„Nimm die Arme hoch!“, brüllte Damian gereizt.
Die Klinge klirrte, als sie hart gegen den Hammer knallte. Damian hatte so stark zugeschlagen, dass der Hammerschaft eine tiefe Kerbe bekam und ein lautes Brummen von sich gab, weil er so stark vibrierte.
Erneut holte Damian erbarmungslos aus: „Schultern hoch, Beine fest, Augen nach vorne! Nach vorne! Die Klinge kommt von vorne!“
Ryan hob zitternd erneut den Hammer über seinen Kopf. Doch bevor die Klinge auf den Schaft traf, wirbelte Damian herum, sodass er neben dem keuchenden Ryan stand. Dann trat Damian ihm in einer fließenden Bewegung in die Kniekehle, sodass Ryan ächzend im Sand kniete. Damian betrachtete mit hochgezogener Augenbraue das Endergebnis: Ein durchgeschwitzter Ryan lag keuchend im Sand, einen schweren Kriegshammer neben ihm liegend.
„So wird das nie was...“ bemerkte Damian trocken.
„Ach, findest du?“, begann Ryan gereizt, „ich bin kein Kämpfer! Ich bin ein verkackter Schmied. Keiner in meiner Familie war jemals ein großer Kämpfer. Wir sind immer nur in den Kampf wenn wir wirklich mussten! Und dieser Roland, wird sowieso einen seiner Bluthunde schicken, die ihm brav aus der Hand fressen! Seine Familie verwaltet sämtliche Kriegsgefangene und Verräter, vermutlich werden sie so einem gesagt haben, dass er frei kommt, wenn er mich in dem Duell tötet.“
Schluchzend vergrub er seine Augen in seinen Armbeugen. Damian erinnerte sich zurück was ihm Ryan bereits vorher erklärt hatte. Ein Duell das innerhalb des Schulgebäudes von einem Adligen gefordert wurde, musste durchgesetzt werden. Dass war die Anweisung des früheren Direktors gewesen, um das Schulleben „interessanter“ zu gestalten. Jeder der Duellparteien durften entweder persönlich antreten, oder durch eine triftigen Grund einen Vertreter einsetzen. Bei den besonders reichen Adligen Familien war dieser triftige Grund großzügige „Spenden“, die der Schule angeboten wurden. Die ärmeren Familien hatten einfach Pech und schickten dann meistens ihre ältesten Kinder, um eine Hoffnung zu haben. In seltenen Fällen wie zum Beispiel dem Ausfall des Repräsentanten durfte ein Freiwilliger für ihn antreten. Doch dies müsste der Direktor absegnen. Was für ein riesiges Theater!, fand Damian. Der Kampf würde in zwei Tagen stattfinden, bis dahin wollte Damian soweit es geht Ryan das Kämpfen beibringen, aber langsam gab Damian die Hoffnung auf. Ryan war nicht wirklich schlecht, aber die Zeit reichte bei weitem nicht. Und selbst wenn Damian ihm alle Techniken einprügeln könnte – wobei er sich nicht einmal wirklich mit einem Kriegshammer auskannte – würde die jahrelange Erfahrung seines Gegner überwiegen. Kopfschüttelnd half Damian Ryan wieder auf die Beine. Kurz bevor er die depressive Stimmung noch weiter verstärkte, spürte er eine inzwischen für ihn bekannte Präsenz, die wie immer einfach plötzlich erschien.
„Clamy.“, begrüßte er das Mädchen mit einem Nicken.
„Langsam nervt es mich, dass du immer sofort weißt, dass ich da bin.“ erklärte Clamy trocken. Damian hatte es sich zur Aufgabe gemacht, immer wachsam zu sein - wenn nicht gerade Unterricht war – um solche plötzlich auftauchenden Personen gewappnet zu sein.
„Was machst du hier?“, wollte Damian wissen, der inzwischen kurz Ryan mit Clamy bekannt machte.
„Ich habe gehört, dass du jemanden Unterricht gibst, und wollte zuschauen.“ meinte sie spielerisch.
„Nein ganz im Ernst was willst du wirklich.“ meinte Damian bestimmt und wedelte mit der Hand.
Daraufhin gab Clamy ihre Fassade auf und reichte ihm einen großen Packen zusammengeklebtes Papier mit Schrift drauf. Sofort gab es Damian an Ryan weiter.
„Mal wieder gar keine Dankbarkeit...“, gab Clamy erstaunt von sich.
„Ich kanns eh nicht lesen.“, meinte Damian schulterzuckend.
„Du kannst nicht lesen?!“, fragten Ryan und Clamy geschockt wie aus einem Mund.
„Egal was steht nun drin?“, wollte Damian jetzt wissen.
„Oberstleutnant verliert Posten nach Tausendfachen Mord an seinen Truppen!“, las Ryan laut die Überschrift vor. „Der Oberstleutnant Shiro aus dem Nachtschwalben Schwadron wurde angeklagt, dreitausend Soldaten zu einem Lebensentzugszauber missbraucht zu haben, sodass diese genannten Soldaten den Tod fanden. Wozu dieser Lebensentzugszauber verwendet wurde ist noch unklar. Sicher ist jedoch, dass dieser Zauber verwendet wird, um beschworene Kreaturen mit Lebensenergie zu versorgen, sodass sie wie unsterblich wirken, solange nicht ihr Energietransmitter zerstört werden. Die viel größere und fürchterlichere Frage ist jedoch eher, welches Monster in der Lage war dreitausend Soldaten der Lebensenergie zu rauben.“, stockend blickte Ryan wieder auf. Erneut warf Damian Clamy eine hochgezogene Augenbraue zu um die Frage nicht stellen zu müssen.
Stolz sagte diese: „Ich dachte ihr wolltet wissen wer der Gegner von Ryan in seinem Duell sein wird!“