"Frau Hager so beruhigen Sie sich doch, bitte! Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle!"
Weber zog seine Dienstmarke, was Petra veranlasste, heftig zusammen zu zucken. Helmut stellte sich hinter sie und hielt sie beruhigend am Oberarm und an der Taille fest. Er sah sich über ihre Schulter hinweg die Marke an. Sie schien auf jeden Fall echt zu sein.
"Er war dort!" rief Petra. "Auf du und du mit dem Marokkaner. Jetzt erinnere ich mich, wo ich diesem Schwein begegnet bin! In der Medical Waste Bude. Und in einem weißen Kittel haben sie dort in einem Labor gestanden! Erklären sie mir das!"
"Das mache ich gerne, aber beruhigen sie sich doch bitte! Es ist ganz und gar nicht so, wie es aussieht Frau Hager. Wir beide ziehen am selben Strick. Ich bin Oberstleutnant Josef Weber von der inneren Sicherheit, wie man sagt. Genaugenommen, bin ich dem Kuratorium zur Korruptionspräventation und Korruptionsbekämpfung als Kripobeamter unterstellt, was mir die Möglichkeit gibt, auch ohne richterlichen Beschluss undercover zu ermitteln, oder aber auch, falls erforderlich gegen den Staatsanwalt selbst zu ermitteln. Ich bin nicht weisungsgebunden! Verstehen Sie? Ich kann oder darf auch gegen Größen ermitteln, die sich normalerweise leicht der Verfolgung entschlagen können! In diesem Sumpf, in den Sie bei Ihrer Recherche geraten sind, bewegen sich Staatsmänner, Botschafter, Ministeranwärter. Alles Leute, die für einen "normalen" Kripobeamten gar nicht fassbar, weil quasi untouchable sind! Natürlich kann auch ich mich nicht über die diplomatische Immunität hinwegsetzen, aber ich kann das Umfeld solcher Leute unterwandern, es auskundschaften. Und diese meine Aufgabe verlangt es, mich selbst das eine oder andere Mal unter dieses Gaunervolk zu mischen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie meine Anwesenheit in einer solchen Situation wahrgenommen haben, weil ich genau diese Medikamentenfälscherbande schon einige Zeit im Visier habe. Aber für sie, Petra, geht von mir selbst keinerlei Gefahr aus. Im Gegenteil! Ich bemühe mich schon den ganzen Morgen, sie und ihre Freunde zu schützen. Vor einem unglaublich mächtigen Gegner zu schützen!"
Helmut spürte, dass Petra Webers Worte nach wie vor in Zweifel zog. Dennoch deeskalierte er die Situation indem er Weber bat, sich zu setzen.
"Ich schlage vor, sie setzen sich mal und frühstücken mit uns. Allzu viel kann ich leider nicht anbieten aber es gibt unserem Gespräch vielleicht einen freundlicheren Rahmen. Setz du dich bitte auch wieder, Liebling. Es spricht nichts dagegen, vorerst mal Herrn Webers Ausführungen zu folgen."
"Ich danke Ihnen, Herr Doktor. Frau Hager, Sie können mir vertrauen. Es war Rudi Weninger, der mich über Ihre Flucht ins Vertrauen gesetzt hat. Er hat leider noch die Geschehnisse des heutigen Morgens zu dokumentieren. Er war auch dabei, als ich diesen Marokkaner ausschalten musste, was für diese Leute einen großen Verlust darstellt. Er war der Imageputzer dieser Mafia, der durch Mord und Folter unter allen Umständen Widersacher zum Schweigen brachte. Meist völlig unspektakulär und unauffällig. Sie zum Beispiel. Ihr Tod sollte ein Rätsel bleiben. Sie, genau sie waren sein erster großer Misserfolg...