Helmut war schon immer spontan und schlagfertig gewesen. Im Moment aber, fehlten ihm die Worte. Petra lächelte. Er brauchte ein paar Sekunden.
"Oh ja, natürlich, Petra, Das werd ich! Sehr gern sogar! Versprochen! Ich hatte nur kaum Gelegenheit dazu... Bis jetzt, mein ich. Aber jetzt haben wir Polizeischutz angefordert für dich und jetzt wirst du medizinisch und polizeilich überwacht. Dann muss doch alles gut werden, nicht wahr?"
"Helmut, ich weiß, das kann nicht deine Aufgabe sein, aber ich bitte dich, wegen meiner Aufzeichnungen im Hotel nachzufragen. Der Typ wollte sie unbedingt an sich bringen, bevor er mich umge... bevor er mich töten wollte!"
"Beruhige dich Petra! Deine Laptoptasche samt Inhalt ist in Sicherheit. Nur die Hotelleitung und ich wissen davon. Ich wollte erst mit dir darüber reden, ob du die Polizei davon unterrichten willst. Ich kenne ja den Gegenstand deiner Recherche nicht."
"Du bist unglaublich umsichtig! Ich danke Dir! Du bist wirklich einmalig, Helmut. Dabei hast Du nur Ärger mit mir. Ich habe Dich ohne es zu wollen in große Gefahr gebracht. Dieses Schwein hat eiskalt auf Dich geschossen. Er hätte dich fast umgebracht! Nur weil ich deine Patientin bin! Damit könnte ich nicht leben!"
Schhhh... Petra! Beruhige dich bitte! Du darfst dich nicht so aufregen! Es war nur ein kleiner Streifer. Ein Pflaster auf dem Hinterkopf, mehr nicht!"
"Aber, aber..."
"Bleib ganz ruhig, Petra!" Er wischte ihr sanft die kleine Träne ab, die gerade ihren Augenwinkel verlassen hatte.
"Es ist alles gut, nur beruhigen musst du dich, weil du noch zu schwach bist, um das lange durchzuhalten. Du bist und bleibst meine Patientin! Und... eigentlich noch ein Wenig mehr, Petra. Aber das steht auf einem anderen Blatt... Auf jeden Fall bin ich weiterhin für dich da und wegen eines kleinen Kratzers werd ich dich sicher nicht im Stich lassen. Du musst dich jetzt wirklich ausruhen, Petra! Versprichs mir!"
"Du bist so lieb! Wenn ich nicht so schwach wäre, würde ich dir jetzt um den Hals fallen..."
"Du wirst noch Gelegenheit haben, das zu tun. Hoffentlich willst du das dann noch!"
"Ganz bestimmt! Im Moment freu ich mich darauf am allermeisten!"
"Schön! Du solltest dich jetzt einmal ausgiebig ausruhen, Petra! Es ist an sich schon bewundernswert, wie stark du bist, aber jetzt musst du wirklich neue Kräfte sammeln, OK?"
"Bewundernswert bist du, Helmut! Ehrlich, du kannst stolz auf dich sein..."
Helmut stand auf und wollte sich verabschieden.
"Du machst mich ganz verlegen. Versuch jetzt ein Wenig zu schlafen, Petra! Ich muss mich noch mit den Polizisten absprechen, aber ich besuch dich demnächst wieder. Bis bald!"
Petra wollte seine Hand einfach nicht loslassen, weshalb er sich noch einmal kurz an den Bettrand setzte. Er nahm ihre Hand nun in beide Hände und küsste zart ihre Finger. Er spürte, dass er ein Wenig errötet war und lächelte sie an.
"Keine Angst, ich komme bald wieder zu dir. Ich kann gar nicht anders!"
"Ich kanns kaum erwarten!" flüsterte sie.
Helmut wusste nicht, wie ihm geschah. Die ganze Geschichte hatte eine Eigendynamik entwickelt, die nicht absehbar gewesen war. Ihm war klar geworden, dass er mehr für Petra empfand. Viel mehr, aber er war sich nicht sicher, ob es ihrerseits pure Dankbarkeit war, oder ob Petra sich auch in ihn verliebt hatte. Er tendierte zu Letzterem. Allerdings mit Vorbehalt. Diese Frau hatte ihn gehörig aus dem Konzept gebracht und Wilfried hatte wohl recht mit seiner Vermutung, aber was, wenn Petra nicht so empfand, wie er vermutete? Helmut konnte mit fast allem umgehen, aber eine Enttäuschung punkto Liebe würde ihn schwer treffen. Sehr schwer! Es wäre nicht die Erste...