Noch vor halb fünf kamen zwei Polizisten auf die Station und entschieden, daß neuerlich die SPUSI einzuschalten sei. Ein Beamter würde zur Bewachung bleiben, bis sie anrücke. Ein Streifenwagen fuhr in die Parkgarage um nach Verdächtigem Ausschau zu halten, wobei niemandem klar war, was damit gemeint war. Dass nach Einfahren des Streifenwagens ein silberfarbener Jaguar mit CC-Kennzeichnung sofort ausfuhr, fand beispielsweise niemand verdächtig. Die "schlafende" Person im roten Opel Astra wollte man sich aber schon näher ansehen. Um fünf Uhr war dann im Parkhaus richtig was los. Jetzt wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt. Kripo, Spurensicherung, Gerichtsmediziner, alles was Rang und Namen hat. Die beiden Schwestern auf der Station schmachteten Wilfried an, der nach der telefonischen Abfuhr für sie in die Bresche gesprungen war. Wilfried hoffte, dass er nach Dienstschluss mit seinem Jeep aus der Garage rauskommen würde und auf einem Parkplatz der blauen Zone vor der Ausfahrt wartete der Marokkaner auf Ihn und Monika, um sich von ihnen zu Petra führen zu lassen...
Monika war sehr spät eingeschlafen. Tausend Gedanken, waren durch ihren Kopf gezogen, heute Nacht, in Erwartung heute mit Wilfried zu Helmut und Petra zu fahren. Als ihr Handy um 5:30 Uhr brummte, hatte sie wohl kaum zwei Stunden Schlaf erhascht.
"Jahh?"
"Guten Morgen, Monika! Es tut mir leid, dass ich dich jetzt schon wecke, aber bei uns ist der Teufel los, und ich weiß nicht, ob ich mit dem Auto raus kann. Es gab einen Mord in der Parkgarage und..."
"Waas?"
"Ganz ruhig, Moni! Ich erzähl dir alles, aber später. Hör mir bitte erst mal zu! Ich frage mich ob du, wenn du immer noch mitkommen willst, nicht besser zu Hause oder irgendwo auf mich wartest. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot hier und checkt das ganze Personal beim Gehen und Kommen und ich weiß nicht, wann ich genau wegkomme."
"Warum sagst du nicht einfach, dass du nicht abgeholt werden willst von einer Schwester. Ich kann auch draußen warten oder bei deinem Auto, wenn du mit mir nicht gesehen werden willst! Roter Jeep, oder?"
"Monika! WAS SOLL DAS!"
"Ob ich immer noch mitkommen will?! Was glaubst du denn?"
"Du solltest mich besser kennen, Monika! Ich hab dir gestern gesagt, dass es nicht ungefährlich ist, zu den beiden zu fahren und heute haben wir eine Leiche in der Parkgarage. Das Polizeisiegel von 219 wurde in der Nacht zerstört. Der Tote scheint der Chefredakteur von Petra zu sein und der Mörder schleicht aller Wahrscheinlichkeit noch hier irgendwo herum! Soll ich dich erst um Erlaubnis bitten, mich um dich sorgen zu dürfen? Dann tu' ich das hiermit! Und damit du es weißt, Ich habe keine Angst davor, mit dir geseh'n zu werden! Im Gegenteil! Mit dir braucht man sich nicht zu schämen! Ich jedenfalls nicht! Also bis dann!...klick"
Monika blieb die Luft weg.
"Du dumme Pute... was hast du getan...?"
fragte sie sich halblaut. Sie hatte sich in ihrem Stolz gekränkt gefühlt und dabei Wilfried offenbar in höchstem Maße verletzt!
Ihr war zum Weinen! Es fühlte sich an, als hätte sie einen Stein auf dem Magen liegen! Wie konnte sie nur so dumm sein? Sie hatte wirklich keinen Grund gehabt, anzunehmen, dass Wilfried sie nicht ehrlich schätzte oder sich gar mit ihr schämen würde. Im gegenteil! Er hatte ihr doch gestern mehrmals gezeigt, wie sehr er hinter ihr stand!
Sie wählte ihn an. Es läutete mehrmals, dann kam die Mailbox! Keine zwei Minuten später versuchte sie es nochmals. Mailbox! Am liebsten hätte sie losgeheult, denn langsam wurde ihr klar, warum sie so dumm reagiert hatte, auf seinen eigentlich gut gemeinten Anruf. Es war ihr immens wichtig, was er von ihr hielt. Sie war nicht nur dabei, sich zu verlieben, es war scheinbar schon lang passiert! Deshalb hatte sie so sauer reagiert, weil sie geglaubt hatte, sie entspreche nicht seiner gesellschaftlichen Stellung als Arzt und er würde sich deshalb von ihr distanzieren... Noch ein Versuch! Endlich klickte es.
"Wilfried... es tut mir leid! Ehrlich! Ich... ich...
"Moni, ich kann jetzt nicht reden! Kommst du oder soll ich dich abholen? Schnell!"
"Ich komme!"
"Gut! Aber pass auf dich auf!"
"Wilfried! Ich..."
Aber der hatte schon aufgelegt, denn so einen turbulenten Morgen, hatte er lange nicht mehr erlebt. Fehlte nur noch, dass in der letzten halben Stunde noch ein Notfall hereinkäme...