Alex öffnete die Wohnungstür und musterte sein Gegenüber, das grimmig zurückblickte.
»Was hat dich gehindert aufzumachen? Die Tatsache, dass du halb nackt bist? Ich sagte dir doch, dass ich es bin!« Lord Sandringham schob den jungen Mann unsanft zur Seite und betrat den Flur.
»Sag mal, geht es dir gut? Wenn du miese Laune hast und meinst, die an mir auslassen zu können, dann kannst du dich sofort umdrehen und wieder verschwinden. Auf so eine Scheiße hab ich keinen Bock«, knurrte Alex, schloss aber die Tür hinter ihnen und folgte Hiram. Der blieb abrupt stehen und wandte sich zu dem jungen Mann um, der ebenfalls in seiner Bewegung innehielt und den Vampir musterte.
»Du würdest mich also hinauswerfen?«
»Ja, denn ich lasse mich nicht tyrannisieren. Schon gar nicht in meinen eigenen vier Wänden.«
Hirams Augen funkelten und von einer Sekunde auf die andere kam er Alex wie ein Raubtier auf dem Sprung vor.
»Willst du mich angreifen? Hm?« Der junge Mann fixierte den Unsterblichen mit seinem Blick. »Na, dann los, versuch es.«
Alex konnte beobachten, wie die blauen Augen des Vampirs einen unterschwelligen, rötlichen Schimmer bekamen, als dieser sich nun langsam und leise knurrend auf den Hexer zubewegte.
Keine Sekunde später fand der sich mit dem Rücken an der Wand des Flures wieder. Hiram hatte ihn hochgehoben und sich zwischen Alex’ Beine geschoben, die dieser reflexartig um die Hüften des Vampirs geschlungen hatte.
»Du solltest vorsichtig sein mit dem, was du sagst. Es könnten deine letzten Worte sein«, murmelte der Unsterbliche dicht am Ohr des Anderen und öffnete mit einer Hand dessen Bademantel. Alex erschauderte beim Klang der Stimme, die durch das dunkle, leise Knurren auf seiner Haut vibrierte. Dann spürte er Hirams Lippen auf seinem Hals und eine Gänsehaut breitete sich auf dem Körper des Dunkelhaarigen aus. Er fuhr mit den Händen in die blonden Haare des Vampirs, kraulte dessen Nacken und ließ dann die Finger nach unten unter Hirams Jacke gleiten. Schnurrend wanderte der Unsterbliche währenddessen zu Alex‘ Schultern herunter. Dabei ritzte er die Haut Stück für Stück an, nahm das aus den kleinen Wunden austretende Blut auf und verschloss diese gleichzeitig wieder.
Nachdem er dieses Spielchen einige Minuten getrieben hatte, ließ er wieder von Alex ab.
„Warum bist du eigentlich … halbnackt? Hab ich dich bei was gestört?”, fragte der Unsterbliche und schaute den jungen Mann an.
„Eigentlich wollte ich in die Wanne”, Alex schnupperte an Hiram, „und du könntest mit baden gehen. Du riechst nach Kneipe. Wo bist du gewesen? Hattest du wenigstens Spaß?”
Der junge Mann fühlte einen Stich in der Magengegend, denn er hatte noch etwas an dem Unsterblichen wahrgenommen, das Parfum eines Anderen. Zwar nur noch ganz leicht, aber es war da. Und auch, wenn es ihm, Alex, eigentlich egal sein sollte, triggerte ihn diese Tatsache. Das musste er sich eingestehen.
„Ich weiß nicht, was es war. Es war jedenfalls nicht wichtig, sonst wäre ich noch dort”, brummte Hiram, „und ich möchte jetzt auch nicht weiter darüber reden.”
„Okay, okay. Es geht mich ja auch nichts an.”
Der Vampir ließ das unbeantwortet stehen. Stattdessen wanderte er mit den Lippen weiter an Alex‘ Schulter entlang und herunter zu dessen Brust, wo er überall kleine Bisswunden hinterließ, was dem Hexer ein leises Keuchen entlockte. Er schloss die Augen und genoss die Mischung aus süßem Schmerz und Erregung.
Der Dunkelhaarige wand sich in Ekstase und sein leises Wimmern sowie das Zittern, das durch seinen Körper lief, machten den Vampir wahnsinnig. Er musste sich sehr zügeln, um seinem Gegenüber nicht die Fänge in den Hals zu rammen und unkontrolliert sein Blut zu trinken. Hiram hatte zwar das dieses Studenten gehabt, aber Alex' Lebenssaft war einfach … besonders. Das hatte der Unsterbliche ja schon beim ersten Mal gemerkt, als er sich von dem jungen Hexer ein paar Tropfen gestohlen hatte. Hiram knurrte leise und ritzte die Haut des Anderen ein letztes Mal an, bevor er den Blick hob; in demselben Moment, in dem Alex seine Lider wieder öffnete und nach unten sah. Ihre Blicke trafen sich und der junge Mann zuckte leicht zusammen, als er die blutroten Iriden des Vampirs wahrnahm. Alex sah pure Gier im Blick des Unsterblichen und schlagartig wurde ihm bewusst: Das hier war kein Spiel mehr. Das hier war gefährlich, konnte jeden Moment eskalieren und ihn sein Leben kosten. Doch das hielt ihn nicht davon ab, weiterzumachen. Ihn hatte dieses Gefühl der Gefahr, das die Vampire umgab, immer fasziniert und angezogen, wie eine Motte das Licht. Irgendwann würde Alex darin verbrennen, da war er sich sicher, aber nicht jetzt und nicht hier. Er beugte sich ein wenig zu Hiram herunter und als ihre Lippen sich trafen, fuhr es wie ein Stromschlag durch den jungen Hexer.
„Verdammt, du machst mich noch wahnsinnig”, schnurrte er, nachdem sie den Kuss nach einem kurzen Moment wieder gelöst hatten. „Lass mich runter. Mir ist heiß.”
Hiram tat wie gewünscht, setzte den jungen Mann auf dem Boden ab und erwiderte grinsend: „Du hast ja auch viel zu viel an. Wolltest du nicht baden?” Und als Alex nickte, fuhr der Vampir fort: „Gut, dann komm. Ich muss diesen Kneipengestank loswerden.”
„Und den von dem anderen Kerl”, murmelte der junge Hexer, während er sich auf den Weg zum Badezimmer machte.
„Ja, den auch”, grinste Hiram und folgte dem Dunkelhaarigen. Dass Alex das so sehr störte, amüsierte den Unsterblichen.
Während der junge Mann sich seines Bademantels entledigte, ließ Hiram den Blick schweifen. Bei seinem ersten Besuch hier hatte der Vampir nicht viel Zeit darauf verschwendet, sich dieses Zimmer genauer anzusehen. Da hatte er Besseres zu tun gehabt, aber jetzt bot es sich an, dies nachzuholen.
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Der Raum war riesig. Solche Ausmaße hätte man wohl eher in einem Haus erwartet als in einer Wohnung, aber Alex hatte Hiram erzählt, dass diese seiner Großmutter gehörte und sie sie sich wohl nach ihren Vorstellungen hatte umbauen lassen. Darum verwunderte es den Unsterblichen nicht wirklich, dass das alles nicht 08/15 war, wie man es normalerweise erwarten würde.
Es gab eine ebenerdige Dusche, die alleine durch das schwarze Ganzglas schon ein Blickfang war, zwei Waschbecken, eingebaut in ebenholzfarbene Schränke, und eine Toilette, alles in dunklen Farben gehalten und mit kupferfarbenen Armaturen. Sehr elegant, die Dame hatte Geschmack, das musste er zugeben, aber noch nichts Außergewöhnliches. Auf der rechten Seite des Raumes allerdings, direkt unter einem der beiden großen Fenster, stand, auf einem kleinen Podest, eine schwarze Whirlpool-Eckbadewanne, in der locker drei Personen Platz hatten. So etwas fand man eigentlich nicht in einem normalen Haushalt. Hiram schmunzelte und sah Alex dabei zu, wie der jetzt in das schon eingelassene Wasser stieg, sich setzte und mit einem zufriedenen Seufzen nach hinten lehnte.
»Deine Grandma hat tatsächlich einen sehr exklusiven Geschmack.«
»Sagte ich doch. Das hat sie sich damals einiges kosten lassen. Wir haben ja zu Dritt hier gewohnt, bis Willow ausgezogen ist. Emilia, also meine Großmutter, hatte, bevor meine Schwester und ich hierherkamen, in einer anderen Wohnung gelebt, die dann einfach zu klein für uns alle wurde, weil Willow und ich ja jeder ein Zimmer brauchten. Grandma hat diese hier gekauft und sie sich direkt auch so gestalten lassen, wie sie es haben wollte. Vor einiger Zeit ist sie wieder zurück aufs Land gezogen, nach Norwich, und da Willow ja lieber mit Luca zusammenwohnen wollte, profitieren mein Mitbewohner Scott und ich jetzt von dem Ganzen hier – wenn er denn zu Hause ist. Ich fühle mich aber auch alleine sauwohl, mittlerweile.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Hiram schmunzelte. Wer würde sich mit diesem Luxus nicht wohlfühlen? »Und mir hast du bei meinem ersten Besuch gesagt, die Wohnung sei nichts Besonderes.«
Der junge Hexer zuckte grinsend mit den Schultern. »Na, ich denke, Ihr seid ganz anderes gewöhnt, Lord Sandringham.« Dabei musterte er den Unsterblichen einen Moment, bevor er leise fortfuhr: »Worauf wartest du eigentlich? Kommst du jetzt endlich mal zu mir? Das Wasser wird noch kalt.«
»Was ich gewöhnt bin oder nicht, spielt keine Rolle. Die Wohnung ist wirklich sehr elegant eingerichtet. Und einen Moment, ich bin sofort bei dir. Nicht so ungeduldig«, erwiderte Hiram und entledigte sich seiner Kleidung.
»Gut.« Alex rutschte etwas tiefer in das heiße Wasser.
Nachdem Lord Sandringham seine Sachen ordentlich auf einen Hocker neben der Dusche gelegt hatte, stieg er ebenfalls in die Wanne, schob den Dunkelhaarigen ein Stück nach vorne und nahm hinter ihm Platz.
Alex rutschte zwischen seine Beine und lehnte sich an. »So gefällt mir das.«
Hiram lachte leise und legte die Arme um den Dunkelhaarigen. Auch dem Unsterblichen gefiel es, mit dem jungen Mann so zusammen in der Wanne zu liegen, viel zu gut, wie er sich eingestehen musste. Sanft streichelte der Vampir über Alex‘ Brust und der junge Mann brummte zufrieden. Als Hiram nun seine Finger über den Bauch des Anderen wandern ließ, schmiegte dieser sich enger an ihn. Er konnte spüren, wie sich Alex‘ Herzschlag unter den Berührungen beschleunigte und schließlich ergriff er eine Hand des Unsterblichen und führte diese gezielt weiter nach unten. Hiram keuchte erstaunt auf, als er merkte, in welchem Zustand sich der junge Hexer bereits unterhalb der Gürtellinie befand.
»Du bist aber leicht erregbar«, grinste er, umfasste Alex Erektion und begann, ihn langsam zu massieren.
»Ich glaube, ein Blick von dir reicht und er steht. Und wir hatten ja vorhin schon eine Art Vorspiel im Flur«, kicherte der junge Hexer und drängte sich der Hand des Anderen entgegen. »Außerdem … dich lässt das hier ja auch nicht gerade kalt.« Alex konnte Hirams Erregung ganz deutlich an seinem Rücken spüren.
»Das habe ich auch nicht gesagt, dass es an mir vorbeigeht«, erwiderte der Unsterbliche und verstärkte den Druck der Massage, was den Dunkelhaarigen leise aufstöhnen ließ. Hiram senkte den Kopf leicht und ritzte vorsichtig die Haut an der Schulter des Anderen mit den Fängen an. Der Unsterbliche leckte das Blut von der Wunde und saugte sich dann dort fest.
»Du bringst mich wirklich noch um den Verstand, verdammt noch mal«, wimmerte Alex, ließ den Vampir aber gewähren. Diese Situation machte den Hexer viel zu sehr an, als dass er das Ganze würde unterbrechen wollen – obwohl … Mit einem Ruck rutschte Alex ein Stück nach vorne und stand dann auf. Grinsend drehte er sich um und sah auf den Anderen herunter.
»Was zum Teufel machst du?« Irritiert sah Hiram zu ihm auf. »Ich dachte, es gefällt dir?«
»Das hat es auch. Aber …«, Alex‘ Grinsen wurde noch breiter. Langsam ging er in die Knie und setzte sich rittlings auf den Schoß des Unsterblichen. »Aber ich denke, wir könnten noch mehr aus dem Ganzen machen.«
Jetzt war es an Hiram, vernehmlich zu keuchen, als Alex‘ Erektion an seiner rieb. »Du bist ein durchtriebenes Luder, Bennett.«
»Aber ja«, gab der Dunkelhaarige ungerührt zurück und zwinkerte ihm zu. »Was ich will, bekomme ich in der Regel auch, Mylord.«
»Daran zweifle ich keine Sekunde.« Hiram schnaufte leise und rutschte ein Stück weiter nach unten, während Alex sich zielgerichtet über ihm platzierte und dann auf ihm niederließ. Der Vampir allerdings packte den jungen Mann an den Hüften, um zu verhindern, dass ihre Vereinigung zu schnell vonstatten ging. So drang der Unsterbliche nur ganz langsam, Stück für Stück in Alex ein, der sich seinerseits leicht herunterbeugte und über Hirams Lippen leckte.
»Ich wollte schon lange mal wieder einen wilden Ritt machen. Ich denke, das hier kommt dem sehr nahe. Oder was denkst du?« Der junge Hexer kicherte und begann, sich stärker auf dem Unsterblichen zu bewegen, der nun den Kopf nach hinten auf den Wannenrand legte und die Augen schloss.
»Oh ja, das tut es ganz bestimmt.« Hirams Hände lagen noch immer auf Alex‘ Hüften und sein Atem ging schwer. Dieser Kerl machte ihn vollkommen verrückt. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Alex’ wilder Ritt endete nach nicht allzu langer Zeit in einem geräuschvollen Höhepunkt und auch der des Unsterblichen überrollte diesen kurz danach. Ermattet rutschte der Dunkelhaarige von Hirams Schoß und ließ sich ins Wasser sinken.
»Wow, das war geil. Das könnten wir öfter machen«, schnaufte er und küsste den Vampir.
»Ja, vielleicht könnten wir das«, erwiderte dieser, »aber jetzt sollten wir aus dem Wasser raus. Ich hab Hunger.« Langsam stand Hiram auf und duschte sich ab, bevor er aus der Wanne stieg. Alex tat es ihm nach, wobei er vorher noch das Wasser ablaufen ließ.
»Hast du was da? Ich könnte uns etwas kochen. Oder wir gehen irgendwo essen.«
»Ich denke schon, dass wir was hier haben. Aber wenn du lieber essen gehen willst, soll mir das recht sein.«
Alex rubbelte sich gerade die Haare trocken, als der Vampir hinter ihn trat und ihm ein Duschtuch umlegte. Hiram frottierte den jungen Mann ab und der ließ den Unsterblichen gewähren, auch wenn es sich für ihn ungewohnt anfühlte, so umsorgt zu werden.
Hiram, der spürte, dass Alex sich leicht versteifte, drehte ihn zu sich um und sagte: »Du scheinst das nicht so zu kennen. Dass man sich um dich kümmert. Richtig?«
»Außer von meiner Grandma und Willow nicht, nein. Zumindest nicht, seit meine Eltern tot sind. Allen anderen war ich eigentlich ziemlich egal. Da war eher ich der, der sich bemüht hat.« Alex zuckte leicht mit den Schultern.
»Das ist schade. Aber die meisten Menschen sind so.« Damit trocknete der Vampir den jungen Mann fertig ab. »Gut, dann lass uns uns was anziehen und sehen, wo wir Futter finden.«