Helmut war total überrascht, wenn auch positiv. Gerne erwiderte er ihren Kuss und wunderte sich, woher diese Frau die Kraft nahm, so kurz nach ihren, in mehrfacher Hinsicht traumatischen Erlebnissen, wieder auf den Beinen zu sein, und so liebevoll zu küssen.
"Helmut, Du darfst nicht glauben, dass es nur tief empfundene Dankbarkeit ist, die mich zu dir hinzieht, obwohl ich die zweifellos empfinde. Aber es ist mir sehr wichtig das klar zu stellen: Ich hab dich sehr lieb. Und ich glaube und ich hoffe sehr, dass du mich auch liebst..."
"Das tue ich, mein Schatz!"
Sie küssten sich noch einmal, dann führte er sie zurück zum Auto. Er öffnete die Beifahrertür und wartete, bis sie Platz genommen hatte. Dann schloss er sie und ging um das Auto herum. Er setzte sich hinein und startete den Motor. es waren kaum zweihundert Meter bis zum nächsten Geschäft und sie waren gleich da.
"Bist du fit, Kleines?
Sie lächelte.
"Ja, Schatz! Ich komm mit!"
Sie hatten Glück gehabt, dass gerade eine Kundschaft abgefahren war, so konnten sie direkt vor dem Eingang parken und brauchten nur ein Paar Schritte zu gehn, um ins Geschäft zu kommen. Sie kauften die notwendigsten Utensilien und Toilettartikel ein, was doch einige Minuten in Anspruch nahm und Helmut merkte, wie Petras Kräfte langsam zur Neige gingen. Er bat sie, sich gegen ein Regal zu lehnen und ging zur Kasse.
"Entschuldigen sie bitte, meiner Begleiterin ist nicht gut! Wären sie so lieb, mich vor zu lassen. Ich hab nur ein paar Kleinigkeiten."
"Jo, dann geh hoit vor. Wos hots denn, dei Mädel?"
"Die fängt sich gleich wieder. Sie hat nur einen Schwächeanfall!"
Helmut zahlte, bedankte sich noch einmal bei der geduldigen Kundin und holte Petra dann, um sie zum Auto zu führen. Er hatte vorhin schon Zweifel gehabt, dass sie schon so lange aufbleiben könnte. Als er sie anschnallte fragte sie.
"Bist du böse?"
"Aber nein. Warum sollte ich?"
"Weil du mich von vornherein erst beim Haus aussteigen lassen wolltest. Und jetzt musstest du mich beinah aus dem Geschäft raustragen, nur weil ich unbedingt mit hinein wollte"
"Dann weißt du ja jetzt, warum ich das so geplant hatte. Du bist ohnehin sehr stark. Du bist schon viel weiter, als ich zu hoffen wagte. Aber ich fall gleich mal um, wenn ich ehrlich sein darf. Ich bin seit gestern Morgen auf den Beinen. Ich brauch mal eine halbe Stunde Augenpflege.
Er stieg ein, fuhr die Strecke zurück, und holte bei der Tankstelle noch ein paar Pofesen. Dann fuhr er etwa zwei Kilometer Richtung Loibichl und bog dann scharf rechts in einen Güterweg ein. Es ging ein kurzes Stück bergab an einem Sägewerk vorbei und schließlich wieder bergauf. Zum ersten Mal heute trat er mal richtig aufs Gaspedeal. Der Porsche beschleunigte, als wolle er sich in die Lüfte erheben. Sie wurden regelrecht in die Sitze gepresst bei der Beschleunigung .
"Wow! Um Gottes Willen, das ist ja eine Rakete auf Rädern!"
rief Petra durch das infernalische Motorgebrüll. Helmut nahm den Fuß vom Gas und da es Bergauf ging wurde der Wagen von selbst wieder stetig langsamer.
"Entschuldige, mein Engel. Das war das Kind im Manne! Ich liebe die abnormale Beschleunigung von dem Ding. Bergauf noch mehr als auf der Geraden..."
"Petra lächelte. Also brauch ich nicht zu befürchten, dass du nur erwachsen und extrem vernünftig bist?"
"Nein! Manchmal bin ich auch Kindskopf und manchmal lass ich auch die Sau raus! Und? Disqualifiziert mich das?"
"Nein, im Gegenteil, Schatz! Du bist absolut perfekt für mich!" Es ging ein Paar Kilometer den Berg hinauf, vorbei an ein paar Bauernhöfen und auch mal durch ein Waldstück. Etwas weiter unten befand sich eine Siedlung und ganz unten die Ortschaft Loibichl. Sie passierten noch ein paar Wohnhäuser und schließlich führte ein schmaler aber asphaltierter Weg noch etwas weiter hinauf zum Ferienhaus. Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie stiegen aus und schauten ins Tal. Von hier übersah man die ganze obere Seehälfte vom Mondsee. Eingerahmt von Bergen und Baumbewachsenen Hügeln. Ein unglaublich schönes Panorama. "Wir sind da, Petra, du solltest dich jetzt ein wenig ausruhen."
"Oh Helmut, es ist wunderschön hier!"
"Ja, das ist ein angenehmer Nebeneffekt, nicht wahr?"
Er nahm die Einkäufe aus dem Fond und sperrte die Haustüre auf. Er stellte die Tüten hin und holte die Sachen aus dem Kofferraum, darunter Petras Laptoptasche und sein eigener Rechner. Petra schaute sich in ihrer neuen Bleibe um. Sie trat an seine Seite, und fasste ihn mit beiden Händen am Oberarm.
"Es ist wunderschön hier." Sie streckte sich ein Wenig und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Und es ist besonders schön, mit dir hier zu sein!"