Konrad wusste, dass er verspielt hatte.
"Wenn es also nicht anders geht, wie gehen wir dann weiter vor, Herr Weber?"
"Nachdem sie Herrn Weninger beschuldigt haben, und die Innere offiziell ermittelt, müssen sie ihn wohl oder übel nach Hause schicken. Suspendierung. Anders gehts in dem Fall nicht."
"Aber wenn ich doch schon richtiggestellt habe, dass ich hier wohl vorschnell Alarm geschlagen habe!"
"Sie können jetzt Zugeständnisse machen, soviel sie wollen. Das nützt nichts mehr. Ich hab jetzt einen Haufen Arbeit quasi umsonst, weil ich ermitteln muss, dass Herr Weninger unschuldig ist. Dazu muss ich aber die Fallakten einsehen und mich vorübergehend in Weningers Fall einschalten, damit ich die Umstände beurteilen und als harmlos klassifizieren kann. Alles andere sieht nach Begünstigung von Weninger durch mich als ermittelnden Beamten aus! Und das werd ich sicher nicht auf mir sitzen lassen, nur weil sie einem guten Mitarbeiter die Rute ins Fenster stellen wollten. Quittieren sie ihm den Erhalt seiner Waffe und Dienstmarke und warten sie ab, was sich bei meinen Recherchen ergibt. Ich werde Herrn Weninger zur Einvernahme mitnehmen, um mich möglichst schnell in seinen Fall einzuarbeiten. Dazu brauche ich den Rechner und alle dazugehörigen Daten. Herr Weninger, ich muss sie bitten weiterhin zu kooperieren. Sie sprachen von einem USB-Stick?"
Alle Anwesenden fixierten ihren Chef. Die Freude darüber, dass er sich selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte, war jedem Einzelnen anzusehen. Er hätte es zu gern vermieden, aber er hatte keine Chance, er musste den entwendeten Stick an Weber weitergeben.
"Wie kommen sie denn zu meinem Stick, Chef? Der ist mir doch gestohlen worden!"
"Das war kein Diebstahl! Das war eine Sicherstellung von Beweismaterial. Sie hätten ihn nach der Besprechung des Falles zurück erhalten."
"Wer's glaubt, wird seelig! Vielleicht können sie während meiner Auszeit die Reparatur des demolierten Spindes veranlassen. Dem ist ihre Art der Sicherstellung nämlich auch nicht gut bekommen!"
Hannes Kohlmayer, Petras Redakteur, war nun klar, dass seine Finte, sich als deren Lebensgefährte auszugeben nicht sonderlich erfolgreich war. Er musste diese Story, oder aber Petras Aufzeichnungen aufspüren. Die Leute die sich vor einiger Zeit bei ihm gemeldet hatten, hatten unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht zimperlich sein würden, wenn es ihm nicht gelänge, Petra von ihrem Vorhaben, über die Entsorgungsfirma zu schreiben, abzubringen. Er hätte die Wahl, gut für eine Verhinderung ihrer Reportage bezahlt zu werden, oder indirekt ihren Tod zu verschulden. Und wie es aussah, hatten sie Petra bereits getötet, oder zumindest so sehr verletzt, dass sie handlungsunfähig war. Der zweite Kontakt, war unmissverständlich gewesen. Wenn er nicht binnen achtundvierzig Stunden, die Aufzeichnungen ihrer Reportage finden und der Kontaktperson übergeben würde, wäre auch sein Ableben beschlossene Sache...