Gegen Vier Uhr morgens entdeckten die Schwestern Maria und Lisa, bei einem gemeinsamen Rundgang, dass an der Tür zu Zimmer 219 das amtliche Siegel der Kriminalpolizei zerrissen worden war. Nachdem sie sich ein paar Minuten beraten hatten, beschlossen sie, den Arzt zu wecken um zu entscheiden, was zu tun sei.
Wilfried öffnete die Tür und machte Licht, ging jedoch nicht ins Zimmer hinein.
"Wir müssen die Entdeckung bei der Polizei melden. Teilen sie den Beamten aber mit, dass ihr Dienst um 07:00 Uhr endet und sie dann umgehend nach Hause gehn und nicht mehr zur Verfügung stehen."
Kaum fünf Minuten später kam Maria ganz aufgelöst zu Wilfried. Man würde erst am Morgen kommen und sie hätten gefälligst zu warten und ihre Aussage zu machen. Auf die Bemerkung, dass sie nach zwölf Stunden Dienst nicht warten, sondern heimfahren und ins Bett gehen würden, meinte der Beamte lapidar,
"Das werde ich ihnen sagen, ob sie warten oder nicht. Wenn sie nicht warten gibt es eine Anzeige wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen!"
und besaß die Frechheit, danach einfach aufzulegen.
"Das passt ja sehr gut!" meinte Wilfried, ich bin nämlich gerade in der richtigen Stimmung jemanden so richtig in den Arsch zu treten. Rufen sie nochmal an und geben sie mir den Hörer."
Der Beamte sah wohl an der Nummer, von wo der Anruf kam.
"Sie schon wieder! Was an "Sie haben gefälligst auf die Streife zu warten!" haben sie denn nicht verstanden? Sie wollen wohl wirklich Probleme kriegen!"
Guten Abend! Hier spricht Doktor Wilfried Keil von den Landeskrankenanstalten. Nennen Sie mir ihre Dienstnummer und ihren Rang und beantworten sie mir die Frage, warum sie glauben, mir ungestraft drohen zu können."
"Wie... Aber... Ich... "
"So lautet ihre Dienstnummer? Wer ist ihr direkter Vorgesetzter?"
"Aber..."
"In diesem Krankenhaus ist gestern ein Mord verübt und mein Kollege verletzt worden. Und nun wurde das polizeiliche Siegel zerstört und ihr wollt euch erst ausschlafen oder was?!! Möglicherweise befindet sich der Täter noch im Gebäude! Ich werde nun Herrn Weninger von der Kripo persönlich wecken, da sie ja nicht in der Lage sind eine Streife zu schicken. Vielleicht schaffen sie es bis dahin, mir ihre Dienstnummer durchzugeben, damit ich ihm sagen kann, wen er in den Arsch treten soll, wenn sie aufgestanden sind!"
"In zehn Minuten sind wir vor Ort Herr Doktor! Maximum zehn Minuten!"
"Und mit wem hab ich gesprochen..?
Petra schlug die Augen auf. Sie lag inzwischen auf der anderen Seite mit dem Rücken an Helmuts Brust. Sie hatten sich, ohne es zu merken in ein Löffelchen gedreht. Es war sehr angenehm, doch sie verspürte Harndrang und befreite sich sehr vorsichtig aus der Umarmung. Helmut grunzte im Schlaf ein paar unverständliche Worte, wachte aber nicht auf. Erst als Petra die Spülung betätigte, merkte er, dass sie verschwunden war. Es war auch im Raum nicht mehr ganz dunkel, so dass man schon gehen konnte, ohne das Licht anzumachen. Er setzte sich auf. Petra kam zurück. Sie war nackt und die Silhouette ihres makellosen Körpers zeichnete sich gegen die Wand im Halbdunkel deutlich ab.
"Gefällt dir was du siehst?"
"Oh ja!"
"Gehört alles dir! Ganz allein!"
Sie ging ans Bett und legte sich wieder zu ihm.
"Helmut, es... es tut mir Leid, wegen vorhin."
"Das braucht es nicht, mein Schatz. Es ist normal, dass nach derart traumatischen Erlebnissen, wie du sie kürzlich hattest irgendwann ein Punkt erreicht ist, wo die Nerven streiken. Der Donnerschlag war nur der Auslöser. Aber du hast so viele Gemeinheiten schon in der Jugend erlebt und konntest sie nie wirklich verarbeiten, immer nur verdrängen, dazu die jüngsten Ereignisse... Ich glaube, wenn das hier alles vorbei ist, wirst du um Professionelle Hilfe nicht umhin kommen, aber zusammen mit meiner Unterstützung wird dich das stärken und du kannst sehr glücklich werden. Wir können sehr glücklich werden. Zusammen."
Petra drehte sich erneut in ein Löffelchen und suchte seine Hand. Sie führte sie zum Mund und küsste seine Finger.
"Ich tu' alles was du willst, wenn du nur bei mir bleibst!"