Sie hatten nichts, um Lydia zu begraben.
Daria und Liam begannen, einen Platz im hohen Gras freizuräumen und die ausgerissenen Pflanzen wie einen Kokon um Lydias schmale Gestalt zu flechten. Jane setzte sich irgendwann dazu und half. Caspar, dessen verkrüppelte Hand ihn nutzlos bei der Aufgabe machte, sah schweigend zu.
Er wollte etwas fühlen, irgendetwas, Trauer oder Wut oder was man sonst nach dem Tod eines Lieben fühlte. Doch in seinem Inneren war es leer. Er fühlte sich nur einsam und allein. Aus irgendeinem Grund dachte er an früher, an das Leben bei einer Ziehfamilie, die ihm schon früh erklärt hatte, dass seine Mutter tot war.
Gestorben in einem Feuer, von dem er jetzt wusste, dass die Blatta es verursacht hatten.
Er hatte damals nach seinem Vater gefragt, doch Niemand wusste, wo Sylvester Liam Barker war. In den langen Jahren kam Caspars Vater vielleicht fünf Mal vorbei, gab ihm kleine Geschenke, die überhaupt nicht Caspars Geschmack entsprachen, musterte seinen Sohn mit einer Art strengem Widerwillen und verschwand wieder, ohne etwas zu erklären oder zu erzählen.
Jetzt waren auch Lydia und Dakuri fort. Und ebenso seine Ziehfamilie und alle Menschen, die er jemals gekannt hatte.
Er hatte nur noch drei Freunde in der weiten, unsicher gewordenen Welt. Und er fürchtete sich.
Er sah zurück auf Lydia und die anderen. Und stutzte.
Lydias Körper war eingefallen und geschrumpft. Plötzlich stachen die Knochen deutlicher hervor als noch vor ein paar Stunden, als sie hier gelandet waren.
„Was passiert mit ihr?“, stieß er hervor.
Liam, Daria und Jane sahen von ihrer Arbeit auf. Sie waren so sehr ins Flechten vertieft gewesen, dass sie die Wandlung nicht bemerkt hatten.
Daria seufzte schwer, als ihr die Bedeutung klar wurde.
„Lydia ist von einem Blatta getötet worden“, erklärte Liam an ihrer Stelle: „Genau wie Juriko und Carla. Sobald wir von einem Blatta verwundet wurden, entzieht er uns alle Energie. Solange wir bei Bewusstsein sind, können wir uns dagegen wehren. Im Schlaf wird uns mehr Energie abgezogen, und nach unserem Tod erhält der Blatta alles, was noch übrig war, innerhalb kürzester Zeit.“
Caspar wusste, dass er blass geworden war: „Das ist ja schrecklich!“
Liam nickte: „Auf diese Weise sind Arachnid und Behemoth entstanden – sie haben die Energie von Juriko und Carla aufgenommen. Jetzt gibt es offenbar einen dritten.“
Caspar senkte den Blick und schlang die Arme um den Oberkörper. Obwohl es ein warmer Nachmittag war, fröstelte er.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Sie waren nur halb fertig, als der Abend sich über das Land senkte. Die untergehende Sonne malte das Gras rot an, die Schatten darunter wurden immer schwärzer.
Es donnerte in der Ferne, doch als die Papilionis aufsahen, näherte sich ihnen kein Gewitter, sondern eine Gruppe Reiter.
Sie machten keine Anstalten, zu fliehen, und waren bald umzingelt. Maskierte Reiter auf bemalten Pferden, die Körper von Narben und Schnitten entstellt, die man mit bunter Farbe aufgefüllt hatte. Sie trugen Speere und kleideten sich ähnlich wie Neandertaler oder die Zukunftsmenschen in Felle und Leder. Aber auch, wenn sie in dieser Zeitleiste keinen Federschmuck trugen, erkannte Caspar Indianer in ihnen. Die rothäutigen Menschen gestikulierten wild und redeten in einer Sprache, die Niemand von den Papilionis verstand.
„Sie sind wütend“, flüsterte Daria leise. Die Reiter hatten sie und Lydias provisorisches Grab eingekreist und hielten die Speerspitzen auf die Fremden gerichtet. Die gefleckten Pferde schnaubten.
„Offenbar sind wir kurz nach dem ersten Kontakt mit Siedlern“, riet Liam gedämpft.
Jemand schrie, als er ihre Stimmen hörte und deutete mit einem bebenden Zeigefinger auf sie. Die anderen Indianer stimmten ein Kriegsgeheul an.
Caspar spürte Liams Hand auf der Schulter. Er sah zu Jane und bemerkte, dass Daria sie an der Hand hielt.
„Ruhe in Frieden, Lydia“, flüsterte die Dunkelhäutige.
Caspar fasste Janes Hand und im nächsten Moment sprangen sie.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
„Wir werden uns einen dritten Namen überlegen müssen“, sagte Daria in ihr Schweigen hinein.
Die vier Zeitreisenden saßen auf dem Dach eines Hochhauses in New York, das in dieser Zeitleiste Hope Falls hieß und statt von Flüssen von Wasserfällen umringt war. Auch die Freiheitsstatue war fort, auf Liberty Island – jetzt Hope Island – stand nun die Statue eines auffliegenden Pfaues, dessen lange Schwanzfedern in das schmutzige Wasser tauchten.
Hope Falls war überfüllt, wie es auch New York gewesen war. Smog hing dicht über den Häusern und hüllte die Wolkenkratzer tatsächlich in Wolken, auf wenn diese grau und übelschmeckend waren.
Niemand reagierte auf Darias Worte. Liam starrte schweigend auf den Horizont, offenbar so tief in Gedanken versunken, dass er nichts gehört hatte. Sie trugen ihre Masken gegen den Smog, also konnte Caspar nicht sagen, was sein Vater dachte.
Sie blieben dort so lange, bis unter ihnen Schreie ertönten. Menschen flohen kreischend vor einer Gefahr, die durch ihre Straßen hetzte.
Alle vier standen auf und sahen auf die Straßen. Es waren die Blatta, die sie gefunden hatten. Behemoth wälzte seinen fetten, unförmigen Körper durch die schmutzigen Straßen. Arachnid, dürr und mit viel zu vielen Gliedmaßen, huschte an den Häuserwänden entlang, als gebe es keine Schwerkraft. Unzählige andere Blatta folgten ihnen, doch einer stach aus ihrer Mitte hervor, ein großes Exemplar, dessen eines Bein sicherlich fünf Meter lang war, das andere vielleicht zwei. Der dritte von den mächtigsten Blatta humpelte auf beiden Beinen und einem Arm vorwärts, den zweiten Arm musste er nutzen, um seinen riesigen Kopf festzuhalten. Seine Wirbelsäule war so deformiert, dass sie aus dem Rücken herausbrach und die Knochen zu sehen waren.
Caspar empfand Übelkeit, als er dieses Wesen anstarrte. Das Monster hatte Lydias Energie genutzt, um so stark zu werden.
Liam und Daria fassten die Kinder an den Händen. Jane packte Caspars Handgelenk.
In dem winzigen Moment, bevor sie sprangen, sahen die Blatta unten auf, als spürten sie endlich die Energie ihrer Opfer.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Caspar hatte Dinosaurier sein Leben lang geliebt. Superhelden und diese großen Echsen waren die Dinge gewesen, für die er sich wirklich begeistert hatte.
Doch jetzt, als sie durch die frühe Kreidezeit wanderten, fühlte er nicht einmal einen Hauch von Abenteuer.
Sie hatten bereits einen Ankylosaurus getroffen, einen von Caspars Lieblingen, und eine Herde kleiner, gehörnter Tiere. Er hatte schon keine Lust mehr, in seinem Gedächtnis nach den Namen der Tiere zu forschen. Müde folgte er Liam und Daria, während Jane hinter ihm mit großen Augen auf die riesigen Echsen starrte.
Sie liefen über eine Wiese kurzer Farne und hielten stetig auf ein sumpfiges Waldgebiet zu, dessen Palmen sich vor ihnen erhoben.
Sie marschierten durch das knietiefe Wasser. Daria vertrieb mit ihrem Schirm eine Gruppe Fische, die ihnen unbequem nah kamen, aber die meisten Dinosaurier ignorierten die seltsamen Wesen, die sich in ihre Mitte wagten oder beobachteten sie neugierig, als wüssten sie nicht, ob die vier schmecken könnten.
Sie sahen sogar einen Tyrannosaurus. Unter anderen Umständen hätte Caspar alles gegeben, um den großen Fleischfresser länger zu beobachten. Da der König der Tyrannenechsen lächerlich kleine Arme hatte, fühlte sich Caspar mit dem Wesen irgendwie verbunden. Als wären sie beide Krüppel, die damit leben mussten.
Doch sie zogen an dem Tyrannosaurus vorbei, der den Kadaver vor sich interessanter fand als vier maskierte Säugetiere aus der Zukunft.
Irgendwann wurden sie müde und kletterten in die Krone eines Baumes, um dort einige Stunden zu schlafen. Es wurde Abend, als die Papilionis aufstanden und erstmals etwas wie Mut verspürten.
„Wohin reisen wir?“, fragte Daria die anderen.
„Wir brauchen einen sicheren Ort“, erklärte Liam und zog die Schultern hoch: „Ich weiß nicht, wohin wir sollen.“
„Die Zeit der Menschen ist von Blatta verseucht“, sagte Daria: „Warum reisen wir nicht weiter in die Vergangenheit?“
„Noch weiter?“, fragte Liam zweifelnd.
Daria zuckte mit den Schultern und sah ihn beinahe herausfordernd an: „Was haben wir noch zu verlieren?“
Nichts.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Sie zogen in die verbrannte, tote Welt des späten Karbon, eine Wüste aus Asche, die nur an einigen Stellen von grünen Inseln um kleine, flache Seen unterbrochen wurde. Das Klima war warm, von vulkanischer Aktivität geprägt, von der Caspar wusste, dass sie ein großes Massenaussterben bedeutet hatte.
Auf einem dunklen Felsen inmitten mehrerer Seen und Geysire hielten sie endlich an. Der Zeitkern stand bereits auf diesem Felsen, wie um anzuzeigen, dass sie hier bleiben würden. Daria strich über den schwarzen Kasten, der sie wie ein treuer Hund erwartet hatte.
Während die anderen begannen, eine Art Lager aufzuschlagen, wanderte Caspar ein Stück weg.
Schließlich setzte er sich, durch einen Felsen vor den Blicken der anderen verborgen, an das Ufer eines der Seen, in dem aufsteigendes Gas blubberte, das glücklicherweise durch Caspars Maske gefiltert wurde.
Er zog die Knie vor die Brust und schlang die Arme um die Beine. Dann legte er sein Kinn auf den Armen ab und weinte.
Es war ein wahrer Heulkrampf, der ihn erfasste. Plötzlich schien ein Damm gebrochen zu sein, und Caspar hatte keine Kontrolle mehr über sich. Unter der Holzmaske, die ihn inzwischen zur zweiten Haut zu werden schien, wurden seine Wangen immer nässer.
Nach einer ganzen Weile beruhigte sich sein Atem. Er streifte erschöpft die Maske ab und trocknete seine Wangen.
Die Luft war warm und hatte wenig Sauerstoff. Er roch die verschiedenen Gase, die in die Luft entlassen wurden. Er setzte die Affenmaske bald wieder auf, aber dafür begann er, seine Kleidung abzulegen.
Er ließ sich in das aufgewärmte Wasser gleiten. Seine Muskeln waren verkrampft und seine Haut von mehreren kleinen Verletzungen gezeichnet. Er schwamm ein paar Züge und genoss das Wasser, das trotz der Gase ausgesprochen klar war.
„Ist das nicht gefährlich?“, erklang eine Stimme.
Caspar drehte sich um und sah Jane, die am Ufer hockte und nur nervös mit einem Finger in das Wasser tippte.
„Nein“, sagte Caspar: „In meiner Zeit gab es so etwas auch. Manche Menschen wandern sehr weit oder bezahlen Geld dafür, um in eine heiße Quelle zu kommen. Es ist gesund.“
Seine Stimme klang fremd durch die Maske, also zog er sie aus. Er war ein bisschen beschämt, immerhin trug er nichts mehr, aber durch die aufgewühlte Wasseroberfläche war für Jane nichts zu sehen.
„Ich dachte, das Gas ist gefährlich“, sagte Jane verwirrt.
Caspar lächelte schief: „Manches Gas schon. Die Masken tragen wir eigentlich, weil die Luft hier zu wenig Sauerstoff hat. Man kann nicht gut atmen, aber giftig ist es nicht.“
Jane nickte und blieb einen Moment länger hocken, bis Caspar doch begann, sich unwohl zu fühlen. Aber dann stand das Mädchen auf: „Daria hat etwas gefangen. Eine … Echse?“
„Vermutlich eine Amphibie“, murmelte Caspar.
„Es gibt essen“, schloss Jane: „Ich sage ihnen, du kommst gleich?“
Caspar nickte und sah dem jungen Mädchen hinterher, als sie wieder die Felsen hinauf kletterte. Sie war tatsächlich größer geworden, bemerkte er. Auch sein Körper veränderte sich, was ihm in mancher Hinsicht Angst zu machen begann.
Er wartete, bis Jane außer Sicht war, dann kletterte er aus dem Wasser und schlüpfte etwas widerwillig in seine alte Kleidung.
Als er auf dem Hügel ankam, röstete tatsächlich eines der ersten Lebewesen der Erde auf einem Kochfeuer aus getrockneten Blättern und kleinen Hölzern. Liam hielt den Spieß fest und drehte das Tier von Zeit zu Zeit.
„Ist das eine gute Idee?“, fragte Caspar: „Was, wenn wir einen unserer Vorfahren grillen oder so?“
Liam, der seine Maske ebenfalls hochgeschoben hatte, sodass er jetzt einen hölzernen Krokodilshut trug, grinste: „Daria hat ein dreibeiniges Tier genommen. Der hätte nicht mehr lange überlebt.“
„Und wenn jetzt ein anderes Tier wegen uns verhungert?“, fragte Caspar nach.
„Ein bisschen Restrisiko bleibt immer“, sagte Liam und seine Miene wurde wieder düster.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Ihr Lager wuchs mit den Tagen, die sie hier verbrachten, immer mehr an. An den Seen wuchsen ein paar hohe, bambusähnliche Gewächse, die Daria und Liam fällten, um daraus die Ecken ihres Hauses zu machen. Ein Geflecht aus Lianen, Ästen und Blättern bildete bald zwei Wände und das Dach eines kleinen, grünen Kastens an der Seite des zerklüfteten Felsen. Die dritte Wand lag an dem Stein selbst, die vierte Wand war offen. Das Haus war eigentlich nur ein Sonnenschutz, denn Tage und Nächte in dieser Zeit waren warm.
Sie lebten drei Wochen lang in ständiger Angst vor Blatta und weiteren Angriffen. Doch nichts geschah, und sie begannen, ihr neues Heim auch als solches anzuerkennen. Daria begann, einen der Seen um sie herum mit Amphibien zu bevölkern, die sich gut vermehrten und bald eine ihrer besten Nahrungsquellen wurden. Trotzdem unternahm sie, meist mit Jane, ausgedehnte Jagden. Bei einem solchen Ausflug fanden sie eine Art von Bambus, die ein Mensch essen konnte und begannen, ihn anzubauen.
Die Tage vergingen immer gleich. Bei Caspar stellte sich bald das Gefühl ein, im Urlaub zu sein, das nur selten verging, wenn er etwa zu lange ohne die Maske herumlief und den Sauerstoffmangel zu spüren bekam, oder wenn er unvermittelt vor einer großen Echse mit Rückensegel stand, die ihn anfauchte, weil er in ihr Revier eingedrungen war.
Er war überrascht, als er sich einmal fragte, wie lange sie nun schon hier waren und keine Antwort fand. Die Felswand in ihrer Hütte war mit Strichen für jeden Tag versehen, wie in einem Gefängnis, doch Caspar wusste, dass Liam manchmal einen Tag vergaß. Trotzdem ergab die Zählung, dass sie etwa ein halbes Jahr schon dort lebten.
Zeit, die für einen Papilionis keine Rolle spielte.
Sie schafften sich eine Existenz aus dem Nichts, und bemühten sich gleichzeitig, das empfindliche Gleichgewicht nicht zu zerstören.
In dem ganzen halben Jahr sprachen sie beinahe nie über Dakuri und Lydia, nur der Blatta, der Lydia getötet hatte, erhielt einen Namen: Claudius, der Hinkende.
Liam verbrachte viel Zeit mit Liam und lernte umso mehr über die Papilionis und auch über die verschiedenen Zeiten. Jane und Daria dagegen übernahmen die Rollen der Kraftmenschen und jagten, erkundeten und bauten.
Es war ein gutes Leben, stellte Caspar eines Abends fest. Es war beinahe, als wären sie keine Zeitreisenden, eher Zeitflüchtlinge, irgendwo gestrandet, wo sie nun lebten.
Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
Schließlich, als sie den achten Monat ihres Exils vollendeten, wurde Jane krank. Sie hatte sich einen vorzeitlichen Grippevirus eingefangen, auf den ihr Immunsystem nicht richtig reagieren konnte. Es war keine tödliche Gefahr, aber Jane überwand die Krankheit einfach nicht, und die Gefahr, dass es ihnen bald allen so gehen würde, wuchs. Ein paar Wochen lag sie mit leichtem Fieber in dem Bett aus getrockneten Pflanzen, bis Daria schließlich los zog, um Medizin für das Mädchen zu finden.
Die Hispanierin kehrte aus der Zukunft zurück. Sie brachte ein Antibiotikum mit, dass kurzen Prozess mit den Erregern machte, und schlechte Neuigkeiten.
„Es sieht so aus, als würden die Blatta alle von Menschen beherrschten Zeitalter überrennen“, erklärte Daria ihnen. Jane, die gerade erst begann, sich besser zu fühlen, lag in der Hütte, die anderen drei saßen um ein kleines Feuer davor.
„Sie halten sich doch eigentlich von Menschen fern!“, meinte Liam.
„Diese nicht“, sagte Daria und strich sich müde über die Stirn: „Sie machen förmlich Jagd auf sie. Ganze Zivilisationen sind ausgerottet.“
„Das ist furchtbar!“, sagte Caspar entsetzt. Liam nickte.
„Wir müssen zurück. Arachnid, Behemoth und Claudius haben sich zusammen geschlossen. Sie führen eine Armee an. Ich hätte nie gedacht, dass die Blatta so stark werden können.“
„Aber warum meldet der Zeitkern nichts?“, fragte Liam und alle Blicke richteten sich auf den schwarzen Kasten, der in der Mitte ihrer Hütte stand.
„Er ist still, seid wir hier sind“, sagte Daria. Jetzt, wo sie es aussprach, merkte Caspar, dass sie recht hatte. Ein halbes Jahr war ohne Zwischenfälle vergangen – oder vielleicht hatte der Zeitkern sie auch nicht mehr gemeldet.
„Du vermutest, dass er kaputt ist?“, fragte Liam: „Ist das überhaupt möglich?“
Mit einem hoffnungslosen Lachen zuckte Daria mit den Schultern: „Ich glaube, nicht einmal Juriko und Carla wussten besonders viel über den Zeitkern. Vielleicht wussten es die allerersten Papilionis! Jedenfalls kann es möglich sein, oder? Dakuri und Lydia hatten ihn, als sie angegriffen wurden.“
Mit mulmigem Gefühl betrachtete Caspar den schwarzen Kasten. War er wirklich kaputt, zerstört, ohne ihr Wissen? Das einzige Gerät, dass ihn helfen könnte?
„Gut“, sagte Liam: „Wir kehren zurück. Finden heraus, wie wir Arachnid, Behemoth und Claudius töten können und hoffen, dass wir noch etwas retten können.“
Daria seufzte: „Wir haben den Blatta zu viel Zeit gegeben.“
Niemand sagte etwas. Es war ein Fehler gewesen, so lange Zeit in der Vergangenheit zu verbringen. Für die Blatta war statt eines halben Jahres vielleicht ein halbes Jahrhundert vergangen, während dessen sie so viel zerstört haben konnten!
„Also gut. Morgen gehen wir zurück“, sagte Liam und damit war es beschlossen.