Selbst in einer Stadt wie Braavos gab es eine Zeit, in der fast vollständige Ruhe herrschte. Diese befand sich etwa eine Stunde vor dem Morgengrauen, in der die letzten Bewohner dabei waren, sich zur Ruhe zu begeben und die ersten sich gerade wieder zur Arbeit aufmachten. Im wohlhabenderen Teil von Braavos war dies besonders gut bemerkbar, denn hier waren um diese Tageszeit lediglich Bedienstete unterwegs.
Ein Stallbursche war gerade dabei, sich um eine trächtige Stute zu kümmern, die ihr Fohlen bekam, während sich ein zweiter hinter der Scheune mit einem Dienstmädchen vergnügte. Niemand achtete auf den dritten Stallburschen, der am Hinterausgang des Anwesens stand.
Hätte sich jemand die Mühe gemacht, etwas genauer hinzusehen, wäre ihm vielleicht nicht entgangen, dass es gar keiner ihrer Leute war, sondern ein Unbekannter. Und selbst dann hätten wohl die wenigsten Verdacht geschöpft, was kümmerte sie eine Person mehr oder weniger?
Während also alle ihren nächtlichen Beschäftigungen nachgingen, öffnete sich die Tür und ein Bote trat heraus. Auch er kümmerte sich reichlich wenig um seine Umgebung. Mit einem kurzen Blick nach rechts hätte er aber seinem Tod ins Auge geblickt. Dieser folgte ihm nun wie ein Schatten durch die Pforten des Anwesens hinaus. Alles was innerhalb dieser Gemäuer lag, wäre zu auffällig gewesen. Also wartete er, bis sein Opfer die Insel verlassen hatte und an einem der tieferen Kanäle vorüberging, ehe er zu ihm aufschloss.
Der Mann hatte ihn kein einziges Mal gehört und als er einen bestimmten Punkt an seinem Rücken berührte, war es zu spät für eine Reaktion.
Der Bote fiel kopfüber in den Kanal und trieb langsam dahin. Er spürte gar nicht erst, wie sich seine Lungen mit Wasser füllten und jeder, der den Toten untersuchen würde – obschon das eher unwahrscheinlich war – würde nur Wasser in seinen Lungen vorfinden. Kein Gift, keine Kampfspuren, kein gebrochenes Genick. Einfach nur Wasser. Jeder würde glauben, er wäre betrunken in einen Kanal gefallen und jeder, der etwas anderes glaubte, würde seine Gedanken für sich behalten.
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Als er ins Haus von Schwarz und Weiss zurückkehrte, machte sich der Morgen gerade erst bemerkbar. Nur wenige Leute waren hier und von diesen Wenigen war die Hälfte bereits tot.
Es war ein langer Tag gewesen und er war drauf und dran, sich in seine Zelle zurückzuziehen, als er Arya erblickte.
Seit dem Tag ihrer Erblindung hatte er der anderen Priesterin aufgetragen, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte. Zum einen, weil er ihr dies trotz ihres Kinderkörpers zutraute, zum anderen, weil es einige Aufträge gegeben hatte, die keinen Aufschub duldeten. Obwohl keiner davon anstrengend zu nennen war.
Als er sie also nun sah, fielen ihm vor allem die zahlreichen Platzwunden auf, die ihr Gesicht überzogen. Und die Augenringe. Mitleid wollte sich jedoch keines einstellen, die Ausbildung war für alle hart, für Leute, die die Regeln so offensichtlich missachteten, noch etwas härter. Für kurze Zeit hatte er es sogar bereut, ihr die Münze gegeben zu haben. Er hatte damals seine Schuld beglichen. Doch er war nach wie vor der Überzeugung, dass sie, sollte sie es jemals schaffen ihre Identität und somit auch ihre Rachepläne aufzugeben, eine gute Dienerin für Ihn mit den vielen Gesichtern werden konnte.
Wie jeden Morgen entzündete sie die erloschenen Kerzen und verliess dann den Tempel, um ihren Pflichten nachzugehen. Nun trug sie den Namen Beth und das würde wohl auch noch eine Weile so bleiben.
Kaum hatte sich das Tor hinter ihr geschlossen, öffnete es sich bereits wieder und ein alter Mann trat ein. Er wirkte, als wäre der Tod ohnehin nicht mehr allzu weit entfernt. Allerdings gab es durchaus ältere Menschen, die ihre letzten Monate nicht in Schmerz verbringen, sondern selbst entscheiden wollten, wann es Zeit war zu gehen. Er blickte sich recht unsicher um und der gesichtslose Mann trat auf ihn zu. „Wird es schnell gehen?“ Dies war keine untypische Frage. Die Leute, die hier herkamen mochten mit dem Leben abgeschlossen haben, der Übergang vom Leben zum Tod machte dennoch den meisten Angst.
„Das hängt immer davon ab, wie sehr sich jemand noch an das Leben klammert. Aber es wird nicht wehtun.“ Damit schien der Mann zufrieden, er trank den Becher in einem Zug leer und ging an den Statuen der verschiedenen Gottheiten vorbei, ehe er vor derjenigen des verhüllten Wanderers stehen blieb. Er war der Patronus der Armen und dem Mann war ein Leben voller harter Arbeit anzusehen. Seine Hände waren schwielig und voller Hornhaut, die Finger krumm, als wären sie mehrmals gebrochen worden. Das Gesicht wies viele kleinere Narben auf, die Kleidung hingegen war sauber und geordnet.
Nach kurzer Zeit wandte er den Blick ab und hoffte, dass der Mann nicht lange zu warten brauchte. Dabei streifte sein Blick die Priesterin, die wohl gerade erst aufgestanden war. Auch sie hatte heute einen Auftrag zu erledigen. Zuerst wollte er aber über die Sache mit Arya sprechen. Denn sollte sie die Ausbildung nicht durchstehen, würde er sie wegschicken, bevor sie weiteren Ärger verursachen konnte und ihnen oder sich selber weiter schadete. Ausserdem sollte der Schmerz gezielt eingesetzt werden, sonst verfehlte er seine Wirkung. Es war immer eine schmale Gratwanderung.
„Wie verlief die letzte Nacht?“
„Wie die meisten davor auch. Beim Ausweichen ist sie immer noch zu langsam, ansonsten sind ihre Reaktionen schon ziemlich schnell.“ Sie wirkte so, als wollte sie noch etwas anderes sagen, schien ihre Worte aber genau abwägen zu wollen.
„Ist sonst noch irgendetwas vorgefallen?“ Die Priesterin liess sich Zeit mit der Antwort.
„Es ist schwer zu erklären. Vor ein paar Tagen war ihr Schlaf unruhig und ich habe drei Anläufe gebraucht, um sie aufzuwecken, aber es schien kein Alptraum gewesen zu sein. Als ich sie darauf angesprochen habe, hat sie gesagt, sie wisse nicht mehr was sie geträumt habe. Eine Lüge. Aber ich habe nichts anderes aus ihr herausbekommen.“ Er nickte und liess sich das Gehörte durch den Kopf gehen.
An diesem Abend war er derjenige, der Aryas Kammer betrat, um zu sehen, wie gut ihre Reaktion wirklich war.
Normalerweise wachte sie dabei sofort auf. Denn trotz allem was sie gesehen hatte, schien sie zwar selten Alpträume zu haben, doch ihr Schlaf war nicht sonderlich tief. Als er nun den kleinen Raum betrat, reagierte sie nicht im Geringsten. Selbst als er sich neben sie stellte, wachte sie nicht auf. Obwohl ihr Schlaf tatsächlich unruhig war. Sie wirkte nicht verängstigt, eher angestrengt.
Entgegen seines ursprünglichen Plans liess er sie dieses eine Mal durchschlafen, diesen Träumen würde er jedoch auf den Grund gehen.
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Den nächsten Tag verbrachte er wie die meisten zuvor. Er verhalf den Menschen, die hier Hilfe suchten, zu einem schnellen Ende und versuchte ihre Ängste so gut es ging zu besänftigen.
Eigentlich gab es hier drei Priester, doch der älteste von ihnen war schon seit über einem Jahr für einen Auftrag unterwegs und so oblag es ihm und der Priesterin die Ordnung zu wahren.
Es gab noch viele andere Diener des vielgesichtigen Gottes und er selbst mochte es eigentlich lieber, wenn er unterwegs war. Allerdings spielte das, was er wollte hier nicht die geringste Rolle, er diente dort wo es nötig war. Ausserdem galt die unausgesprochene Regel, dass jeder der einen neuen Novizen hierher brachte, auch dessen Ausbildung übernehmen musste.
Während er also seinen Pflichten nachkam und einer Frau den Becher mit dem erlösenden Gift reichte, öffnete sich das Tor ein weiteres Mal und Arya kam zurück. An diesem Tag war sie in einem anderen Stadtteil von Braavos unterwegs gewesen, in der Hoffnung, etwas Interessanteres herauszufinden. Es hatte sich herausgestellt, dass sie ziemlich gut darin war, nach Informationen zu lauschen.
„Ich habe heute ein Gespräch zwischen zwei Schmugglern mit angehört.“ Es war das erste Mal seit ihrer Bestrafung, dass sie direkt miteinander sprachen und sie schien kein Wort daran verschwenden zu wollen, ebenso wenig wie er. Sie wusste, warum sie bestraft worden war und dass sie sich keine Fehler mehr leisten durfte.
„Und woher weiss ein Mädchen, dass es Schmuggler und nicht Händler sind?“ Sehr wahrscheinlich war es tatsächlich ein Schmuggler, davon gab es etwa so viele wie Diebe, aber für so eine Unterstellung musste es wohl auch Anhaltspunkte geben.
„Sie haben sehr leise miteinander gesprochen und wollten so schnell wie möglich ablegen. Nach Astapor.“ Nun war sein Interesse endgültig geweckt. Warenschmuggel gab es auch in Braavos, nur deswegen hätten sie nicht zu fliehen gebraucht. Es gab eigentlich nur eine Sache, die man hier auf keinen Fall an Land bringen sollte. Sklaven. Und Astapor war für seinen Sklavenhandel bekannt, auch wenn Daenerys Targaryen versucht hatte, dem ein Ende zu bereiten.
„Was hat ein Mädchen noch gehört?“
„Nicht viel. Aber sie scheinen nicht von hier zu kommen, also werden sie wahrscheinlich am Lumpensammlerhafen ablegen.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, meistens hatten solche Schiffe nicht nur Sklaven an Bord und wenn sie noch irgendetwas anderes transportierten, würden sie am Chequy Port ablegen müssen. Die Zollbeamten des Seelords waren hierbei sehr streng. Er hatte allerdings nicht vor, ihr das zu sagen, sie war schon lange genug in Braavos, um dies selbst herauszufinden.
„Ein Mädchen wird überprüfen, ob das stimmt und die Namen aller Beteiligten herausfinden. Bevor sie ablegen.“ Das war nicht gerade einfach, besonders ohne Augenlicht. Aber nun hatte er zumindest wieder eine Situation, in der er sie beobachten und so abschätzen konnte, wie gut sie mit ihrer Erblindung umging. So wartete er also keine fünf Minuten, ehe er ihr folgte.
Tatsächlich schlug sie zuerst den Weg zum Lumpensammlerhafen ein und lehnte sich dort an eine Kiste. Er war etwas verwirrt, ohne sich umzuhören, würde sie ja nichts in Erfahrung bringen, doch dort fiel ihm zum ersten Mal die Katze auf.
Das Tier war ihr die letzten paar Meter zum Hafen gefolgt und schien den Hafen genauer zu beobachten als Arya selbst, zumindest ging es drei Mal den ganzen Hafen auf und ab. Es hielt erst inne, als Arya sich wieder in Bewegung setzte. Sie schien ihren Fehler bemerkt zu haben und schlug den Weg Richtung Chequy Port ein.
Doch auch hierhin schien die Katze ihr zu folgen. Wenn jemand etwas zu Essen dabei hatte, war es nicht ungewöhnlich, dass einem eines dieser Tiere nachlief, doch das war hier nicht der Fall.
Er blieb ihr während der ganzen Zeit dicht auf den Fersen und hielt sich, auch als sie ihr Ziel erreicht hatten, im Hintergrund. Zwischen zwei der Holzstege standen einige Stapel Kisten, zwischen denen er sich nun in einen freien Spalt drängte. Es war für so eine Kleinigkeit zwar etwas riskant, aber er musste hören und sehen, was hier gleich vor sich ging.
Während des Gesprächs wurde es ziemlich deutlich, dass einer der Zollbeamten bestochen worden war, aus irgendeinem Grund aber nicht selbst die Inspektion vornehmen konnte. Seine Ohren lauschten dem Gespräch, seine Augen hingegen waren ganz auf Arya gerichtet und während der ganzen Zeit schien es wieder so, als würde die Katze die Männer belauschen und nicht sie. So weit er erkennen konnte, schien sie schon fast abwesend zu sein.
Erst als einer der Schmuggler mit dem Zollbeamten unter Deck verschwunden war und der zweite mit dem neu dazugekommenen Komplizen sprach, war Arya im Begriff sich zu erheben.
In derselben Sekunde in der sie das tat, rannte die Katze auf einmal davon. Einem Unbeteiligten mochte das alles nicht seltsam erscheinen, er hingegen hatte langsam eine Vermutung, was es damit auf sich haben könnte.
Diesmal nahm er keine Rücksicht mehr und weckte Arya mit einem heftigen Schlag gegen ihren Oberarm.
Sie erhob sich rasch aus dem Bett, wirkte aber für einen Moment orientierungslos, woraufhin er wieder zuschlug. Wäre sie mit einem realen Gegner konfrontiert, wäre sie längst tot. Sie trat einige Schritte seitlich vom Bett weg, damit sie mehr Raum bekam, um auszuweichen. Eine kluge Überlegung.
„Was hat ein Mädchen herausgefunden?“
„Es waren wirklich Schmuggler. Sie wollen Sklaven nach Astapor bringen und haben sie hinter Käfigen mit anderen Tieren versteckt.“
„Wie heissen die beiden?“
„Der eine hiess Farid Thira und der andere Iormo. Und sie haben jemanden bestochen der am Hafen arbeitet, Enryn Attis.“ Mehr hatte auch er nicht gehört.
„Und wer bist du?“
„Niemand.“ Der Schlag traf sie zielsicher gegen den Wangenknochen und sie machte einen Satz zurück. Nein, lügen konnte sie nach wie vor nicht und der Mann ohne Gesicht fragte sich, ob sie es überhaupt jemals lernen würde. Es schien, als würde er bei ihrer Ausbildung nie vorankommen.
„Wer bist du?“
„Nie-“ diesmal wartete er gar nicht erst ab, ehe er ihr einen weiteren Hieb, diesmal in die Magengrube, versetzte. Er konnte ihre Wut nicht nur in ihrem Gesicht ablesen, sie umgab sie wie eine Aura. Unter dieser Wut hingegen befanden sich Angst und Unsicherheit. Und dies war sein Ziel. Er musste sie so lange ärgern, bis ihre Wut zum Vorschein kam, damit sie diese zu bändigen lernte. Wie auch alle anderen Gefühle, aber allen voran die Wut. Allerdings war ihre Identität an diesem Abend nicht das Einzige, was es zu ergründen galt.
„Wovon hat ein Mädchen vorhin geträumt?“
„Ich kann mich nicht mehr erinnern.“ Eine Lüge. Wieder ein Schlag.
„Wovon?“
„Was interessieren dich meine Träume!“
„Als Niemand hat man keine Geheimnisse.“ Sie schien einen inneren Kampf auszufechten und er gab ihr die Zeit dazu. Wenn sie wirklich nicht bereit war, so etwas Simples wie einen Traum preiszugeben, würde die Ausbildung nie erfolgreich sein. Dennoch sah er ein, dass sie Zeit brauchte, kaum jemandem war es möglich die Identität vom einen zum anderen Tag abzulegen. Selbst für die begabtesten unter ihnen war es ein langwieriger Prozess gewesen.
„Worum geht es in den Träumen?“, fragte er also noch einmal und liess den Stock sinken.
„Ein Wolfsrudel.“ Obwohl er nicht gewusst hatte, was ihn erwartete, vermochte ihn diese Antwort dennoch zu überraschen. Wie er wusste, war der Wolf das Wappentier ihres Hauses gewesen. Hatte der Traum also etwas mit ihrer Familie zu tun? Doch ausnahmsweise brauchte er nicht jedes Wort einzeln aus ihr hervorzuquetschen, denn sie fuhr fort.
„Im Traum geht es um eine Wölfin, die ihr Rudel anführt. Manchmal ist sie auch alleine unterwegs.“
„Und wo?“
„In den Flusslanden. Das Rudel bewegt sich Richtung Süden.“ Träume deuten gehörte nicht zu seinen Aufgaben, doch seine Intuition sagte ihm, dass da mehr dahintersteckte. Und das es irgendeine Verbindung zwischen diesen Träumen und der Katze gab. Für den Anfang hatte er aber genug, worüber er nachdenken konnte. Trotzdem musste er sie einmal mehr auf die Probe stellen. Obwohl Probe nicht das richtige Wort hierfür war, denn er meinte es ernst.
„Ein Mädchen kann ihre Sehkraft schon heute zurück haben. Morgen fahren drei Schiffe nach Westeros, auf einem davon wird sich sicherlich Platz finden. Oder ein Mädchen könnte hier in Braavos Arbeit finden, ihr eigenes Geld verdienen, eine Familie gründen.“ Es gab so vieles, was ein Mädchen in ihrem Alter noch tun konnte, wenn sie wirklich diesen Weg beschritt, gab es ab einem gewissen Punkt kein Zurück mehr.
„Sag doch einfach, wenn du mich loswerden willst! Ich will nicht zurück nach Westeros, ich will nicht irgendwo arbeiten und ganz bestimmt will ich niemals Kinder!“ Sie schien sehr entschlossen in dem, was sie sagte, doch wusste er, dass diese Entschlossenheit von ihrem Rachedurst kam. Sie hatte den Wolf nicht nur als Wappentier und in ihrem Träumen, sie schien ihn in sich zu tragen. Selbst ihre Augen schienen manchmal wie die einer Wölfin auf der Jagd. So lange sie keinen weiteren Ärger mehr verursachte, würde er sie jedoch nicht fortschicken. Nicht, solange sie es nicht wollte.
„Wenn ein Mädchen wirklich dienen will, sollte es lernen sich selbst zu verteidigen.“ Mit diesen Worten versetzte er ihr einen heftigen Stoss zwischen die Rippen. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, verlor den Halt und fiel nach hinten. Zu seinem Erstaunen war sie nach kaum einer Sekunde wieder auf den Beinen und er warf ihr den Stock zu, der mit einem lauten Geräusch auf dem Boden landete. Sie hob ihn auf, schien jetzt aber verunsichert.
„Kämpfe.“ Er wusste, dass die andere Priesterin auch schon mit ihr geübt hatte und dass sie bisher immer kläglich gescheitert war. Selbst wenn sie viel dazulernte, würde sie Jahre brauchen, um so schnell und geschickt zu werden wie sie, ganz einfach, weil ihr die Erfahrung fehlte. Doch ohne Training würde sie diese gar nie erlangen.
Sie macht einen grossen Schritt auf ihn zu und schlug nach ihm. Ein Schritt zur Seite und schon traf ihr Schlag ins Leere. Auch beim zweiten und dritten Mal kostete es ihn keine Mühe ihr auszuweichen.
Umso mehr sie versagte, desto wütender schien sie zu werden und so liess ihre Konzentration immer weiter nach.
Nach einer Weile hielt sie inne und er streckte seinen Arm aus, um ihr den Stock wieder zu entziehen, als sie ausholte und ihn gegen die Knöcheln seiner Hand traf. Genau mit dieser Hand schlug er nun nach oben, womit ihr der Stock aus der Hand glitt und er ihn in der Luft fangen konnte.
In einem richtigen Kampf hätte ihr das wohl kaum den Sieg gebracht, aber sie war einfallsreich und hatte seine kurze Unachtsamkeit ausgenutzt. Vielleicht war die Mühe mit ihr doch nicht umsonst.