Petra saß neben Helmut im Auto und betrachtete ihn liebevoll. Er steuerte konzentriert und war gerade auf die Autobahn aufgefahren. Die dreispurige Autobahn war stumpfsinnigerweise durch eine grüne Lokalpolitikerin zu einem überfüllten Schleichweg im Sinne des Wortes verkommen, da diese eine unsinnige Geschwindigkeitsbeschränkung von achtzig km/h durchgesetzt hatte. Dass die Unfallzahlen auf dieser Strecke seither gestiegen waren, interessierte die Landesregierung nicht, hatten sich doch die Einnahmen durch Radarstrafen deutlich erhöht...
"Helmut, ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich dir all das was du für mich auf dich nimmst auch einmal vergelten kann. Du hast noch nicht mal richtig geschlafen!"
Sie passierten die Ausfahrt Wallersee und nachdem die linke Spur frei wurde, beschleunigte er ein wenig, was bei diesem Fahrzeug den Eindruck vermittelte, als würde man vom Sitz förmlich angesaugt.
"Wir werden bald da sein, Petra und ich denke wir werden uns erst mal hinlegen und ausruhen."
"Ich fühl mich richig gut, Helmut! Glaubst du, dass ich schon ein paar Meter gehen kann?"
"Du bist sicher noch schwach, aber dass du dich so gut fühlst, ist ein Zeichen, dass sich dein Elektrolytproblem langsam neutralisiert. Wenn du ein paarmal richtig gegessen hast, wirst du bald wieder bei Kräften sein. Ob du schon vom Auto ins Haus gehen kannst, werden wir gleich sehn. Ich helfe dir. Sollte dich die Kraft verlassen, trag ich dich rein, mein Engel."
"Hey, du sagtest doch, wir fahren nach Mondsee! Du bist eben an der Ausfahrt vorbeigefahr'n!"
"Ich weiß, mein Schatz. Wir fahren nicht nach, sondern an den Mondsee. Und ich möchte auch nicht direkt in Mondsee einkaufen und dich allein im Wagen zurücklassen. Also fahren wir bei Oberwang von der Autobahn ab. Da gibts auch ein paar Geschäfte und eine gute Metzgerei. Wir müssen ja auch Proviant einkaufen für unser Domizil."
Petra war froh darüber, das Helmut offenbar an alles dachte. Sie war einfach noch nicht so weit und sie kannte auch die Gegebenheiten ihrer Zuflucht noch nicht. Aber sie wusste, dass sie bei bei ihm in guten Händen war und in Anbetracht der Tatsache, dass sie in den letzten vierundzwanzig Stunden zweimal gestorben war, legte sie ihr weiteres Schicksal gern und voller Zuversicht in seine Hände.
"Aber sicher bin i da dabei. Wie der Konrad in diese Position kommen hat können, hab i sowieso bis heut net verstand'n. Und außerdem wär i dem scho a Bissl mehr schuldig, als nur a paar verbale Nettigkeiten... Aber i bin dir scho dankbar, dass i eahm amoi richtig blöd anreden darf! Übrigens hoaß i Rudi."
Die beiden Männer gaben sich die Hand.
"Und i bin da Sepp! Aber wenn i di jetzt abliefer, dann sama sche' brav per Sie, gell, Rudi! Der gute Herr Konrad braucht des gar net schnall'n, dass' n mir zwoa rechts überhol'n!"
"Genau, Sepp! Den kauf'ma uns vo hint, den Drecksack!"