Schwester Monika kam in den Aufenthaltsraum, wo einige Neuaufnahmen bei einem Kaffee saßen und auf ein Bett warteten.
"Schwester! Ist das normal hier, dass man bis zum späten Nachmittag auf ein Bett wartet? Das ist ja eine Zumutung."
"Sie müssen sich noch ein Wenig gedulden, wir hatten heute schon zwei Notfälle, da kann es schon mal vorkommen, dass man etwas warten muss."
"Etwas warten? ETWAS WARTEN?! Wollen sie mich verscheißern? Das lass ich mir nicht mehr bieten! Ich werde mich beschweren! Wenn man keine Zusatzversicherung hat, kann man nur warten und warten und sich auch noch von so ner Pfleger-Tusse blöd belehren lassen! Ich bestehe darauf dass ich sofort ein Bett bekomme und behandelt werde! Sonst..."
"Sonst was?"
Wilfried stand mit funkelnden Augen in der Tür und hatte diese Frage laut und fordernd gestellt! Sein Blick zeigte unverholene Verachtung. Pfleger-Tusse! Und das zu Monika?
"Wenn sie hier und heute behandelt werden wollen, empfehle ich ihnen dringend, sich augenblicklich, ausgesucht höflich bei Schwester Monika zu entschuldigen!"
Der Patient schaute Doktor Keil verdutzt an.
"Ich sagte augenblicklich! Sind sie wegen ihrer Ohren hier oder wollen sie mich nicht verstehen?"
Monika tat einen Schritt zu Wilfried und legte ihre Hand auf seinen Arm.
"Laß ihn Wilfried, er versteht das nicht..."
"Dann muss er es lernen! Es kann nicht sein, dass sich eine hervorragende Pflegekraft, die sich den ganzen Tag in hingebungsvoller Weise um das Wohl der Patienten kümmert, sich dermaßen unangebracht anpöbeln lassen muss! Das hat nichts mit Klasseversicherung zu tun, sondern mit Klasse! Und die haben sie offenbar nicht! Was ist denn jetzt, Sprache verschlagen, oder was? Ich habe sie aufgefordert, sich zu entschuldigen! Schon vergessen?"
Wilfried war richtig sauer. Er nahm dem Unruhestifter schroff seine Papiere aus der Hand und sah hinein.
"Interessant! Zu Doktor Keil wollen sie. Nun, sie haben ihn vor sich! Haben sie noch mehr Unverschämtheiten auf Lager, dann sollten sie diese am besten gleich mir persönlich präsentieren."
"Aber... Ich meinte ja nur... Ich bin seit acht Uhr morgens hier... "
"Ach ja? Und glauben sie, wir haben erst vor fünf Minuten angefangen? Im Gegensatz zu ihnen, der sie ohnehin stationär aufgenommen sind, haben wir wirklich seit sechs Uhr dreißig Stress. Wir haben keine Zeit dazu, uns vor den Fernseher zu setzen, oder bei einem Kaffee die Tageszeitung zu studieren, während sie auf ein Bett warten! Das sind Fakten, die sie ins Auge fassen sollten, bevor sie Schwester Monika anpöbeln. Sie hat keinen Grund, sich von Leuten wie ihnen beleidigen zu lassen! Sie kriegen ihr Bett, sobald es verfügbar ist. Dem wäre auch so, wenn sie sich nicht danebenbenommen hätten. Und so wie sie auf ihr Bett bestehen, bestehe ich nun auf ihre Entschuldigung bei Schwester Monika!"
"Ja ich... äh... ich entschuldige mich... ich hab das nicht so geseh'n. Es, es tut mir leid Schwester..."
Monika aber sah mit großen Augen auf den Fernsehbildschirm der stumm vor sich hin lief.
"Wilfried! Das ist er! Das ist... der Mörder!"