Schwester Monika saß am Bildschirm, als ein Anruf kam. Die Dame von der Anmeldung fragte, was denn nun mit Frau Hager sei. Eben habe sich ihr angeblicher Lebensgefährte nach ihr erkundigt. Sie habe streng nach Vorschrift keine Auskunft gegeben, weil der Herr die Lebensgemeinschaft nicht nachweisen konnte, habe sich aber gewundert, das die Frau im System als gelöscht auftauchte, ohne dass eine Entlassung oder ein Sterbefall angegeben worden war. Monika tat sich schwer, eine wasserdichte Antwort zu kreieren und erklärte ihr, sie wüsste es nicht genau, werde der Sache aber nachgehen. Es wäre absolut korrekt gewesen, die Auskunft gemäß dem Datenschutzgesetz zu verweigern.
Auf der Wache war Konrad einem Herzanfall nahe. Langsam aber sicher dämmerte ihm, dass er den Bogen überspannt hatte. Er war davon ausgegangen, Weninger wäre froh, wenn er ihn nicht suspendieren würde, nun war Weninger es selbst, der mehr oder weniger streikte. Jetzt zurückzurudern war schwierig. Abgesehen davon, dass er dabei sein Gesicht verlieren würde, kam es jetzt auch darauf an, was Weber sagen würde.
"Dass sie Courage haben habe ich nie bestritten! An ihren unglaublichen Unverschämtheiten kann man das ja sehen. Ich will diese emotionsgeladene Auseinandersetzung deeskalieren. Das führt doch zu nichts. Sie sind ein guter, ein erstklassiger Ermittler, das streite ich nicht ab. Also warum spielen sie hier den Beleidigten. Sie haben sich meinen Anordnungen widersetzt. Ich habe nichts falsch gemacht! Aber ich bin bereit, Herrn Weber zu bitten die Ermittlungen gegen sie einzustellen. Herr Weber, ich ziehe die Anzeige gegen Herrn Weninger wegen Unterschlagung von Beweismitteln zurück."
"Aber Herr Weber. Wir sind doch nicht in einem Fernsehkrimi. Da geht sowas vielleicht. In diesem Fall wurden Ermittlungen durch die Innere Sicherheit angefordert. Da gibt es Aktenzeichen. Der Staatsanwalt wurde informiert. Ermittlungen in den eigenen Reihen kann man nicht einfach ein- oder ausschalten, wie eine Deckenlampe. Das würde ein schlechtes Licht auf mich werfen, wenn ich die Ermittlungen jetzt einstelle. Es würde so aussehen, als würde ich einen Beamten ihrer Abteilung decken. Die Anzeige ist bereits durch, die können sie nicht einfach zurückziehen. Ich würde ihnen den Gefallen ja gerne tun, auch ich muss, genau wie auch sie, den Buchstaben des Gesetzes folgen..."
Wilfried streckte den Kopf ins Stationszimmer.
"Monika, alles in Ordnung?"
"Ich weiß nicht recht, Dr. Keil. Eben hat die Anmeldung nachgefragt wegen Petra. Ich habe gesagt, ich würde der Sache nachgehen. Es scheint auf, das sie gelöscht wurde, aber nicht weshalb."
"Sollte sie wieder nachfragen, sagen sie, dass Dr. Burger, der eigentlich den Totenschein unterschreiben sollte, aufgrund einer Schussverletzung nicht mehr im Hause ist, und deshalb keine gültige Sterbeurkunde vorhanden. Wenn sie sich damit nicht zufriedengeben sollte, soll sie mich kontaktieren, ok?"
"Danke! Ich hoffe, den beiden geht es gut, Herr Doktor."
"Sie sind eine tolle Frau, Monika! Ehrlich, Helmut und ich, wir sind beide beeindruckt wie sehr sie hinter uns stehen. Und... Wilfried reicht völlig!"
"Oh, danke Wilfried!"
Mitten in Oberwang nahm Helmut die letzte Kurve und parkte schließlich vor der Metzgerei. Hier in den kleinen Orten im Mondseeland gibt es noch diese Auswahl an althergebrachten kulinarischen Spezialitäten. Erstklassige Ware, bereitet auf traditionelle Art, die uns immer wieder beweist, das sich die Menschen früher noch mit Liebe und Erfahrung an die Lösung von allerlei Problemen oder aber auch die Fertigung von Lebensmitteln machten. Gute Qualität und Vielfalt zu vernünftigen Preisen sorgte für ständige Kundenfrequenz in diesem Laden. Helmut kaufte oft hier ein. Meistens etwas mehr, als er am Wochenende benötigte, weil er die Ware dann auch mit nach Hause nahm. Hier in Oberwang und Innerschwand, war er durch seine häufige Präsenz auch schon bekannt und mit den meisten Menschen per Du. Hier leben noch Leute mit Handschlagqualität, warum es ihn auch immer wieder hierher zog.