Petra war noch blasser geworden, als sie es ohnehin schon war, nachdem Rudi ihr die Aufnahme gezeigt hatte.
"Das ist Hannes! Er ist mein Redakteur. Er hat mir mehrmals gesagt, ich solle mich einer anderen Story widmen. An meinem Verdacht sei nichts dran, hat er gemeint! Solche Probleme kannte ich von ihm nicht! Er hat mir sonst immer freie Hand gelassen, weil er der Ansicht war, dass ich sehr gut selbst erkenne, wo was dran ist und wo nicht. Gut, er hat ein paar Mal versucht, mich anzubaggern. Natürlich ohne Erfolg. Aber jetzt sieht es doch fast aus, als wollte er mir die Story klauen...!"
"Nein, Liebes! Hier sieht es aus, als stünde er auf der anderen Seite!" meinte Helmut und Rudi setzte nach:
"Frau Hager, hatten sie gestern Kontakt mit ihm? Es stellt sich nämlich die Frage, wie er schon wissen konnte, dass sie gestern kollabiert und hierher verbracht worden sind..."
"Jetzt, wo sie es sagen...nein... aber... wieso? Und warum hat er sich als mein Lebensgefährte ausgegeben? Das versteh ich nicht!"
"Reg dich nicht auf, Petra! Ich meine, ich kann verstehen dass dich das gerade aufregt, aber du weißt, es ist nicht gut für dich! Und ich fürchte, dir ist noch nicht klar geworden, was Rudi eigentlich sagen will. Nämlich, dass dein Redakteur nicht deinen Artikel einheimsen wollte, sondern dass er auf der anderen Seite steht..."
"Wie meinst du das Helmut? Auf welcher Seite?"
"Nicht auf deiner, mein Schatz..."
Schwester Monika ließ die Aufnahme mit etwa dreißigfacher Geschwindigkeit zurücklaufen. Es wirkte grotesk wie sie selbst verkehrt aus dem Zimmer ging auf dem Bildschirm und die Leute von der Spurensicherung sich ihrer Arbeit zuwandten. Es dauerte eine ganze Weile all die Szenen zu sichten. Eben hatte sie etwas gesehen und suchte die Stelle nochmal.
"Erwischt mein lieber Doktor!" lächelte sie, als sie an die Stelle gekommen war an der Helmut Petra auf die Augen küsste. "Sieh mal einer an! Ich wusst es doch!"
Schließlich kam die Wiederbelebung, die Stelle an der Helmut getroffen worden war und Monika drosselte nun die Sichtungsgeschwindigkeit. Da: Der Mann war von der Seite zu sehen als er Petra das Kissen auf das Gesicht drückte... Am Liebsten hätte sie sich vom Bildschirm abgewandt, doch sie musste weiter sichten! Sie wollte unbedingt eine gute Aufnahme vom Gesicht des Täters. Und da! Jetzt ging er in diesen flapsigen schnellen Stummfilmschritten rückwärts zur Tür und im selben Moment war wieder das Ende, bzw. der Anfang der Rückwärtsanimation zu sehen. Schwester Monika hatte tatsächlich auf die Sekunde genau zum richtigen Zeitpunkt die Aufnahme gestoppt, bevor sie neuerlich überschrieben worden wäre. Es lief ihr kalt den Rücken runter. Sie drückte die Standbilder wieder in die andere Richtung und hatte schließlich ein akzeptables Bild vom Täter vor sich, wie er auf Petras Bett zuging...