Monika sah Wilfried bewundernd an. Sein schelmisches Grinsen hatte etwas von einem Lausbuben, dem gerade ein Streich besonders gut gelungen war. Er lenkte den Wagen Richtung Thalgau. Er wusste, wenn er den Ort passiert hatte, waren es nur mehr drei oder vier Kilometer zu dem Hotel aus dem man Petra zwei Nächte zuvor geholt hatte.
"Ich weiß nicht, wie stark sein Auto beschädigt wurde, Moni, deshalb müssen wir damit rechnen, dass er uns weiterhin auf den Fersen ist."
"Ich weiß! Ich behalt die Straße hinter uns im Auge. Konzentrier du dich nur aufs Fahren Wilfried. Ich hab ein gutes Gefühl. Wir schaffen das schon!"
Während die beiden gerade das Ortsende von Thalgau erreichten, hatten sich Sepp und Rudi darauf geeinigt, an einer Erhaltungsausfahrt des Autobahnbetreibers etwa zwei Kilometer vor Mondsee abzufahren und an der nahen Bundesstraße zu warten, bis die beiden vorbeikommen würden.
Die beiden beschädigten Fahrzeuge befanden sich nun auf dem Standstreifen. Ruhuls Vordermann stieg aus und besah sich den Schaden. Der Marokkaner stieg nun ebenfalls aus.
"Hoffentlich ist das kein Totalschaden! Ich nehme an, ihnen ist klar dass es allein ihr Verschulden ist!"
"Steig in dein Auto!"
"Wie bitte?" Was glauben sie eigentlich? Sie sind mir hinten reingefahren!"
Der Marokkaner zog seine großkalibrige Waffe, die mit ihrem Schalldämpfer noch bedrohlicher wirkte und richtete sie vor aller Augen auf seinen Vordermann.
"Setz dich in dein Auto!"
"Ja doch, Ich mach ja schon!" Er hatte abwehrend die Hände gehoben und ging sofort zurück zu seiner Fahrertür. Ruhul überlegte kurz, ob er abdrücken sollte, besann sich aber dann eines Besseren und stieg ebenfalls in seinen Jaguar. Der war zwar anständig verbeult, aber durchaus noch fahrbereit. Ruhul fuhr ihn brutal mit quietschenden Rädern auf dem Standstreifen die knapp zweihundert Meter zurück zur Abfahrt. Bevor er wieder vorwärts auffahren konnte, kam er mit dem Fahrzeugheck auf die Fahrbahn, was eine weitere kleine Karambolage von vier Fahrzeugen zur Folge hatte. Den Marokkaner berührte das nicht. Er verschwand auf die Hauptstraße nach Hof bei Salzburg und verließ sie kurz darauf in Richtung Thalgau, denn er ging davon aus, dass Keil normalerweise auf der Autobahn geblieben wäre, was der nun eingeschlagenen Richtung über Thalgau nach Mondsee entsprach. Er beschleunigte den starken Wagen und fuhr mit deutlich überhöhtem Tempo durch das Gewerbegebiet von Thalgau, um das Pärchen im Jeep einzuhholen. Ein junger Polizist, erfasste ihn mit der Radarpistole bei einer Geschwindigkeit von 112 Km/h im Ortsgebiet bei Unterdorf kurz vor Thalgau. Beim Versuch, den Wagen anzuhalten, wurde er von diesem berührt und blieb mit Verletzungen unbestimmten Grades auf der Straße liegen. Sein Kollege zerrte ihn von der Fahrbahn und verständigte den Notarzt, während ein weiterer die Verfolgung mit einem Motorrad aufnahm. Er hatte den Flüchtigen am Ortsausgang von Thalgau eingeholt und wollte gerade zum überholen ansetzen, da bremste dieser scharf ab und brachte den Beamten dadurch zum Auffahren und in weiterer Folge zu Sturz.
Ein paar Kilometer weiter vorne, bog Wilfried mit Monika gerade zum Wellnesshotel ab. Da sich die meisten Parkplätze dahinter befinden, war ihr Jeep nicht von der Straße auszumachen, während sie wegen Petras Gepäck zur Rezeption eilten.
Aus diesem Grund fuhr der Marokkaner schnurstracks an ihnen vorbei und kam noch vor ihnen an die Stelle, wo Sepp und Rudi auf Wilfried und Moni warteten...