Alle Anwesenden außer Wilfried standen mit offenem Mund da. Niemand hatte sich vorstellen können, dass der sympatische Doktor Keil zu so einer Abfuhr fähig ist. Und das Frau Doktor Vivian Zelder gegenüber, die von allen anderen Ärzten hofiert wurde wie eine Prinzessin. Es war für das Pflegepersonal, insbesondere für die Diplomkrankenschwestern, ein ganz großes Geschenk; eines , das Ostern und Weihnachten und womöglich noch zwei Geburtstage dazu, lässig abzudecken im Stande war! Er hatte sich auf ihre Seite gestellt und zwar unmissverständlich. Und er hatte dieser überheblichen Person gezeigt, wo der Hammer hängt, aber so richtig. Vivian rang nach Luft.
"Wilfried!" rief sie ihm nach!
"Tut mir leid Frau Kollegin, ich bin nicht mehr im Dienst!" antwortete dieser ohne sich nach ihr umzudrehen, "Schönen Tag noch!"
Mit einer lässigen Handbewegung ließ er Monika galant den Vortritt aus dem Stationszimmer und ging erhobenen Hauptes an ihrer Seite Richtung Treppe. Monika sah ihn bewundernd von der Seite her an und hatte Mühe ein Tränchen zu unterdrücken.
"Doktor Wilfried Keil, ich könnte dich küssen für das, was du gerade getan hast! Aber jetzt fühle ich mich noch kleiner als ganz klein und schäme mich noch mehr als heute morgen... Kannst du mir verzeihen, bitte? Es war furchtbar dumm von mir, nicht an dich zu glauben... Das weiß ich!"
"Das brauchst du nicht, Moni! Du hast dich heute morgen schon entschuldigt." antwortete er wie beiläufig. Er musste sich zusammenreißen, seinen Triumph nicht zu zeigen. Monika hatte nun wohl begriffen, dass er ehrlich zu ihr stand und ihr Misstrauen nicht verdient hatte.
"Eigentlich ist diese überhebliche dumme Pute schuld daran. Ich weiß nicht was die von mir will. Zu meinem Clan gehören vermutlich! Dafür würde die mich glatt heiraten, um eine Keil zu sein! Die oberen Zehntausend! Dazu wollte ich nie gehören und ich werde es auch nie wirklich! Dafür werde ich einmal mit einer Frau zusammen sein, die ich liebe, und nicht mit einem eiskalten Roboter, der dem Moloch "Geld und Ruhm" huldigt..."
Monika überlegte, wie er das gemeint hatte... Zu gerne hätte sie gewusst, ob sie in dieser, seiner Überlegung eine Rolle spielte...
Sie kamen zu seinem Auto, einem hochgestellten alten Jeep Wrangler, der sich allerdings in einem ausgesucht guten Zustand befand. Wilfried öffnete Moni die Beifahrertür und stieg dann selbst ein. Er startete und ein sattes Blubbern war zu hören.
"Also dann: Auf nach Mondsee!"
Er legte den Gang ein und fuhr Richtung Ausfahrt. Dort wurden sie angehalten, aber da stand plötzlich Rudi Weninger da und gab Anweisung, sie durch zu lassen. Er stellte den beiden noch Sepp Weber vor und wünschte ihnen Glück. Sie sollten Helmut und Petra mit ihren Sachen versorgen und sich dann bei Rudi melden. Sie winkten kurz und fuhren ab.
Ruhul Hakim war nicht der Typ dazu, ungeduldig zu sein. Er hatte in seinem Leben schon viel Zeit damit zugebracht, Leute zu beschatten oder Zielpersonen abzupassen. Langsam aber fragte er sich, ob die beiden etwa auf der anderen Seite auf dem Müllnerhügel einen Obus genommen hatten. Da kam ein roter Jeep an ihm vorbei. Er startete den Jaguar, wartete etwa drei, vier Fahrzeuge ab und fuhr los, um ihnen in moderatem Abstand zu folgen.
Rudi stand an der Ausfahrt des Parkhauses und stieß Sepp mit dem Ellenbogen an.
"Silberner Jaguar. CC - corps consulaire! Ich glaube, dein Geburtstagsgeschenk fährt da gerade unserer hübschen Schwester Monika nach."
"Scheiße! Ins Auto! Schnell!"
Sie liefen zurück ins Parkhaus und kamen gleich darauf mit Quietschenden Reifen zum Schranken. Sie hatten Glück, denn erst, als sie endlich auf die Straße kamen, wurde es etwa hundert Meter vor ihnen grün und die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung...