermag, meine Schrift zu lesen, oder zu weit entfernt sitzt! So können wir sicherlich auch Ihrer Müdigkeit entgegenwirken.“ Damian lächelte gezwungen als der Lehrer ihm zuzwinkerte. Dabei fiel sein Blick auf den Adligen der eine mörderische Aura ausstrahlte. Fasst musste Damian lachen: der Adlige sah aus als ob er ein stolzierender Hahn wäre dem die Krawatte den Kehlkopf abgeschnürt hatte und nun alles Blut im Kopf blieb. Schnell konzentrierte sich Damian wieder auf den Unterricht. Plötzlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, er spürte ganz deutlich, dass jemand ihn „durchschaute“, es fühlte sich an als ob sich Augen durch ihn hindurch bohrten und seine Kleidung wie Glas war. Das der Blick von einem Mädchen versetzt hinter ihm war, konnte er zwar ausmachen, wagte es aber nicht sich umzudrehen. Wer war das?