Theo und Liese treten auf den Platz, Natas steht im Schatten und belauscht sie.
Henry kümmert sich weiter um die Kranken, stumm.
Liese: Sag, Theo, mir, was hast du auf dem Herzen?
Theo: Ich weiß nicht ganz, wie ich's dir sagen soll,
Du musst versteh'n, in meiner Heimat wartet,
Die Liebste mein, der ich entgegen eil'.
In dir jedoch glaub ich, sie zu erkennen,
du gleichst ihr in Bewegung, Sprache, Blick.
Ich weiß, hier ist nicht Zeit und Ort, für solche
rührseligen und doch verwirrten Worte.
Und doch, ich denk', du solltest davon wissen.
(Schweigen, Theo wartet auf Lieses Antwort, sie wendet sich ab)
Verzeih' Liese, ich wollt' dich nicht verletzten.
(Theo tritt von hinten an sie heran, berührt ihre Schulter)
Liese, du weinst? Was hab ich nur getan?
(Szene friert ein, ebenfalls Henry und die Kranken. Nur Natas bewegt sich, Glockengeläut und Wolfsgeheul leiten dramatische Musik ein, Bühne dunkel, nur Natas steht in flammendem Licht)
Natas: (Im Takt der Musik) Jetzt endlich bricht die Nacht herein,
das letzte Licht des Tages schwindet,
und neu entsteht das Königreich,
dem kein Mensch sich entwindet,
es herrschen Schatten und Dämonen,
bedient von Angst und Dunkelheit,
Wolken, schließt euch vor dem Mond!
Die Zeit ist da, ich bin bereit!
(er vollführt komplizierte Bewegungen mit den Händen und spricht unverständliche Beschwörungen, dann wieder in der Musik:)
Schattenwesen, kommt heran,
zwei Opfer sind für euch gedacht,
nehmt sie bei Nacht und Dunkelheit,
seid fort, bevor die Nacht erwacht.
(Schattenwesen tauchen auf und umkreisen Frieda)
Und endlich bricht die Nacht herein,
das letzte Licht des Tages schwindet,
da neu entsteht das Königreich,
dem kein Mensch sich entwindet,
Es herrschen Schatten und Dämonen,
es jagen Angst und Dunkelheit,
Wolken, schließt euch vor dem Mond,
die Zeit ist da, kommt, seid bereit!
Schattenwesen: In dem, der stets im Schatten lebt,
erwacht in tiefster Nacht,
ein Hunger, der gestillt sein will,
der Durst nach Lebenskraft!
(Sie beugen sich über Frieda und tragen dann eine leuchtende Kugel von ihr fort)
Natas und Schattenwesen: Und endlich bricht die Nacht herein,
das letzte Licht des Tages stirbt,
und neu entsteht das Königreich,
in dem der Mensch verliert.
Es herrschen Schatten und Dämonen,
es siegen Angst und Dunkelheit,
Wolken, schließt euch vor dem Mond,
die Zeit ist da, kommt, seid bereit!
(Schattenwesen ab)
Natas: (leise) Der letzte Glockenton verhallt,
ich herrsche bis zum Tageslicht,
um Mitternacht ist es vollbracht,
ihr Sterblichen entgeht mir nicht!
(Musik und Natas lauter)
Jetzt endlich bricht die Nacht herein,
das Licht wird nun Vergessenheit,
und neu entsteht mein Königreich,
und Herrschaft aus Besessenheit.
Als König über die Dämonen,
als Herr von Angst und Dunkelheit,
die Nacht erhellt nicht Stern noch Mond,
Die Zeit ist da, ich bin bereit!
(Gelächter, Natas verschwindet in der Apotheke, die Personen bewegen sich wieder)
Liese: Nein Theo, dich trifft keine Schuld,
Doch ich muss eine Lüge offenbaren,
Für die ich mich doch fürchterlich auch schäme.
Theo: Sprich nur Liese, ich werd' dir verzeih'n.
(Liese will antworten, in diesem Moment fängt Frieda laut und anhaltend an zu Schreien)
Henry: Theo, Liese, schnell! Ich brauche Hilfe!
Liese: Was heißt der Schrei?
Theo: Was ist passiert?
Henry: Die Wehen … Friedas Kind, es kommt!
(sie stürzen ins Haus)