Wilfried hatte das Zimmer verlassen und Helmut fragte sich ein weiteres Mal, worauf er sich da bloß eingelassen hatte. Aber er war an einem Punkt angelangt, an dem es kein Zurück mehr gab.
"Petra, auch wenn es für dich, durch all das was gerade hinter dir liegt, nicht so aussehen mag, wir hatten bis jetzt unglaubliches Glück. Und wir haben Leute, fantastische Leute, die hinter uns stehen und uns unbedingt helfen wollen. Es liegt an uns, das Beste daraus zu machen. Du hast noch keine Kraft, aber mit den richtigen Medikamenten und ein Wenig gutem Willen, haben wir eine reelle Chance, auch außerhalb der Krankenanstalten zu überleben. Ich will dich aus der Gefahrenzone bringen und das geht nun mal nur außerhalb des Krankenhauses. Deshalb frage ich dich : Vertraust du mir?"
"Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie zu jemandem auch nur annähernd solch ein Vertrauen, wie zu dir, Helmut! Was auch immer du für angemessen hältst, das tun wir! Ich gebe mich in deine Hände! Bedingungslos! Und ich weiß: Wenn du mich nicht retten kannst, hätte es keiner gekonnt!"
"Aber..."
"Nein! Kein Aber! Sollten wir wirklich verlieren, tut es mir nur leid um Deinetwegen... Aber wir verlieren nicht!"
"Du hast recht, Petra, wir verlieren nicht! Monika und Wilfried besorgen uns die wichtigsten Dinge und wir verkrümeln uns."
Rudolf Weninger war perplex. Hatte man seinen Spind nur aufgebrochen, um ihn im richtigen Moment von seinem Rechner weg zu locken? Wer war denn scharf auf die Infos oder auf den Stick mit den Aufnahmen?
"Wenn das ein Scherz sein soll, Kollegen, dann ist es mit Sicherheit kein guter! Wer hat den USB-Stick von meinem Computer abgezogen oder wer hat zufällig mitgekriegt, wer das war?"
Die drei Anwesenden wandten sich ihm zu.
"Was willst du damit sagen, Rudi? Dass wir dir ein Speichermedium gestohlen haben, oder was? Oder gar in deinen Spind eingebrochen? Spinnst du? Wir sind deine Kameraden!"
"Eben! Ich hab auch nicht behauptet, dass es einer von euch war, Ich will wissen wer es war und frage euch, wer was davon mitgekriegt hat! Dass den Einbruch keiner mitgekriegt hat in der Garderobe, versteh ich ja noch. Aber dass sich irgendein Fremder Den Stick aus meinem Laptop zieht, ohne dass einer von euch das mitkriegt, ist wohl nicht gut möglich. Oder war während meiner kurzen Abwesenheit eine fremde Person im Zimmer?"
Anton Kramer, Der Wortführer der kleinen Gruppe rollte auf seinem Schreibtischsessel zu Rudi herüber. Nach einem Blick auf die Tür zum Chefbüro bedeutete er Rudi in Flüsterhörweite zu kommen.
"Hör zu Alter, wir sind deine Freunde. Immer schon gewesen!" sagte er leise, "Wir arbeiten nicht gegen dich! Es wäre natürlich möglich, dass einer von uns die Anweisung erhielt, dich mit einem fingierten Einbruch in deinen Spind kurz hinaus zu locken... Und was den Verbleib des Sticks betrifft, könntest du den Chef fragen, oder aber vielleicht auch besser nicht. Auf jeden Fall: Wenn es sich so zugetragen hätte, würden wir dir das auf gar keinen Fall auf die Nase binden oder? Schließlich hätten wir dann auch Anweisung die Schnauze zu halten! Aber vielleicht ist mir das entgangen... Was auch immer du da aufgetan hast, Rudi, es scheint die Büchse der Pandora zu sein! Da ist etwas im Laufen, dass für unsereinen eine Spur zu groß werden könnte! Sieh dich vor Rudi! Wir stehen hinter dir, aber ich fürchte, im Vergleich zu den Leuten, denen du da in die Suppe gespuckt hast, sind wir nur hilflose kleine Würstchen..."