Immer näher kamen sie an die Nebelwand, bis der Nebel sie verschluckte. Sie standen nun vor einem Tunnel, an dessen Ende ein grelles hellweißes und doch warmes Licht erstrahlte, ohne sie zu blenden. Der Tunnel vermittelte etwas Angenehmes, ja Einladendes... Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst, als sie das Wort an ihn richtete.
"Nichts geschieht ohne Grund, Helmut. Ich war schon fast drüben, aber du hast mich zurückgeholt. Ich muss noch viele Leben retten auf dieser Seite! Ich hatte schon damit begonnen und muss mein Werk noch vollenden, deshalb durftest du mich zurückholen. Aber leider wirst du sehr bald durch diesen Tunnel gehen müssen, weil du mir mein Leben zurück gabst. Doch wenn du da drüben ankommst, dann möchte ich schon dort sein um dir all die Liebe zu schenken, die ich dir im Diesseits nicht geben durfte. Ich möchte nicht zweimal auf mein Glück mit dir verzichten müssen..."
Petra legte ihre Hände um seinen Hals und küsste ihn zärtlich!
Helmut schlug die Augen auf. Ein Geräusch störte seinen Schlaf und holte ihn brutal aus diesem seltsamen Traum, von dem er nicht wußte, ob er ihn denn weiterträumen wollte... Mehrmals schon hatte er das Brummen seines Handys vernommen, das noch selten so ungelegen kam wie eben jetzt! Petras Gesicht verblasste vor seinen Augen, der Traum zerfiel und die Handyvibration holte ihn zurück in die Welt der Tatsachen, die Welt der wachen, lebenden Menschen...
Er tastete nach seinem Telefon, ergriff es und meldete sich verschlafen.
"Jah, Burger!"
"Heli, i bins, da Sepp! Du glaubst net, was passiert is! I sag dirs, du derfst dir jetzt sauber zuaschaun, dass di der Teufi net holt, Helmut und dei Patientin tat i unter Polizeischutz stelln lassn, wenn i du wär, mein Freund! Die hat sich da was angfangt, was sich nimmer aufhalten lasst, fürcht I!"
"Moment, Sepp! Langsam! Was ist los? "
"Also: Petra Hager hat vorgestern bei uns eingecheckt und den gestrigen Tag bei uns verbracht. Nachdem sie zu der für den Spätnachmittag gebuchten Entspannungsbehandlung nicht erschien und auch beim Abendessen nicht gesehen wurde, hat unsere Liesi sie am Abend in besinnungslosem Zustand aufgefunden. Ein Arzt wurde gerufen, welcher die Patientin zu euch in die Klinik fliegen ließ. Die Telefonnummer von der Liesi geb ich dir noch, damit du sie selber nach Details befragen kannst. "
" Aber... "
" Na wart einmal, Heli, I bin no net fertig. Als ich nach unserem Gespräch zu meiner Tochter gehen wollte, war die grad nach einem Einbruch in das Zimmer der Frau Hager, vom Täter umgerannt worden. Er konnte leider flüchten. Aber, einer unserer Polizisten hat mir verraten, dass auch in der Wohnung deiner Patientin eingebrochen worden ist. Dort wurde alles auf den Kopf gestellt. Und zu guter Letzt war grad ein offenbar anderer Herr an der Rezeption, der sich als Freund oder Lebensgefährte von der Hager ausgegeben hat und angeblich ihren Laptop abholen sollte. Meine Angestellte hatte natürlich nichts für ihn, konnte ihn aber leider nicht aufhalten. Sie hat aber versucht ihn beim rausgehen zu fotografieren. Man kann ihn leider nicht besonders gut sehn auf dem Handyfoto."
" Um Gottes Willen, Sepp! Die muss da in ein Wespennest gstochn haben... "
" Ja, mein Freund, überleg dir des mit dem Polizeischutz für das Mädel! Wenn die net in Gefahr is, woas is a net... Und des Beste kommt zum Schluss: Du hast mi doch angrufm, dass I den Laptop sicherstellen soll. Des hat mei Dirndl gestern Abend beim Verlassen des Zimmers scho gmacht. Sonst nichts, aber die Laptoptaschn samt Inhalt hat si zur Sicherheit mitgenommen und verwahrt. Des heißt: Weder die Spurensicherung, noch die Polizei wissen von dem Laptop und auch die Gauner wissen nichts über dessen Verbleib. Und nachdem die Polizei nicht explizit danach gefragt hat sondern nur, ob was entwendet worden ist, wissen nur die Maria, meine Wenigkeit und jetzt auch du, dass des brisante Material in Sicherheit is. Aber I sag dir nochmal, dass deine Patientin und vermutlich auch du im Moment sehr gefährlich lebts! Pass auf dich auf, mein Freund...!"