"Unglaublich!" murmelte Rudolf, "Diese gierigen Schweine kassieren für das angebliche Entsorgen dieser Giftstoffe, packen sie neu ein, verdienen daran noch einmal ein Mehrfaches und lassen die Kranken elend zu Grunde gehn! Wer nicht mangels Wirkstoff stirbt, stirbt qualvoll an den giftig gewordenen Substanzen der Krebsmittel. Das ist doch wohl der Gipfel der Gemeinheit! Der Mensch ist wirklich das gierigste und grausamste aller Säugetiere! Dabei hält er sich für die Krone der Schöpfung..."
Gleichzeitig wurde ihm klar, dass es sich hier nicht um einen Fall gewöhnlicher Wirtschaftskriminalität handelte. Hier war die Creme de la Creme der Gauner am Werk. Eine Organisation, deren Kontakte mit Sicherheit in höchste Kreise mehrerer Länder, ja Kontinente reichten. Hier kam er selbst sich klein und unbedeutend vor als Salzburger Kriminalpolizist. Denn genau solche Organisationen hatten oft Verbindungen in die Chefetagen. Auch in die der Ämter und Behörden bis in Regierungskreise! Rudi wusste aus Erfahrung, dass die Bosse solcher Organisationen nicht selten in den Botschaften ferner Länder hier in Österreich ein und aus gingen. Meist genossen sie diplomatische Immunität! Diesen Fall anzugehen war von Anfang an schon äußerst kritisch. Hier war allerhöchste Vorsicht geboten. Vorsicht vor den Vorgesetzten in den eigenen Reihen... Diese Petra hatte da in ein Wespennest gestochen und dabei übersehn, dass es darin von Hornissen nur so wimmelt. Jetzt war ihm klar, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte und wohl auch immer noch schwebte! Er musste dringend mit Helmut sprechen. Sie musste fort aus diesem Krankenhaus. Wenn einer der Angestellten sich verplapperte war Petra sofort wieder im Focus des Killers! Und dieses Mal, würde es mit Sicherheit keine Möglichkeit mehr geben, ins Leben zurückzukehren. Er war froh, Helmuts Nummer eingespeichert zu haben. Sie mussten jetzt reagieren. Und zwar schnell und unauffällig. Sobald die Hager von der Bildfläche verschwunden war, musste eine Pressemeldung über den "Mord im Spital" rausgehen. Am besten auch über die Sender! Ihr Tod sollte bereits um 19.00 Uhr in der Nachrichtensendung "Salzburg Heute" gemeldet werden und danach landesweit in der "Zeit im Bild".
Helmut freute sich indessen über Petras Geständnis. Er saß am Rand ihres Bettes und hielt ihre Hand.
"Es wird alles gut, Petra. Ich werde einen Mineralcocktail mixen, der deine Blutwerte wieder in den grünen Bereich rückt und wenn es dir dann ein Wenig besser geht, werden wir trainieren, damit du wieder zu Kräften kommst. Ich gehe davon aus, dass du wieder völlig gesund wirst. Und du brauchst dir auch keine Sorgen über dein Aussehen zu machen, Kleines! Dein Körper hat einiges hinter sich, da ist es klar, dass man ihm das ansieht, aber ich werde dich ganz behutsam und liebevoll wieder gesund machen und du wirst dann wieder so schön sein, wie eh und je... Entschuldige!"
Er griff nach seinem Handy. "Burger?"
"Bring dein Mädel in Sicherheit, Heli! Ihr habt keine Ahnung, wo die mit ihren Recherchen da reingeraten ist. Sieh zu, dass du sie erst mal offiziell sterben lässt und dann schaff sie so unauffällig wie möglich aus dem Krankenhaus! Und zwar Dalli! Und kein Wort zu Niemandem! Es gibt im Moment noch keine Vertrauten, ich habe noch nicht mal meine eigenen Vorgesetzten involviert."
"Wie stellst du dir das vor, Rudi? Das ist völlig unmöglich, sie jetzt aus der Klinik zu entlassen! Sie ist noch nicht soweit!"
"Wenn sie nicht fix von der Bildfläche verschwindet, wird sie nie soweit kommen, Helmut! Sieh zu, dass sie aus diesem Zimmer kommt und ruf mich an, wenn du sie verlegt hast. Wir müssen sie heute noch "sterben lassen," sonst stehen die Täter morgen wieder auf der Matte. Also versteck sie gut, solange sie in der Klinik bleiben muss und stell einen Totenschein aus. Sie muss offiziell gestorben sein. Auch für die Krankenhausverwaltung und die Nachrichtensendungen! Wenn sich, wer auch immer, nach ihr erkundigen sollte, muss es heißen, sie hätte den Mordanschlag nicht überlebt! Ich weiß nicht, wie lange ich noch allein ermitteln kann und ich fürchte, dass man mir den Fall aus der Hand nimmt, wenn ich zu meinen Vorgesetzten geh. Die nächsten Ermittler müssen - wie auch die Gauner - von ihrem Tod überzeugt sein, sonst kann ich nicht mehr für ihre Sicherheit garantieren!"