In gewissen Kreisen war man mittlerweile nervös geworden. Der Marokkaner hatte entgegen seiner sonstigen zuverlässig diskreten Vorgangsweise viel Staub aufgewirbelt und es ging das Gerücht, er sei tot. Nun bis in die Botschaft konnte schon durch die diplomatische Immunität nicht ermittelt werden, bzw. war es möglich, den hiesigen Behörden die Kooperation und den Zutritt zu verweigern, aber es warf natürlich kein gutes Bild auf die Diplomaten und schließlich gab es ja auch inländische Mittelsmänner, die auf keinen Fall enttarnt werden durften. Wenn die von Hager für ihre Recherche gesammelten Beweise an die richtige Stelle gerieten, würde auch ein einzelner geschmierter Staatsanwalt nicht mehr helfen. Dieses neugierige, schier untötbare, kleine Luder hatte die Organisation sehr in Bedrängnis gebracht. Würden ihre Unterlagen zu Interpol gelangen, wäre es vorbei mit dem lukrativen Medikamentenschwindel... und nicht nur damit! Hochrangige Beamte und Politiker würden Ziel peinlicher Ermittlungen und Befragungen werden und einige Karrieren würden den Bach runtergehen! Die gute Petra hatte die Büchse der Pandora geöffnet...
"Mir passt das gar nicht, dass die beiden völlig schutzlos in ihrem Versteck abgestiegen sind. Der Marokkaner war mit Sicherheit nicht der Einzige, der auf diese Petra angesetzt wurde! Hoffentlich sind sie wohlauf!"
"Malen sie den Teufel nicht an die Wand, Herr Weber. Wir sind noch von unserer eigenen Odyssee geschockt!"
entgegnete Monika, die mittlerweile von der Attersee Bundesstraße nach Loibichl abgebogen war.
"So jetzt im Ort musst du nach der Schule halblinks abbiegen und den Berg rauf, das weiß ich noch genau. Als ich das letzte mal hier war, bin ich von der Oberwangerseite gekommen und hab die Auffahrt auf den Berg versäumt und Helmut hat mich dann per Handy hier rauf gelotst. Jetzt sind es vielleicht noch drei Kilometer.
Rudi saß in Webers Auto und fuhr in sicherem Abstand hinterher. Hier am Tatort konnte er ohnehin kaum noch was tun und die Tatsache, dass Weber nun ohne ihn mit den beiden zu Burger unterwegs war, unterstrich die Zweifel, die ihm heute gekommen waren. Weber war zum perfekten Zeitpunkt auf perfekte Weise in den Fall eingestiegen und war dann auch noch auf Rudis Seite gewesen., Obwohl ausgemacht war, dass die beiden nicht zu Helmut fahren würden, hätte er Keils Jeep mit einem GPS-Tracker versehen. Auch wenn er erst so getan hatte, als sei es für ihn nicht so wichtig, wo die beiden sich aufhielten, hatte er doch durch den Tracker dafür gesorgt, ihren Aufenthaltsort ohne sein Wissen in Erfahrung zu bringen. Wozu? Er hatte nicht wissen können, dass dem Marokkaner Keils geplanter Ausflug bekannt war. Es sei denn, er selbst hätte ihn beauftragt. Hatte Ruhul in seinem Todeskampf Weber deshalb so stur fixiert, nur Weber angestiert? Oder aber, hatte sich Rudi Weninger da einfach in ein Hirngespinst verrannt...?