"Weißt du was seltsam ist, Wilfried?"
"Du wirst es mir gleich sagen, oder?"
"Ich möchte nicht unken, aber ich sehe oft wochenlang keinen Jaguar. Sind ja auch nicht gerade spottbillig, die Dinger. Dann seh ich manchmal gleich ein paar, kurz hintereinander. Das mag ja normal sein. Aber dass uns heute seit Verlassen des Krankenhauses ein Jaguar hinterher gefahren ist, hat mich ein Wenig beunruhigt. Bis wir zu Helmuts Wohnung kamen, da fuhr er hinter uns vorbei. Aber jetzt ist wieder ein silberner Jaguar vier Autos hinter uns und der sieht genauso aus, wie der von vorhin. Und das find ich seltsam, wenn nicht beängstigend."
"Du bist ein schlaues Mädchen! Ich hab ihn auch schon bemerkt, aber ich wollte dich nicht beunruhigen."
"Hach, Wilfried! Du tust, als ob ich ein kleines Kind wär! Du brauchst mich nicht in Watte zu packen. Ich seh' vielleicht nicht so aus, aber ich bin ein vollwertiger Partner!"
"Du siehst verdammt gut aus, Monika und ich nehme dich ernst. Wirklich! Ich war mir eben auch nicht sicher, aber nachdem er jetzt wieder da ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er uns folgt wesentlich größer als vorhin."
Monika merkte wie sich ihr Puls ein Wenig erhöhte. Ihr war nicht mehr ganz wohl bei der Sache.
"Und was machen wir jetzt? Kannst du ihn abschütteln?"
"Noch nicht!"
"Aber... Aber was dann?"
"Ich hab dir doch gesagt, ich will dich nicht beunruhigen. Sieh mal Moni: Wenn der Mann im Jaguar tatsächlich hinter uns her ist, dann dient das vermutlich dem Zweck, sich von uns zu Petra führen zu lassen."
"Ja! Und? Das heißt was?"
"Das heißt, das wir zur Zeit nicht unmittelbar in Gefahr sind. Solange der Verfolger sich unentdeckt glaubt, wird er in moderatem Abstand hinter uns herfahren, in der Erwartung, von uns direkt zu seinem Ziel gelotst zu werden. Er wird uns also nichts tun. Wenn ich aber jetzt versuche, ihn abzuschütteln, werd ich ihn trotz hoher Motorleistung nicht lange auf Distanz halten können. Selbst wenn ich freie Bahn hätte, mit diesem Wagen holt er meinen Jeep jederzeit ein!"
"Haha... sehr beruhigend! Sag mir bitte, dass du einen Plan hast!"
"Hab ich!"
"Mensch! Dann sag endlich!"
"Ich werd ihn auf der Autobahn abschütteln."
"Aber du hast doch gerade gesagt... Wilfried, bitte sag mir, es gibt noch einen Plan B!" Monika sah ihn flehend an, doch er lächelte nur...
"Also nein?"
"Korrekt!"
"Was willst du mir damit sagen?"
"Reg dich nicht auf, Moni! Vertrau mir! Plan A geht auf. Aber nicht hier. Wir fahren jetzt mal auf der Autobahn bis Thalgau. Entspann dich Moni. Lehn dich zurück, es wird alles gut. Ich hab dir doch gesagt, dass es nicht ungefährlich ist, oder? Jetzt musst du da durch."
"Na und? Glaubst du etwa, ich hab Angst?"
"Ja, glaub ich."
"Hab ich auch!" vermeldete sie kleinlaut.
Sepp holte Rudi ab.
"Scheiß-Wohnstraße! Man kann alles übertreiben, weißt du? Ich kann nicht alle Wegerl von Salzburg im Kopf haben, geschweige denn die Baustellen oder Flußrichtungsänderungen. "
"Sie sind über Schallmoos raus Sepp. Wir müssen sie finden. Der Marokkaner ist zu allem fähig, weißt eh!"
"Die haben wir gleich! Wenn ich im Luft-Achziger das Blaulicht raufsetz und mal g'scheit aufdreh hammas sicher bald eingeholt, Rudi. Und der Marokkaner ist nicht blöd. Der hält sich im Hintergrund, bis er annehmen muss, dass er entdeckt wurde."
Der rote Jeep war gerade in Salzburg Nord aufgefahren. Der Jaguar fuhr als drittes Auto hinter ihnen her.
"Glaubst du, dass er es ist in dem Jaguar? Der Marrokaner?"
"Wer sollte es sonst sein, Moni? Er darf auf keinen Fall merken, dass wir es wissen. Wir fahren jetzt ganz normal weiter, so als ob er gar nicht hier wär. Er wird uns in Ruhe lassen, er hat keinen Grund, sich auffällig zu verhalten. Und: Er weiß nicht, dass ich in Thalgau runter muss, wegen Petras Sachen. Und genau da, lass ich ihn auflaufen! Da schütteln wir ihn ab..."