"Du machst mir Angst, Rudi!"
"Das ist auch gut so! Ich hab sie schon. Deine Hübsche hat da etwas angezündet, das kaum zu löschen ist. Hier geht es nicht mehr um die kriminellen Machenschaften oder Umweltsünden irgend einer Entsorgungsfirma oder um "normalen" Drogenhandel... Hier geht es um international groß angelegten Medikamentenbetrug! Grausame Todeskämpfe werden billigend in Kauf genommen, ohne mit der Wimper zu zucken. Hinter diesen Machenschaften stecken Leute, die mit Botschaftern und Ministern mal eben zum Tennis gehn oder zum Golfen. Leute mit diplomatischer Immunität. Ein ganzes Syndikat hat hier scheinbar von Südeuropa ausgehend bis wenigstens Nordafrika, vermutlich den ganzen Kontinent, die Finger im Spiel... Schaff dein Mädchen aus der Schusslinie, jetzt gleich. Ich mach mich auf den Weg zu euch!"
Helmut war blass geworden. Nachdenklich steckte er sein Telefon wieder ein.
"Hör zu mein Mädchen, wir müssen dich sofort wo anders unterbringen. Bitte reg dich nicht auf! Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert."
Noch bevor Petra etwas entgegnen konnte kam Schwester Monika mit den Phiolen zurück.
"Entschuldigung Herr Doktor, die Leute von der Polizei haben mich aufgehalten, besser gesagt, die Dame vom Empfang hat angerufen. Sie schickt sie jetzt herauf. Die Spurensicherung. Sie werden gleich hier sein."
"Das ist gar nicht gut, Monika! Gar nicht gut! Die dürfen nicht wissen, dass Petra noch lebt. Sie müssen sie kurz aufhalten und du Petra darfst jetzt keinen Mucks von dir geben. Ich werde dein Gesicht bedecken und dich aus dem Zimmer fahren. Bleib ganz ruhig, ja? Ich bin bei dir. Monika, haben wir ein leeres Zimmer?"
"Ich glaube nicht, Herr Doktor..."
"Egal! Vertrauen Sie mir, bitte! Helfen Sie mir! Bitte halten Sie die Leute auf! Und kein Wort darüber, dass sie noch am Leben ist! Sie war einfach schon zu schwach! Wir haben nichts mehr für sie tun können..."
Schwester Monika lief auf den Gang, Richtung Lift, und Helmut entfernte die Leitungen des Überwachungsmonitors. Dann deckte er Petra zur Gänze zu.
"Du musst jetzt stark sein Petra!"
Er öffnete die Tür, schob das Bett auf den Gang hinaus und bog links um die Ecke, während Schwester Monika mit den Leuten von der SPUSI von der anderen Seite zum Zimmer kam.
"Hier ist das Projektil in den Türstock eingedrungen, nachdem es Doktor Burger am Hinterkopf verletzt hat. Es war furchtbar! Der arme Dr. Burger! Er hat so stark geblutet, aber er hat trotzdem versucht die Arme Frau noch zu retten... Er ist ein richtiger Held!"
Sie hoffte nun inständig, dass Burger es geschafft hatte, Petra aus dem Zimmer zu bringen, denn sie konnte den Eintritt ins Zimmer nicht mehr verzögern... "Man möchte fast meinen, er wäre ihr ganz persönlicher Held."
meinte einer der Beamten.
"Ja das ist er auch!"
gab sich Monika naiv und sah gespielt verlegen zu Boden.
"Schade, dass ich nicht ihr Held sein kann, aber gegen einen Doktor... hätte ich wahrscheinlich sowieso keine Chance."
"Das würde ich so nicht sagen!" Sie musterte ihn von oben bis unten mit einem Ausdruck des Wohlwollens. "Was nicht ist kann noch werden, oder?" entgegnete sie keck, "Dazu müsste ich aber erst mal wissen, mit wem ich es überhaupt zu tun habe. Sie haben sich ja noch gar nicht vorgestellt..."
Helmut hatte Petra kurz geparkt und sah vorsichtig um die Ecke.
"Wow, Mädchen dachte er sich bei der Show, die Schwester Monika hier offenbar abzog, du bist ja richtig gut!" Geschickt spielte sie den Part der naiven, in den Arzt verliebten Krankenschwester, die einem Flirt mit dem Kriminalbeamten nicht abgeneigt wäre. Sie versuchte auf diese Weise, den beiden Zeit zu verschaffen. Jetzt hatte sie ihn gesehen und bedeutete ihm versteckt hinter dem Beamten mit der Rechten, schnellstens zu verschwinden. Er streckte den Daumen nach oben und zog sofort los, um sich mit Petra zu verstecken...