Petra hatte sich nach immer wieder einsetzenden Schlafphasen soweit gefangen, dass sie sich nun schon beinahe auf das Mittagessen freute, falls so etwas für sie in Frage kam. Sie war der Ansicht dass dieses Hungergefühl, das sie seit kurzem empfand, sicher eine positive Entwicklung war. Es schien ihr signalisieren zu wollen, dass es nun bergauf ging mit ihrer Verfassung. Schwester Monika hatte das Zimmer gerade verlassen um zu eruieren, ob der Verzehr einer kleinen Mahlzeit schon vertretbar war für ihre Patientin. Die Tür öffnete sich und ein südländisch wirkender Mann betrat das Zimmer. Sie hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen, auch wenn sie es im Moment noch nicht zuordnen konnte. Der eher Dunkelhäutige trat an ihr Bett. Er sprach perfektes, fast akzentfreies Deutsch.
"So, du neugieriges, kleines Luder! Du lebst ja tatsächlich noch. Bist ganz schön zäh!"
Er legte seine Hand an ihren Hals. Sie fühlte ein Würgen...
"Wo sind deine Aufzeichnungen? Sags mir! Je länger du es hinauszögerst, desto länger musst du leiden! Also. Es liegt in deiner Hand. Wo hast du dein Zeug?"
Petra war weder fähig irgendetwas zu sagen, noch wusste sie, was mit ihren Sachen war. Sie hatte keine Ahnung. Sie sah ihren Peiniger mit angstgeweiteten Augen an und rang nach Luft...
"Du bist mir keine Hilfe, also werd ich dich zur Sicherheit ausschalten. Eigentlich schade um dich! Du bist ein hübsches Ding! Unter anderen Umständen hätt ich noch ein Wenig gespielt mit dir, wenn du verstehst was ich meine." flüsterte er, So gesehn hast du noch Glück im Unglück, Süße!"
Er fasste in ihr Haar und zog daran unsanft ihren Kopf nach oben, so dass er ihr Kissen mit der anderen Hand darunter hervor ziehen konnte. Sie hatte nicht die Kraft, zu schreien! Er legte es auf ihr Gesicht und hatte kein Problem mit Gegenwehr ihrerseits, sie war einfach zu schwach um sich zu wehren. Sie zappelte ein Wenig und zuckte schließlich nur noch ganz schwach, bis ihr Körper offensichtlich erschlaffte.
"Und diesmal bleibst du tot, du kleine Schnüfflerin!"
zischte er verächtlich mit einem letzten Blick auf sie, bevor er zu den Kästen ging, wo normalerweise die Habseligkeiten der Patienten während ihres Aufenthaltes gelagert wurden. Wie er schon vermutet hatte, waren sie leer. Aber ein toter Schreiberling kann nichts publizieren, vorausgesetzt, er hat nicht schon vorher Vorkehrungen getroffen, die im Falle seines Todes eine Veröffentlichung seiner Story garantieren. Verärgert verließ er mit einem Fußtritt gegen die Tür das Zimmer. Ein Arzt kam ihm entgegen...
Helmut war nun hellwach! Die Informationen schlugen ein wie eine Bombe.
"Du hast Recht Sepp! Sie ist in großer Gefahr! Ich werde sofort Polizeischutz anfordern! Danke! Ich meld mich wieder! Machs gut!"
Er sprang fast aus seiner Schlafstatt und zog sich in Windeseile an. Er griff noch nach seinen Gesäßtaschen ob sich Handy und Geldtasche an ihrem Platz befanden und eilte zum Zimmer seiner Patientin. Nur ein paar Schritte, bevor er die Zimmertür erreichte, flog diese auf und ein Mann stürzte auf den Flur. Er gab dem überraschten Arzt einen derben Stoß, so dass der gegen die Wand stieß und schließlich stürzte und lief weiter. Während Helmut sich aufrappelte und durch die geöffnete Tür zu gelangen versuchte, drehte er sich um und zog eine Faustfeuerwaffe. Er zielte kurz und zog den Abzug durch, dann lief er weiter. Ein Schuss krachte und Helmut, der auf den Knien versucht hatte, die offene Tür zu passieren, fiel nach vorn. Der bewaffnete Angreifer ergriff die Flucht. Niemand würde ihn aufhalten...