Caspar trat aus dem Frühstücksraum auf den Gang hinaus, auf dem Lydia verschwunden war. Er wartete, bis Jane zu ihm aufschloss, dann wanderten sie gemeinsam in die Richtung von Caspars Zimmer, ohne sich darüber verständigen zu müssen.
Doch auf halber Strecke hörten sie ein Schluchzen hinter einer der verschlossenen Türen. Caspar blieb stehen und lauschte.
„Lydia“, flüsterte er und Jane nickte. Sie schlichen zu der Tür, hinter der die Stimme erklang.
„Meinst du, wir sollen?“, fragte Caspar und deutete auf das dunkle Holz und Lydia dahinter.
Jane zuckte mit den Schultern: „Entscheide du.“
Caspar atmete tief durch und stieß die Tür auf.
Lydia fuhr wie ertappt in die Höhe. Sie saß auf einem verstaubten Bett und hatte offenbar das Gesicht bis eben noch in den Händen vergraben gehabt. Jetzt sah sie auf. Tränen hinterließen ihre Spuren auf den bleichen Wangen und ließen die roten Augen schwimmen.
„Ähm. Können wir rein kommen?“, fragte Caspar nervös.
Nach kurzem Zögern nickte Lydia. Sie wischte sich die Wangen trocken und zog die Nase hoch: „Entschuldigung.“
„Es ist nicht schlimm“, sagte Caspar und humpelte zu ihr. Er setzte sich vorsichtig und legte eine Hand auf die erschreckend knochige Schulter der älteren Frau.
Sie versuchte sich an einem Lächeln: „Du brauchst mich nicht zu trösten.“
„Ich – ich möchte dir eine Frage stellen“, sagte Caspar und biss sich einmal nervös auf die Unterlippe, bevor er fortfuhr: „Diese – diese Katastrophe, von der die anderen reden – du bist deswegen traurig, oder?“
Lydia sah ihn an, dann nickte sie langsam: „Haben sie es euch noch nicht erzählt?“
„Alle sagen, dass du es uns erzählen solltest“, sagte Caspar und zog seine Hand zurück: „Du musst nicht. Aber -“
„Schon gut“, sagte Lydia, „ich glaube, ihr habt langsam ein Recht darauf, es zu erfahren. So oft, wie ich euch mit Vokabeln gequält habe.“ Sie lächelte wieder, obwohl es mehr eine schreckliche Grimasse war, die ihre großen Zähne hervorhob. Ihr langes Gesicht war gerötet und verquollen von den Tränen.
„S'il vous plaît“, sagte Caspar höflich.
„Ja, ich denke, ich werde es euch erzählen“, sagte Lydia und rückte auf dem Bett en wenig zur Seite, damit sie Caspar und auch Jane, die immer noch stand, ansehen konnte.
Lydia atmete tief durch: „Aber seid gewarnt – es ist keine schöne Geschichte.“
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Es war ein ganz normaler Auftrag, den wir erfüllen mussten. Der Zeitkern schlug Alarm, weil ein paar Tinea in der Kreidezeit aufgetaucht waren.Wir gingen sofort dort hin.
Ich erinnere mich noch genau. Die Kreidezeit war warm und sonnig. Wir mussten unsere Masken tragen, denn die Luft war damals noch ganz anders. Aber es war schön. Wir sahen ein paar Herden Dinosaurier – ja, Dinos, Caspar, lässt du mich bitte weiter erzählen? – und wir fanden die Tinea sehr rasch. Es war eine kleine Gruppe Höhlenmenschen, die in die falsche Zeit geraten war. Wir töteten sie ohne Probleme. Daria war damals noch sehr jung und hatte furchtbares Mitleid. Wir mussten ihr tausendmal erklären, dass die Tinea nie wieder nach Hause könnten, denn sie waren ebenso abgeschnitten wie wir, und dass sie nur leiden und wahnsinnig werden würden.
Wie gesagt, es war reine Routine. Aber dann geschah etwas Unvorhergesehenes: Wir wurden angegriffen. Von einem Raubsaurier, der noch im Zeitstrom war. Wir versuchten, zu fliehen, doch wir waren noch unerfahren. Dakuri hat den Sprung immer eingeleitet, doch er war zu erschrocken. Es ist lange her, selbst nach den Maßstäben außerhalb der Zeit. Dein Vater und Daria waren noch Schüler, so jung, wie ihr jetzt seid.
Wir kämpften gegen den Saurier und töteten ihn. Doch er war nicht alleine. Ein ganzes Rudel griff uns an. Wir überlebten und konnten schließlich in unsere Zeit zurück fliehen.
Oh, ich habe falsch begonnen, zu erzählen. Verzeiht mir. Lasst mich kurz erklären, wie unsere Welt damals aussah – meine eigene Zeitleiste.
Die Welt fing ganz ähnlich an wie in deiner Zeitleiste, Caspar. Aber nachdem Rom erbaut wurde – damals hieß es Rem, ihr kennt doch sicher die Geschichte von Romulis und Remus, oder? Ein Fünkchen Wahrheit steckt ja in der Sage, und in der Zeitleiste hat Remus den Zweikampf gewonnen und Rem statt Rom aufgebaut.
Nun ja, nach Rem gab es keine große Schlacht und kein finsteres Mittelalter, in der alles Wissen der Antiken verloren ging. Es ging eher stetig voran, das Mittelalter wurde übersprungen.
Ich lebte in einer Modernen, die auf Rem aufbaute. Viadukte, Kolossen, vermischt mit Strom. Das muss euch sehr verrückt vorkommen. Nun gut, dir, Caspar. Jane kann sich das ja kaum vorstellen.
Es war schön. Die Gladiatorenkämpfe waren wie eine Weltmeisterschaft. Es gab natürlich keine Toten mehr, das wurde abgeschafft. Dafür gab es die Olympischen Spiele, und so viel Wissen! Mehr, als jemals in eurer Zeitleiste zusammengetragen wurde, da die Bibliothek von Alexandria niemals abgebrannt ist.
Es war eine wunderbare Welt. Nicht ganz so modern wie deine Zeit, Caspar. Aber so sauber! Ein Paradies, ich sage es euch.
Nun, ihr wisst wohl, worauf ich hinaus will. Wir kamen nach diesem Auftrag zurück, bei dem uns die Dinosaurier angegriffen hatten – und alles war anders. Es gab plötzlich keine Viadukte mehr. Wir landeten im Mittelalter, zum Ende der Hexenverbrennung hin, in Caspars Zeitleiste.
Es war so schrecklich. Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Nein, ihr könnt es. Ihr habt das Gleiche erlebt, wenn auch nicht ganz so extrem.
Meine Heimat war rettungslos verloren. Es gab keinen Weg zurück, so sehr ich auch suchte. Wir hatten etwas verändert, dass sich nicht rückgängig machen ließ. Wir hatten nicht gewusst, dass das überhaupt möglich ist!
Ich suchte überall. Ich reiste durch die Zeiten und versuchte, die schlimmsten Katastrophen zu verhindern. Ich wollte das Feuer von Alexandria löschen. Ich wollte Remus statt Romulus überleben lassen. Ich wollte die Inquisition im Keim ersticken. Ich wollte so vieles – den Aufstieg von Religion verhindern, Erfindungen rückgängig machen, ich mischte mich in die Politik ein.
Dakuri sagte, ich wäre verrückt. Daria sah zu, wie ich litt und wurde immer stiller. Und Sylvester – Liam – wurde immer wütender. Er sagte mir, dass sie alle meinetwegen leiden würden. Dass ich aufhören müsste. Ich hörte nicht zu.
Es waren lange und dunkle Jahre. Wir wurden immer älter, weil wir so oft durch den Strom der Zeit reisten. Dann gab es ein weiteres Unglück, denn in meiner Verzweiflung habe ich den Zeitkern, der doch meines Wissens nach aus dem Strom der Zeit selbst stammte, benutzen wollen, um zu reisen.
Ich konnte reisen, doch ich ließ die anderen zurück. Ich wollte alleine gehen und alles rückgängig machen.
Dabei machte ich es nur schlimmer, denn als ich den Zeitkern mit mir nahm, veränderte sich die Vergangenheit von Sylvester, Dakuri und Daria. Sie wurden für kurze Zeit zu Menschen in der Zeit. Sie waren plötzlich in der neuen Zeitleiste geboren, nicht mehr in ihrer Heimatszeit. Als ich zurückkehrte, war ich der einzige Schmetterling. Ich konnte die anderen drei finden. Sie mussten nur den Kern berühren, um sich an alles zu erinnern, doch ich begriff endlich, dass ich zu weit gegangen war.
Sylvester war furchtbar wütend. Daria und Dakuri hatten beide Angst, obwohl sie es unterschiedlich zeigten. Ich hatte ihnen ihre Vergangenheit genommen und ihnen andere gegeben. Aufgezwungen. Nur, um meine eigene Vergangenheit zu retten, erfolglos.
Liam verließ uns damals. Er ging in eine Zeit und versteckte sich dort. Er fing ein neues Leben an, bis – nun, bis er zurückkehrte. Die Geschichte wird er erzählen müssen.
Ich musste endlich erkennen, dass ich nicht mehr suchen durfte. Denn abgesehen davon, dass ich meine drei Freunde furchtbar verletzt habe, hat mein Eingreifen die ganze Zeitleiste erschüttert.
Plötzlich gab es noch mehr Katastrophen, noch mehr Kriege, noch mehr Leid in allen Zeiten. Ich wusste, dass das alles meine Schuld war. Der Zeitkern entstammt dem Strom der Zeit, doch er darf nicht dorthin zurückkehren. Wie auch ich niemals nach Hause darf, es sei denn, auf Kosten der ganzen Welt.
Und jetzt ist es mit euch genauso, obwohl wir noch nicht wissen, ob diese Welt unbedingt so viel Schlimmer ist. Ihr versteht nun vielleicht unsere Angst. Unseren Schmerz.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Lydia war fertig mit ihrer Geschichte. Sie war, wenn das irgendwie möglich war, noch blasser geworden und ihre Stimme hatte einen unendlich hoffnungslosen Tonfall angenommen.
„Sie sind fort“, flüsterte sie zum Abschluss: „Alle, die ich jemals gekannt habe. Alles, was ich jemals für wahr gehalten habe!“
Caspar saß noch immer schweigend neben ihr. Er berührte ihre Hände, die in ihrem Schoß zitterten.
„Danke“, sagte er: „Danke, dass du es uns erzählt hast.“
„Es tat gut. Glaube ich“, sagte Lydia leise und bat dann: „Gebt mir eine Pause, Kinder, ja?“
Caspar nickte und stand auf. Jane, die sich nicht gesetzt hatte, ging vor ihm zur Tür und hielt sie ihm auf.
Im Rahmen sah Caspar noch einmal zurück. Lydia hatte sich auf das Bett gelegt und rollte sich dort nun zusammen. Ihre schmalen Schultern bebten von Schluchzen, die keiner von ihnen beiden hören konnte.
Lautlos schloss Caspar die Tür.
Später, in Caspars Zimmer, war Jane die erste, die das lange Schweigen brach.
„Es ist furchtbar!“
Caspar nickte. Er wusste sofort, wovon Jane sprach, denn er hatte über nichts anderes nachgedacht.
„Es ist eine Sache, plötzlich außerhalb der Zeit zu stehen“, sagte er langsam, „Zu wissen, dass man vergessen wird und dass alle, die man gekannt hat, ohne dich leben. Und zu wissen, dass man nicht zurück kann, nicht wirklich jedenfalls. Aber man kann theoretisch hingehen, und seine Freunde besuchen, oder nicht? Das können wir jetzt auch nicht mehr.“
Er musste an seine Schule denken. Irgendwie vermisste er sein normales Leben mit Hausaufgaben, den gelegentlichen Hänseleien wegen seiner Missbildung und seinen wenigen, treuen Freunden. Existierten sie in dieser neuen Zeitleiste überhaupt?
Jane sah ihm wohl seine Gedanken an: „Immerhin hast du nicht all deine Freunde ent-vergangenheit-et.“
Caspar musste wider Willen lächeln. So langsam wuchs ihm dieses hässliche, kleine, dicke Mädchen ans Herz. Ihretwegen begann er sogar, seine Behinderung mit neuen Augen zu sehen – es änderte etwas mit einem, wenn man ein halbes Jahr lang für etwas bewundert wurde, was früher die anderen nur abgestoßen oder zu Spott angetrieben hatte.
So langsam sah er sie beide als ein Team.
„Was glaubst du eigentlich, was unser Schmetterling werden wird?“, fragte er Jane. Die Frage traf sie so unvermittelt, dass sie zuerst nur fragte: „Schmetterling?“
„Ja. Jedes Team von Papilionis erhält doch einen Schmetterling. Erinnerst du dich?“
„Ich erinnere mich“, sagte Jane nickend.
„Naja. Was glaubst du, bekommen wir?“
Jane zuckte mit den Schultern: „Ich kenne keine Schmetterlinge. Also, wenige. Zitronenfalter kenne ich. Und … Radvogelauge? Nein, Pfauenauge.“
Caspar nickte: „Ein Pfauenauge ist schön, glaube ich.“
Jane zuckte mit den Schultern.
„Nun ja, wir sollten vielleicht wieder nach unten. Dakuri sucht uns bestimmt schon, um uns mehr über Kriege und Religionen zu erzählen“, stöhnte Caspar.
Jane verzog das Gesicht. Seit Dakuri Themen behandelte, die Caspar noch aus der Schule kannte, war er sehr viel besser als sie. Doch im Kampftraining glich sich das aus. In der Geschichte der Papilionis erwartete Liam keine Leistungen von ihnen, und in Lydias Fremdsprachenunterricht waren sie beide gleich verzweifelt.
Tatsächlich suchte Dakuri sie bereits, und die nächsten zwei Stunden verbrachten sie mit langwierigen Erklärungen über die Dynamik bestimmter Herrschaftsformen – Monarchie, Demokratie, und viele weitere, bis Caspar der Kopf von allen möglichen Intrigen, Schlupflöchern, Vor- und Nachteilen summte. Aber er hatte Jane gegenüber den Vorteil, dass er nicht bei jeder -kratie an die Einsturzstellen von Meteoriten denken mussten. Es gab ein kleines Mittagessen, nur ein Brot mit etwas Belag, zu dem Lydia nicht erschien. Die Erwachsenen schwiegen einander an und die drückende Stimmung lastete auch auf Caspar und Jane.
Nach dem Mittagessen gingen sie mit Daria in den kleinen Innenhof und übten, zu kämpfen. Caspar hatte inzwischen begriffen, dass er niemals ein Krieger sein würde und trainierte sich eher darin, im richtigen Moment hinter Jane in Deckung zu gehen. Es war kalt, denn bald würde der Winter einbrechen. Daria war unkonzentriert und wies Caspar diesmal nicht zurecht, dass er nicht immer würde fliehen können und besser versuchen sollte, eine für ihn geeignete Waffe zu finden.
Bevor es Abend wurde, saßen sie mit Liam in dem kleinen Kaminzimmer und lauschten einer weiteren Lehre über das Leben als Papilionis. Diesmal zeigte ihnen Liam, wie sich die speziellen Waffen an den Stoff der grauen Kleidung hefteten und dort unsichtbar wurden. Das erinnerte die Kinder wieder an Lydias Geschichte, denn die Technologie stammte offensichtlich aus ihrer Heimatzeit.
„Lydia hat uns von der Katastrophe erzähl“, unterbrach Caspar den Vortrag seines Vaters über Mikrofasern.
Liam sah sie erstaunt an: „Hat sie das?“
„Ja. Und ich habe eine Frage“, sagte Caspar und preschte mutig vor. Er wusste keineswegs, wie sein Vater reagieren würde.
Liam sah seinen Sohn an, mit einem Ausdruck, der klar machte, dass er genau wusste, was nun kam: „Ja?“
„Mum“, sagte Caspar.
Liam seufzte und nickte: „Ich weiß.“
Caspar sah zu ihm auf: „Wirst du es mir erzählen?“
Liam erhob sich und ging zum Fenster. Draußen fielen die allerersten Schneeflocken und der Feuerschein aus dem Kamin tauchte das dunkle Zimmer in rote Schatten.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Es gibt nicht viel zu erzählen. Sie war die Liebe meines Lebens. Ich verließ die Papilionis, das hat Lydia euch sicher erzählt. Ich wollte mit Helen zusammen leben.
Sie ist 2013 geboren. Aber sie wollte immer etwas früher leben, in den späten 90gern. Das war einfach ihre Zeit. Ich habe sie dorthin gebracht. Wir waren glücklich, unser Sohn wurde geboren, alles hätte perfekt sein sollen.
Zwei Jahre hatten wir, dann kamen die Blatta. Sie tauchten einfach eines Nachts auf, wie aus der Nacht getreten. Sie jagen Papilionis für die Energie, die wir haben. Sie wollen unsere Macht.
Es ist ganz einfach. Ich war nicht schnell genug, um euch beide zu retten. Ich wollte dich erst in Sicherheit bringen, und sie dann holen, doch da war es zu spät. Ich habe so oft nachgedacht. Hätte ich damals anders handeln können und euch beide retten? Hätte ich mich für sie entscheiden sollen?
Aber ein Papilionis kann seine eigene Zeit nicht zurück drehen. Wir stehen außerhalb der Zeit. Es gab keine Chance, sie zu retten.
Ich habe es versucht. Bin in ihre Vergangenheit gereist, damit sie mich nicht heiratet oder sowas. Aber ich habe sie für unsere Hochzeit in ihr Geburtsjahr gebracht. 10. Mai 2013, eien wunderschöne, ringförmige Sonnenfinsternis über Australien und dem Pazifik. Es war traumhaft, aber im Nachhinein konnte ich unsere Hochzeit so nicht verhindern.
Der schönste Tag ihres Leben war gleichzeitig der, der ihr Schicksal besiegelte.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Liam schwieg. Seine Erzählung war vorüber. Caspar konnte sich nicht überwinden, aus dem Sessel aufzustehen, in dem er saß.
„Es tut mir leid“, sagte er leise.
Sein Vater drehte sich um, dass Caspar sein Profil sehen konnte, rot ausgeleuchtet von den Flammen vor dem kalten Blau des einbrechenden Winters.
„Es war nicht deine Schuld, sondern meine“, sagte Liam: „Ich bin zu lange an einem Ort geblieben. Irgendwann finden dich die Blatta.“
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Am nächsten Morgen kamen Caspar und Jane wie immer etwas später zum Frühstück, nachdem Lydia bereits gekocht hatte und der Tisch gedeckt war, sowie der Lehrplan für den Tag besprochen.
Zu ihrer Überraschung erklärte ihnen Dakuri, dass sie am nächsten Tag abreisen würden – in eine andere Zeit – und ihren letzten Tag bloß sinnvoll nutzen sollten. Sie hatten frei, während die Erwachsenen das Ziel diskutierten und die letzten Vorbereitungen trafen.
Gemeinsam mit Jane saß Caspar in seinem Zimmer und spielte mit dem alten Kartenspiel, das er gefunden hatte.
„Freust du dich?“, fragte Jane.
„Ich bin neugierig. Aber es wird auch gefährlich“, erwiderte Caspar bedächtig und kam sich vor wie der alte Dakuri. Fehlte nur noch, dass er sich über einen langen Bart strich!
Jane lächelte: „Cool.“
Caspar riss die Augen auf: „Hast du gerade echt `cool´ gesagt?“
Jane grinste breit: „Fremdsprachen sind wichtig, sagt Lydia immer.“
Lachend schüttelte Caspar den Kopf: „Mon dieu, Jane, du bist incorrigible!“
Jane zog die Brauen zusammen: „Incorr-was?“
„Incorrigible“, wiederholte Caspar: „Unverbesserlich.“
„Ahja. Wusste ich“, behauptete Jane und schob die Hand hinter den Rücken, um dort wohl die Finger zu kreuzen, wie Caspar es ihr erklärt hatte.