Rudolf fuhr Kreuz und quer durch die Stadt. Jedesmal, wenn er geglaubt hatte, der Verfolger hätte aufgegeben tauchte dieser wieder im Rückspiegel auf. Nachdem er zwei Ehrenrunden um das Einkaufszentrum Europark gedreht hatte, fuhr er auf die andere Seite der Stadt in die Alpenstraße und stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz vor der Shopping-City ab. Etwa 20 Meter schräg hinter ihm, parkte der Passat.
Er stieg aus, versperrte seinen Wagen per Fernbedienung und ging demonstrativ auf seinen Verfolger zu. Zwei Männer stiegen aus und wandten sich ihm zu...
"Wilfried, das ist mir jetzt ein bisschen peinlich, aber würdest du mir bitte helfen, wenigstens die Hose und die Bluse anzuziehen?"
"Aber klar doch, Petra! Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein. Ich bin Arzt. Ich sehe täglich Nackte. Es war mein Fehler, ich hab nicht dran gedacht und habe Helmut gleich losgeschickt. Komm ich helfe dir und ich seh' auch nicht hin..."
Petra war sichtlich errötet. Sie hatte eigentlich Helmut bitten wollen, doch es war alles so schnell gegangen. Mit vereinten Kräften hatten sie es geschafft, sie mehr oder weniger bekleidet und mit Kopftuch versehen in den Transportstuhl zu setzen. Er schnappte noch die Tasche mit den ganzen Utensilien und Helmuts Laptop, legte sie ihr auf den Schoss und ging schließlich vor ihr in die Hocke. Er sah ihr in die Augen und fragte sie frei heraus:
"Was beschäftigt dich so sehr, Petra? Was möchtest du denn gerne wissen von mir?"
"Kennst du Helmut schon lange?"
"Wir haben zusammen studiert und hatten auch noch vier Jahre danach eine Wohngemeinschaft zusammen."
"Nur ihr beide?"
"Nur wir beide. Und JA, wir sind beste Freunde, fast wie Brüder. Und deshalb werd ich euch beiden auch helfen. Und zwar mit allen Mitteln die ich aufbringen kann. Helmut hat jetzt nach einer Enttäuschung lange allein gelebt, aber er ist ein sehr lieber und anständiger Mensch. Ich wünsche ihm sehr, dass er in dir sein Glück findet, Petra."
" Das wird er, Wilfried. Ich würde alles für ihn tun! Danke Wilfried! Ich werde eurer Freundschaft nie im Wege stehen, das musst du mir glauben!"
"Das weiß ich!"
Er drückte ein wenig ihre Hand in dem Gefühl hier eine würdige Partnerin für seinen Freund vor sich zu haben.
"Ihr werdet es schaffen!"
Heli stellte die Freisprechanlage an und sagte laut und deutlich:
"Wilfried!"
Der ging sofort ran. Helmut sagte ihm, er sei in zwei Minuten am Eingang. Wilfried legte auf. Er stellte sich hinter den Rollstuhl und schob ihn zur Türe.
"Auf geht's, Fatima! Eine Reise ins Glück..."
"Was soll das Katz und Maus-Spiel Herr Weninger? Das bringt doch nichts!"
Der Fahrer zog eine Marke aus der Tasche.
"Weber, Innere Sicherheit. Wir sind sowas wie Kollegen, Herr Weninger. Ich möchte Ihnen nicht die Waffe abnehmen und Ihnen Handschellen anlegen müssen. Seien Sie bitte vernünftig und kooperieren Sie."
"Innere Sicherheit? Damit wären wir auf der selben Seite..."
"Das sind wir, Weninger, aber sie sind mit ihrem Computer und darauf befindlichen Beweismitteln abgehauen, ohne sich bei ihrem Chef zu melden. Er hat daraufhin Alarm geschlagen, da es sich seiner Meinung nach um brisantes Material im Sinne der Staatssicherheit handelt."
"Mein Chef ist ein Arschloch! Und bei seinem Verhalten muss ich annehmen, dass er selbst die Finger im Spiel hat!"
"Da haben sie zumindest in einem Punkt Recht. Er ist ein Arschloch! Herr Weninger, befindet sich ihr Laptop in ihrem Wagen?"
Rudi nickte.
"Wie gesagt, ich möchte das anständig regeln. Händigen sie meinem Kollegen bitte die Wagenschlüssel aus und steigen sie in mein Fahrzeug. Ich muss sie leider bei ihrem Vorgesetzen abliefern..."